| Chapter Five |

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„Er hat zu viel getrunken, ich kann ihn nicht alleine unten lassen", verteidigte Chester meine Anwesenheit und drehte sich dann weg.
Kurz kniff ich die Augen zusammen und versuchte mir die Umgebung genauer anzusehen.

Ich lag in einem großen Bett und, als ich einen tiefen Atemzug nahm, wusste ich auch sofort, wem es gehörte: Marek.
Igitt, Kotz und Würg! Gerne würde ich aufspringen und mich davon entfernen, doch fühlte ich mich dazu nicht im Stande.

„Du bist doch nicht sein Babysitter... Na gut, dann pass wenigstens auf, dass er mir nicht ins Bett kotzt", hörte ich Marek erwidern und fühlte mich mal wieder, wie ein kleines Kind.
Wie ich das hasste...

„Seid ihr alle da?", stellte eine dritte Stimme die Frage und daraufhin hörte ich einige Schritte. Mit der wenigen Kraft, die ich noch hatte, hob ich den Kopf und beobachte, wie nun auch Karim, Silas, Yoldas und Timba ins Zimmer kamen.
Na toll, alle zusammen, wie schön...
Zwar bemerkte ich, wie mein Herz bei Timbers Anblick schneller schlug, doch war alles weiterhin schwammig und ich flog immer noch einfach über den Wolken hinweg.

Die Jungs ließen sich alle auf den Stühlen nieder, die in einem Kreis aufgebaut waren und warfen mir komische Blicke zu. „Och Quincy, du solltest es doch nicht so übertreiben", tadelte mich Karim nun und ich musste mich zusammenreißen ihm nicht wahllos Schimpfworte an den Kopf zu werfen.
Das war doch allein seine Schuld, dieses aufgeblasene, stinkende Arschloch, wenn ich den...

Tief atete ich durch und bemerkte, wie mir das Mittagessen die Speiseröhre entlang wanderte, doch schluckte ich einfach alles wieder runter. Wenn ich in Mareks Bett kotzen würde, wäre ich tot.
Mausetot.

„Ches...", nuschelte ich und seufzte erleichtert, als sich Chesters Gesicht in meinen Blickwinkel schob. „Alles gut, Quinn?". Plötzlich fand ich das alles unglaublich witzig und begann, wie blöd, zu kichern. „Weißt 'noch, als wir auf dies'm komischen Spielplatz war'n und wir unbedingt bei dies'm Kletterturm nach ganz oben klettern wollt'n?", kicherte ich, wie ein kleines Mädchen und zog mich an Chesters Shirt nach oben. „Klar weiß ich das noch, Depp", grinste mein bester Freund nun und schnappte nach meinem Arm, um mich festzuhalten, als ich gefährlich wankte. Davon bekam ich aber kaum etwas mit.

„Du bist runter gefallen, wie ein voller Sack Kartoffeln", lachte Ches und ich nickte, wie verrückt. „Genau! Und weißt noch, wie 'se mir dann den falsch'n Arm eingegipst haben?", erzählte ich weiter, immer noch unsicher auf den Beinen. Ich lachte und mir wurde mal wieder bewusst, wie lange ich Chester nun schon kannte, eigentlich mein ganzes Leben lang. Sein Vater und mein Vater waren bereits gute Freunde gewesen, bevor...

Schnell schüttelte ich den Kopf, um die schlechten Gedanken zu vertreiben.
Als es dann mit meiner Mutter Berg ab ging und Sienna nicht mehr da war, verbrachte ich oft viel Zeit in Ches' Zuhause. Mit einem Schlag wurde mir mal wieder bewusst, wie oft er mich vor dem Hungertot gerettet hatte und von einer plötzlichen Sentimentalität gepackt fiel ich ihm um den Hals und drückte ihn so fest an mich, wie ich konnte. „Isch hab dich lieb, Ches", nuschelte ich und bemerkte, wie mir tatsächlich Tränen aus den Augen floßen.

Als ich Lachen hörte, holte mich das in die Realität zurück und mit einem Mal wurde mir bewusst, wer noch alles im Zimmer war und uns beobachtete.
„Süß", kommentierte Karim meinen Gefühlsausbruch und beschämt wischte ich mir die Tränen vom Gesicht.
Gott, wie peinlich!

„Hab dich auch lieb, Kleiner", grinste Chester mich an und verstrubbelte meine Haare so, wie er es immer tat, sodass ich mich aus Gewohnheit mit meinen Armen wehrte. „Komm", fuhr mein bester Freund fort, zog mich auf einen Stuhl, stellte nochmal einen dazu und ließ sich dann, rechts neben mich, auf diesen fallen. Nun saßen wir in einem Stuhlkreis, wie früher in der Grundschule, wenn man am Montagmorgen von seinem Wochenende erzählte. Wieder musste ich, bei diesem Gedanken, kichern.

„Denkst du, dass ist eine gute Idee?", flüsterte Silas, welcher rechts neben Ches saß und verwirrt sah ich ihn an. Was meinte er denn? „Klar, das passt schon", erwiderte Chester und zwinkerte mir dann zu.
Hä?
Ganz durcheinander ließ ich meinen Blick durch den Raum wandern. Was passierte hier denn?

Links neben mir saß Yoldas, daneben Marek, dann Karim und, mir fast gegenüber, saß Timba.
Verträumt ließ ich meinen Blick über ihn wandern.
Er war wirklich schön.

Seine Haut glänzte, wie leckere Vollmilchschokolade, genauso wie seine Augen. Plötzlich hatte ich unglaubliche Lust auf etwas Süßes. Seine Haare waren in Dreadlocks geflochten und verliehen ihm ein verwegenes Aussehen. Meine Hände zitterten und nervös verschränke ich sie auf meinem Schoß.

Panisch bemerkte ich, dass ich Timba viel zu lange angestarrt hatte und senkte meinen Blick schnell zu Boden. Was war das jetzt hier für ein Selbsthilfetreffen?

„Okay, Ian. Augenbinde auf", wies Karim Killian an und überreichte diesem besagte Augenbinde. Alle grinsten sich an und ich wünschte, dass sich der Boden einfach öffnete und mich verschluckte. Ich mochte es hier nicht. Ganz und gar nicht.

Als Killian die Augen verbunden hatte, stand Karim auf und ging aus dem Zimmer. Gleichzeitig beobachtete ich Marek dabei, wie er sein neues iPhone aus der Hosentasche holte und kurz darauf Musik lief. Und was für eine...

Ein ganz schlechtes Gefühl befiel mich.
„Happy Birthday, Bro. Wir hoffen, dir gefällt unser Geschenk", sagte nun Silas, als sich die Tür öffnete und Karim wieder zurück ins Zimmer kam. Panisch riss ich meine Augen auf und schnappte nach Lust.

War das ihr Ernst?

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt