| Chapter Seventy-Nine |

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„Quinn, hast du kurz einen Moment für mich?", hielt mich der große Mann, mit den dunklen Augen und den dunklen Haaren auf, als wir mit dem Essen fertig waren und ich Marek ins Wohnzimmer folgen wollte.
„Natürlich", antwortete ich mit fester Stimme, obwohl ich mich nicht im geringsten so selbstbewusst fühlte, wie ich tat. Eigentlich wurden meine Beine gerade in Pudding verwandelt, da ich keine Ahnung hatte, was mich erwartete.

„Tut mir leid dich so zu überfallen", begann Dain, nachdem wir ein großes Zimmer betreten hatten. Drei riesige Schränke, voll mit Akten und Büchern, zierten die Wände darin, links stand ein großes Sofa und in der Mitte thronte ein großer Schreibtisch aus massivem Holz.
Dain setzte sich in den Schreibtischstuhl dahinter und forderte mich mit einer Handbewegung auf, mich ihm gegenüber auf den Stuhl zu setzen.

Nervös nahm ich darauf Platz und verschränkte meine schwitzigen Finger ineinander.
Ich mochte den Mann, wirklich, aber...
Irgendwie machte er mir... Angst?
Noch nie war ich mit ihm alleine und ich konnte mir nicht vorstellen, was er von mir wollen könnte.

„Quinn", sagte Dain in einer unglaublich ruhigen Stimme. „Ich möchte dich etwas fragen".
Oh Shit.
Bloß nicht.

Ich setzte mein Lächeln auf und nickte nur.
„Redet Marinek mit dir?".

Ähm.
Was?
Mein Kopf war mit einem Schlag leer und ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte.
Unbeholfen kratzte ich mich am Hinterkopf und mied Dains Blick.

Wie sollte ich ihm erklären, dass Marek und ich nicht befreundet waren, sondern nur rum machten?
Wie sollte ich ihm erklären, dass ich seinen Sohn sehr mochte, doch sein Sohn mich nicht?
Wie...

„Ich meine, über seine Gedanken und Gefühle", ergänzte der große Mann und unsicher sah ich ihm ins Gesicht.
„Nicht wirklich. Wir... Wir sind nicht so... Ich meine, also... Nein. Nein, tut er nicht", stammelte ich herum und sah, wie Dain ganz leicht seine Augenbraue hochzog, so wie sein Sohn es manchmal tat, wenn er mich beim Lügen erwischte.

Shit...

„Hm", kommentierte er dann meine unnützen Worte und panisch klemmte ich mir meine Finger zwischen meine Oberschenkel.
„Weißt du, Quinn. Ich glaube, dass du mehr weißt, als du denkst. Ich glaube sogar, dass du weißt, dass mein Sohn Probleme hat. Er redet nicht mehr mit mir, verstehst du, und ich weiß langsam nicht mehr, was ich tun soll...", schüttete der große Mann mir sein Herz aus und meines blieb stehen.

Marek hatte Probleme.
Meine Alarmglocken in meinem Kopf schellten grell, sodass ich mir kurz an die Stirn fassen musste.
Ich wollte nicht, dass er Probleme hatte...
Ich wollte ihm helfen.

„Mir gehen die Alternativen aus, verstehst du. Er kapselt sich immer weiter ab, kommt immer seltener zu uns, zu mir. Ich mache mir wirklich Sorgen, dass ihn seine Wut verschlucken wird", erzählte Dain weiter und mit jedem Wort zog sich mein Inneres immer weiter zusammen.

Seine Wut...
Ja, die hatte ich auch schon kennen gelernt...

„Du tust ihm gut, dass kann ich sehen. So oft und lange war er schon lange nicht mehr bei uns. Er redet mehr mit uns am Tisch und lacht mit dir", fuhr der Psychologe fort und mein Mund wurde ganz trocken. „Und deshalb brauche ich deine Hilfe".

Mit großen Augen starrte ich Dain an und versuchte diese ganzen Information erst mal zu verarbeiten.

Marek ging es nicht gut.
Mein erster Gedanke war, dass ich ihm helfen wollte.
Ich wollte nicht, dass er diese Last tragen musste.

Dann kamen bittere Gedanken dazu.
Mit diesen Infos könnte ich sein Leben zerstören.
Ich hasste mich, dass zu denken, aber ich wünschte mir, dass ich das alles früher gewusste hätte.
Ich hätte ihm drohen können, es in der Schule zu erzählen.
Ich hätte...

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt