| Chapter Seventy-Five |

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Völlig betrunken, aber annähernd glücklich, verbrachte ich eine Ewigkeit mit Eliza, unterhielt mich mit ihr, lachte mir ihr, knutschte mit ihr und es fühlte sich an, als würden wir uns schon ewig kennen.
Unsere Küsse bedeuteten nichts und verzweifelt versuchte ich sein Bild aus meinen Gedanken zu verbannen.

„Quinn, weißt du wo Joy ist?", fragte mich eine besorgte Isa und erschrocken drehte ich mich in ihre Richtung. Auch in Griffs Gesicht, welcher neben ihr stand, konnte ich die Sorge ablesen.
Shit.
„Ähm... Müsste sie nich bei euch sein?", antwortete ich mit einer Gegenfrage und konnte das schlechte Gewissen nicht abschütteln.
Wo zum Teufel war Joy?!
Ich hatte mich so in meinem eigenen Schmerz verloren, dass ich alles andere völlig vergessen hatte.
Was war ich nur für ein Arschloch!

Isa und Griff schüttelten den Kopf und wankend stand ich mit ihnen auf, um mich suchend umzusehen.
Shit.
Wieder drehte sich alles und kurz presste ich meine Finger an meine Stirn. Dann atmete ich tief durch. Dafür hatte ich jetzt wirklich keine Zeit!
Ich musste Joy finden!

Zusammen mit meinen Freunden klapperten wir den Club ab, fragten Mitschüler, drückten uns durch die laute, gröhlende Menge und je länger wir suchten, desto schlechter fühlte ich mich.

Das war meine Schuld.
Ich hatte sie alleine gelassen, obwohl ich doch mitlerweile wusste, dass in diesem doofen Kecks etwas war.
Wir suchten die Tanzfläche und die Toiletten ab.
Nichts.
Keine Spur von Joy.

Meine Finger zitterten und ich hatte unglaubliche Angst um meine Freundin. Vor meinem inneren Auge sah ich sie schon irgendwo tot liegen...
„Wir gehen draußen schauen, suchst du hier drin weiter?", bat mich Isa und zusammen mit Griff ging sie zum Ausgang.
Nervös tipelte ich nun zu den Sitzgelegenheiten, die alle so verwinkelt waren, dass es dort ziemlich dunkel war.
Da sich diese über die ganzen Räumlichkeiten verteilten, machte ich mich einfach noch mal daran, alles abzusuchen.

„Ches!", rief ich, als ich meinen besten Freund in einer Ecke sitzen sah.
„Oh, hey Quinn! Na, wie-", sagte er, als er mich erkannte, doch ich ließ ihn gar nicht erst ausreden. „Hast du Joy gesehen?", fragte ich schnell und musste mich kurz neben ihn fallen lassen, da sich immer noch alles drehte und bewegte.

„Joy? Ne, seit eurer kleinen Showeinlage nicht mehr. Sag mal, bist du so voll?", fasste mich Chester am Arm und zog mich etwas zu sich. „Lass das! Ich muss Joy finden", wehrte ich mich, stand auf und wollte weiter suchen.
„Warte, ich helf dir", hörte ich Ches hinter mir, doch ich achtete nicht auf ihn.

Nicht weit von mir, in einer ziemlich dunklen und kaum sichtbaren Sitznische sah ich zwei Personen.
Mein Herzschlag beschleunigte sich. Meine Hände zitterten.
Mit wankenden Beinen eilte ich dort hin, packte den Typen am Kragen und schleuderte ihn zu Boden.
Auf der Bank, gerade noch unter dem Jungen, lag Joy.

Die Augen hatte sie geschlossen und sie schien ohnmächtig zu sein. Ihr Oberteil war hochgerutscht und der Knopf ihrer Hose war auf.
Unglaubliche Wut strömte durch mich hindurch und mit einem Schlag war mein Kopf glasklar.

Mit einem Schrei stürzte ich mich auf den Typen am Boden, holte aus und schmetterte meine Faust in sein Gesicht.
Der Schmerz in meiner Hand war nichts gegen die Genugtuung, die ich bei seinen Schmerzenslauten empfand und ich schlug weiter auf ihn ein, ohne darüber nachzudenken.

„Was hast du mit ihr gemacht?!", schrie ich ihn an, und preschte meine Faust in seinen Bauch. „Nichts!", schrie der Typ immer wieder, doch ich hörte nicht auf. Konnte nicht aufhören, daran zu denken, was er vielleicht getan hatte. Das war alles meine Schuld...

Tränen der Wut sammelten sich in meinen Augen und erst, als mich jemand von dem Jungen wegzerrte erwachte ich aus meinem Wahn.
„Was hast du gemacht?!", schrie ich zu dem am bodenliegenden Typen, während ich mich gegen Chesters starke Arme wehrte. „Beruhig dich, Quinn!", versuchte mein bester Freund auf mich einzureden, doch ich drückte ihn von mir. „Was hast du verdammt noch mal gemacht?!", schrie ich noch mal und bemerkte langsam, dass sich schon einige Zuschauer um uns herum versammelt hatten.

Als der Typ aufstehen und flüchten wollte, wurde er von Marek gepackt und festgehalten. „Ich hab nichts gemacht, wir hatten nur ein bisschen Spaß", wendete der Typ sich wehrend ein und wieder schrie ich und versuchte mich von Chester zu befreien.

Marek schüttelte den Jungen und schien nun wohl doch einen bedrohlicheren Eindruck zu hinterlassen, als ich. „Ich hab sie nur betatscht, okay! Kein Grund ein Drama drauß zu machen! Sie hat nicht nein gesagt! Als würdet ihr das nicht auch machen!", gab er dann zu und mein Hals wurde staubtrocken, während meine Wut ins Unermessliche wuchs.

„Du blöder Wichser!", schrie ich außer mir und würde mich Chester nicht festhalten, wüsste ich nicht, ob der Typ morgen noch leben würde.
„Jetzt beruhig dich endlich, man!", fuhr mich Chester an und ich sah, wie sich der Typ von Marek losriss und davon rannte.

Wütend befreite ich mich aus dem engen Klammergriff und funkelte Ches dann sauer an. „Ich soll mich beruhigen? Sag mal, hast du sie noch alle?! Der Typ hat sich an Joy vergangen und du tust so, als wäre nichts passiert!", rief ich wütend und ärgerte mich, dass der Typ nun weg war. Er hatte viel zu wenig abbekommen!
„Ich verstehe, dass du sauer bist, aber das würde doch nichts bringen", redete mein bester Freund auf mich ein und fassungslos blieb ich stehen.
Wer war das?
Wo war mein bester Freund hin?!

„Wow, Ches... Du warst mal einer von den Guten", sagte ich verletzt zu ihm, drehte mich weg und ging zu Joy.
Isa und Griff waren bereits da und während Griffin Joy aufhob und wir zusammen den Club verließen konnte ich nicht anders, als noch einmal wütend zurück zu schauen.

Ich sah, dass es Ches leid tat, aber ich wollte heute auf keinen Fall mehr mit ihm reden.
Wir nahmen uns ein Taxi und fuhren zu viert zu Joy nach Hause.
Dort halfen wir ihr zurecht zu finden und erklärten ihr, was passiert war.

Sie war verständlicherweise völlig aufgelöst.
Der Typ hatte zwar nicht gelogen, aber wer weiß was passiert wäre, wenn wir sie nicht rechtzeitig gefunden hätten.
Immer wieder meldete sich mein schlechtes Gewissen, denn das hätte alles niemals passieren dürfen.
Nichts davon.

Während Isa mit Joy in deren Bett schluf, überließ ich Griff den Sessel und hatte es mir auf Joys dicken Teppich auf dem Boden bequem gemacht.
Während ich den tiefen Atemzügen meiner Freunde lauschte, kam mein Kopf nicht zur Ruhe.

Immer wieder spielte sich der Abend ab, immer wieder sah ich Eliza, dann Marek, dann Joy und das alles wurde mir zu viel.
Meine Gedanken und meine Gefühle überschwemmten mich und ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.

So starteten wir in ein neues Jahr?
Kann ja alles dann nur besser werden, oder nicht...?
Erst, als bereits Sonnenstrahlen in das Zimmer fielen, schlief ich ein.

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt