| Chapter Eighty |

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War er etwa verrückt?!
Was, wenn jemand ins Wohnzimmer kam?
Außerdem saßen seine Eltern und seine Großmutter nur ein Zimmer entfernt!

Und doch schrie alles in mir mich vorzubeugen und seine Lippen zu schmecken.
Verflucht!

„Dann tu es doch", hauchte ich und unsere Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt.
Verdammt, was taten wir da nur?!

Noch drei Zentimeter.
Noch zwei Zentimeter.
Noch einer...

Ein lautes Scheppern aus der Küche riss uns aus unserer Trance und erschrocken stoben wir auseinander.
Marek sprang von dem Hocker auf und wieder einmal Schlug mir die Realität mitten ins Gesicht, als er auch noch fluchtartig das Wohnzimmer verließ.

Werde ich jemals jemanden küssen können, ohne Angst zu haben, gesehen zu werden?
Werde ich jemals Marek küssen können, ohne Angst zu haben?

Nach diesem peinlichen Vorfall hatte ich mich zu den Erwachsenen an den Tisch gesetzt.
Meine Gedanken und Gefühle tief in mir verschlossen, führte ich Gespräche, als wäre nie etwas passiert.
Als wären Marek und ich uns nie viel zu nah gekommen.
Als würde ich mich nicht immer weiter in diesen Kotzbrocken verlieben...

„Ich schau mal nach Marek", sagte ich zu Minella und sie nickte mir lächelnd zu, als ich bereits aufstand, um nach oben zu gehen.
Meine Schritte wurden immer langsamer, je näher ich dem Zimmer kam.
Meine Finger zitterten und mein Herz schlug viel zu schnell, als würde sich mein Körper darauf vorbereiten, wegzulaufen.

Ich klopfte vorsichtig und wartete auf das Herein, um dann einzutreten.
Marek lag auf seinem Bett, sein Handy in der Hand.
Sein Shirt war etwas nach oben gerutscht, sodass ich etwas Haut von seinem Bauch sehen konnte.
Ich musste hart schlucken, als ich daran denken musste, dass ich diese Stelle schon mal berührt hatte.

Unsere Blicke trafen sich und ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, aber fluchend bemerkte ich, dass sich mein Gesicht etwas erwärmte.
Verräter.

Der Dunkelhaarige legte das Handy beiseite, stand auf, kam auf mich zu und umschloss mein Gesicht fest mit seinen Händen, um seine Lippen auf meine zu legen.

Im ersten Moment war ich wie versteinert.
Ich konnte mich nicht bewegen, nicht denken, nicht fühlen.
Dann schloss ich meine Augen und erwiderte den Kuss.
Meine Finger krallte ich in sein Shirt und zog ihn so noch etwas näher an mich.

Viel zu schnell ließ Marek mich wieder los und etwas zu gierig zog ich die Luft tief in meine Lungen.
Dieser Typ raubte mich echt jedes mal den Atem.

„Was hat das so lange gedauert?", beschwerte er sich bei mir, als er zu seinem Schrank ging und begann einige Klamotten in eine Tasche zu packen.
Überfordert setze ich mich auf sein Bett und verschränkte meine Finger ineinander.
Dains Worte spukten mir im Kopf herum, wie kleine Gespenster, und verzeifelt versuchte ich sie einzufangen und wegzusperren.
Wo waren die Ghostbusters, wenn man sie mal brauchte?!

„Ich war noch im Esszimmer. Sag mal, Marek?", murmelte ich und sah, wie er sich fragend zu mir drehte und mich abwartend ansah.
„Haben sich deine Eltern eigentlich nicht gewundert, dass ich schon wieder mitkommen? Ich meine... Naja. Also, hast du nicht Angst, dass sie dadurch falsche Schlüsse ziehen könnten?", traute ich mich endlich zu fragen und wartete gespannt auf Mareks Antwort.

Der Dunkelhaarig sah mich kurz noch mal nachdenken an und drehte sich dann wieder dem Schrank zu, um weiter zu packen. „Nö. Sie denken, dass wir gute Freunde sind und dabei bleibt es ja auch", beantwortete er meine doofe Frage und ich konnte nicht verhindern, dass sich mein Herz ein klitzekleines bisschen zusammen zog.
Ja...

Es wird sich nie ändern.
Er nicht.
Ich nicht.
Wir nicht.

„Marek?", sammelte ich erneut meinen ganzen Mut zusammen.
Ich verdiente Antworten!

Wieder drehte er sich kurz zu mir, um zu zeigen, dass er mir zuhörte und steckte dann weiter einige Hosen in die Tasche.
„Wieso hast du mich Schatz genannt?".

Mein Herz blieb stehen.
Da.
Da war sie.
Die Frage, die mich gequält hatte.
Eine verdammt dumme Frage und doch hatte sie mich verrückt gemacht.
Ich wollte sie nicht stellen.
Ich wollte seine Antwort darauf gar nicht, wusste ich doch, dass ich nicht das hören werde, was ich wollte...

Marek drehte sich erneut zu mir und seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.
Wie eine Raubkatze näherte er sich mir und bevor ich das registieren konnte, stand er auch schon vor mir.
Der Dunkelhaarige legte einen Finger unter mein Kinn und drückte es nach oben, sodass ich ihn nun ansehen musste.
„Wie soll ich denn sonst nennen, hm?", hauchte er mir entgegen und seine Stimme war so tief dabei, dass es mir eine Gänsehaut bereitete.

Etwas verzweifelt räusperte ich mich und versuchte nach außen hin cool zu bleiben, während in meinem Inneren das reinste Chaos herrschte.
„Quinn. Einfach nur Quinn", antwotete ich ihm und hasste mich dafür.
Ich wüsste einiges, wie er mich nennen könnte...

„Nicht Sweety? Oder Babyboy? Oder Sweetheart? Oder Honey? Oder-", machte er sich über mich lustig und nun spürte ich, wie mein Gesicht vor Scharm brannte. „Oh Gott, hör auf!", unterbrach ich ihn murrend und stand auf, um mich etwas von ihm zu entfernen.
Blöder Arsch.

Kurz war es still und verzweifelt suchte ich in meinem Kopf nach Ablenkung.
„Welches Ereignis aus deiner Vergangenheit würdest du rückgängig machen, wenn du könntest und wieso?", versuchte ich die Situation zu entschärfen und gleichzeitig den Plan umzusetzen.
„Was?", wunderte sich Marek und verzog leicht gequält seinen Mund.

„Na, der Deal. Schon vergessen? Wir haben uns gerade geküsst, also weiter mit den Fragen", erinnerte ich ihn an die ursprüngliche Abmachung und nun sah ich Erkenntnis in seinen Augen aufblitzen.

Doch anstatt mir zu antworten, schnaufte er missbilligend, ging zurück zu seinem Kleiderschrank und packte weiter.
Er tat, als hätte ich mich in Luft aufgelöst und das tat sogar noch mehr weh, als seine doofen Worte.

„Ist das dein Ernst?!", knurrte ich sauer, spürte den Schmerz und die Wut in mir brodeln, und stapfte laut auf den großen Jungen zu.
„Nerv mich nicht, Quinn", sagte dieser jedoch nur unbeeindruckt und das heizte mein Inneres, vollgepumpt mit Wut und Hass, noch weiter auf.

Ohne lange weiter darüber nachzudenken ging ich zu ihm, holte aus und zielte auf sein Gesicht.
Im letzten Moment wich Marek meiner Faust aus, griff sie und drehte sie mir auf den Rücken.
Vor Schreck und Schmerz schrie ich auf und sackte auf die Knie.
Das alles passierte innerhalb eines Wimpernschlags.

Was zum Teufel hatte ich mir dabei gedacht?!
Dachte ich echt, dass ich eine Chance hatte?!
Scheiße, ich war so armselig.

„Du magst es gefährlich?", hörte ich sein Flüstern an meinem Ohr und hilflos stöhnte ich auf vor Schmerz.
„Du tust mir weh!", versuchte ich mich zu wehren, doch Marek ließ nicht los, sondern drückte meinen Arm sogar noch etwas fester nach oben.
Tränen stiegen mir in die Augen und verzweifelt schluchzte ich auf, während ich versuchte, diese wegzublinzeln.

Endlich spürte ich eine befreiendes Gefühl, als der Dunkelhaarige meinen Arm los ließ.
Sofort rieb ich mir die Schulter und stand etwas umständlich auf.
Meine Knie zitterten, meine Hände wollten mir nicht gehorchen und ängstlich sah ich Marek ins Gesicht.

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt