| Chapter Eighty-One |

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Er stand vor mir und sah auf mich hinunter, wie ein Gott auf seine missratene Schöpfung.
Sein Gesicht war verschlossen und etwas verkniffen und so, wie er dastand, erinnerte er mich an einen gefallenen Engel.

Seine Augen leuchteten, obwohl er tiefe Augenringe trug.
Seine Haare strahlten, obwohl sie teilweise platt an seinem Kopf anlagen.
Fehlten nur noch die Flügel.

Und da sah ich es.
Ich sah den Schmerz in diesen Augen, die Kraftlosigkeit in den Haaren und konnte mir vorstellen, dass er sich wirklich wie ein gefallener Engel fühlte.
Nur eben ohne Engel.

„Warum zwingst du mich jedes mal dir weh zu tun?", fragte er mich nun und mit einem müden Seufzer ging er zurück zu seiner Tasche.
Überfordert rieb ich mir meinen schmerzenden Arm und atmete tief durch. Hätte er gerade nicht so traurig geklungen, dann hätte ich ihm jetzt einiges entgegen geschleudert, doch das hatte er.
Und ich wusste auch wieso.
Er dachte wirklich, dass er keine Wahl hatte.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, was die Situation nicht verschlechtern würde, und blieb deshalb einfach still. So beobachtete ich Marek dabei, wie er kurz in seinem Schrank herum wühlte und dann wohl fand, nach was er gesucht hatte. Mit einem „Ah, da", zog er einen dunkelgrünen Pullover unter anderen Kleidungsstücken hervor und kam damit auf mich zu.

Mein erster Impuls war es zurück zu treten, oder am besten gleich wegzulaufen, doch ich riss mich zusammen und musste wieder an Dains Worte denken.

Marek würde mir niemals ernsthaft weh tun.
Drohen, ja. Vielleicht auch provozieren, aber zuschlagen?
Das würde er nicht mehr tun und ich glaubte Dain, denn es stimmte.

Der jüngere Quinn schrie mich an, lachte mich aus, aber ich wusste es besser, als er.
Marek hatte in letzter Zeit einige Gelegenheiten mir wirklich weh zu tun und ich wusste, dass seine innere Stimme ihm das sogar riet, aber er kämpfte gegen sie.
Er tat mir leid und ich hoffte, dass ich Marek noch eine Weile den Unwissenden vorspielen konnte, obwohl ich ihn ständig mit diesem mitleidigen Blick ansah.

Ich hatte ja keine Ahnung, was er durchmachen musste und es tat mir von Herzen weh darüber nachzudenken.

„Hier", grummelte der große Typ, der nun mittlerweile vor mir stand und mir den Pulli in die Hand drückte.
Noch überfordert von der Situation und meinen Gedanken sah ich Marek einfach nur überrascht an. Dann wanderte mein Blick zu dem waldgrünen Pullover in meiner Hand.

„Was soll ich damit?", wollte ich von ihm wissen und beäugte das Kleidungsstück weiter genauer.
Er sah so aus, als wäre er Marek zu klein und mir ein bisschen zu groß.

„Na was wohl. Anziehen. Du kannst nicht immer mit diesem Ding da rumlaufen", rechtfertigte er sich und zeigte auf meine Anziehsachen. „Hey! Das ist mein Lieblingspulli über den du da herziehen willst!", verteidigte ich mich und meinen Pulli und rümpfte eingeschnappt meine Nase.

Da war es wieder.
Mein Ego.
Ich konnte nicht akzeptieren, dass Marek mir seinen Pulli geben wollte. Konnte und wollte es nicht.
So müsste ich eingestehen, dass ich etwas nicht alleine geschafft hatte und das wollte ich nicht mehr.
Auf der anderen Seite...
Es war nur ein Pulli, oder nicht?
Sein Pulli...
Ob er auch nach ihm roch?

„Jetzt halt einfach die Klappe und zieh ihn an", murrte Marek und verdrehte dabei die Augen.

Meine Wut schluckte ich einfach herunter und packte dann den Pulli fester.
„Dreh dich um", herrschte ich ihn an und beobachtete ihn dabei, wie er kurz seine Augenbrauen anhob und leicht grinste. Dann drehte er sich aber tatsächlich, ohne ein weiteres Wort, um und ich sah, wie er weiter in seiner Tasche herum fischte.

Mit zittrigen Fingern zog ich meinen alten Pulli aus und dann den neuen an.
Wie erwartet war er mir etwas zu groß, doch das ging wohl noch als Oversized durch.
Das Kleidungsstück war warm und weich und sofort zog ich den Stoff enger um mich. Schnell schielte ich zu Marek und als dieser immer noch nicht schaute, drehte ich mich weg und roch an ihm.

Jap.
Das war er.
Sein Geruch.
Ich dreh durch.
Gleich hier, gleich jetzt.
Ich werde wie ein Fangirl herumspringen und diesen Pulli in mein Gesicht drücken, bis...
Verdammt noch mal, reiß dich gefälligst zusammen, Quinn!

„Gefällt er dir?", holte mich Mareks Stimme zurück und mit wohl hochrotem Kopf drehte ich mich zu ihm um.
Seine dunklen Augen wanderten von meinem Gesicht zu dem Pulli und zurück und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte.
Marek kam auf mich zu und zog etwas an dem Kleidungsstück. „Steht dir", grinste er und ich musste schlucken.

„Danke", brachte ich gerade so heraus.
Mehr nicht.
Mehr war da auch nicht.
Mein Kopf war leer.
So leer, wie eine Tafel Schokolade, Fünf Minuten nachdem ich sie geöffnet hatte.
Nicht das ich oft Schokolade ass, aber wenn, dann schon richtig, oder nicht?
Es war einfach verdammt lecker, okay?!

Hm, vielleicht war da doch etwas.
Seine Augen.
Seine Haare.
Sein Geruch.
Seine Stimme.
Seine Augenbrauen, die er schon wieder leicht hochgezogen hatte.
Seine Finger, die er ineinander verschränkte, wenn er nervös war.
Seine...
Ach, Scheiße...

„Bitte", antwortete Marek und stand genauso betröppelt vor mir, wie ich vor ihm.
Meine Hände fanden seinen Kopf von ganz automatisch und während ich ihn zu mir herunter zog, unterbrachen wir unseren Blick nicht.

Mein Bauch kribbelte und das alles fühlte sich so verdammt richtig an.
Sein Pulli verschaffte mir seine Wärme.
Sein Duft schien mich zu umgeben, mich zu hypnotisieren.
Und seine Lippen fühlten sich so verdammt gut an, dass ich mir kurz wünschte, dass wir einfach so für immer hier stehen bleiben würden.
Ich wünschte, dass alles würde nie enden und gerade war mir alles andere egal.

In meinem Kopf sollte das pure Chaos herrschen.
Ich müsste mir Sorgen machen.
Wegen Chester.
Wegen Sienna.
Wegen Karina.
Wegen der Schule.
Wegen meiner Arbeit.
Wegen... Allem.
Aber das tat ich nicht.
Gerade war alles gut und als mich Marek mit sich auf sein Bett zog wusste ich, dass ich ihm gänzlich und entgültig verfallen war.

——————

Naaaa, wie geht es euch denn so?
Ich hoffe, es ist alles gut!

Ich bin ehrlich, Quinn und Marek spielen mit mir!
Normalerweise habe ich eine Buchidee und dann eine grobe Richtung, was alles passieren sollte, aber...
Seit Kapitel Eins machen die ihr eigenes Ding und ich habe noch selbst keine Ahnung, was sie vor haben.
Naja, lassen wir uns einfach mal von ihnen überraschen ;D

Bis zum nächsten Kapitel!
Hab euch lieb, bleibt gesund und lesefreudig!

Eure Ella <3

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt