| Chapter One-Hundred-Five |

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„NEIN!".

Mein Schrei schmerzte mir im Hals, doch das war mir egal.
Alles andere war völlig bedeutungslos geworden.

Ich sah Quinn fallen.
Wie in Zeitlupe sah ich, wie er nah hinten kippte und wie die Dunkelheit ihn verschluckte.

Einen unglaublich langen Moment stand ich nur da.
Ich konnte nicht denken.
Nicht handeln.
Nicht fühlen.

Für einen winzig kleinen Augenblick war mein Leben vorbei.
Die Welt hatte aufgehört sich zu drehen.
Die Sonne würde nicht wieder aufgehen.
Ich war davon überzeugt, dass gleich die Erde explodieren würde.
Und wir alle mit ihr.

Zumindest war das mein Wunsch.

Dann drehte sich die Welt komischerweise weiter.
Ich wusste nicht wie und wieso.
Ich hörte Ches und Silas neben mir, hörte ihre Stimmen und ein Geräusch, von einem Handy.

Langsam schaltete sich mein Kopf ein und erst jetzt schien ich zu realisieren, dass Quinn tatsächlich gesprungen war.
Er hatte keine Chance.
Keine Chance zu überleben.
Nicht gegen diese Strömung.

Ich spürte erwas nasses in meinem Gesicht.
Es konnte der Regen sein, der nun langsam das Land überflutete.
Oder meine Tränen, die mir aus den Augen liefen.

Ich hatte schon lange nicht mehr geweint.
Eigentlich schon seit Ewigkeiten nicht.
Wieso weinte ich?

Wo war meine Wut hin?
Sie hatte mir etwas konstantes gegeben. Etwas tröstliches. Etwas, das ständig da war.
Nun...
War sie einfach weg.

Er hatte keine Chance...
Er konnte nicht schwimmen.
Zumindest...
Nicht allein!

Noch während mein Gehirn dachte, hatte mein Herz längst beschlossen was zu tun war.
Ohne weiter darüber nachzudenken kletterte ich über das Geländer und ließ mich Kopf über ins Wasser fallen.

Noch während ich fiel, hörte ich Chester und Silas über mir rufen, doch das war mir egal.

Der Aufprall war hart und kurz nahm mir die Kälte des Wassers die Luft zum Atmen.
Mein ganzer Körper verkrampfte sich und meine Muskeln versagten mir den Dienst.

Ich wurde durch das Wasser geschleudert, war ein Sklave der Wellen und der Strömung.
Meine Lunge verlangte nach Luft, doch ich hatte keine Ahnung wo oben oder unten war.

Hoffnungslos schloss ich die Augen und ließ es geschehen.
Wenigstens waren wir zusammen...

Nein.
Nein!
Nein, verdammt!
Quinn hatte das nicht verdient!
Er hatte es verdient zu leben!

Mit neuer Kraft öffnete ich meine Augen und folgte meinen letzten Luftblasen zur Wasseroberfläche.
Dort schnappte ich nach Luft, zog den Sauerstoff in meine brennende Lunge und sah mich dann um.

„Quinn!", schrie ich, hielt mich mit starken Schwimmbewegungen über Wasser.
„Quinn!".

Das Wasser war laut und schlecht gelaunt und ließ dies an mir aus.
Immer wieder wurde ich unter das kühle Nass gedrückt und so langsam ging mir die Kraft aus.

Über mir sah ich die Brücke.
Er musste doch hier irgendwo sein, verdammt!

„Quinn, wo bist du?!".
Mein Hals schmerzte vom Schreien, meine Muskeln vom hin und her schwimmen.
Dass ich mal im Schwimmteam war, rettet mich nun, doch ich wollte doch ihn retten!

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt