Die Tage vergingen und es änderte sich nichts.
Ich wusste, dass Quinn bei Chester wohnte und das war der einzige Grund, weshalb ich nicht vollkommen ausrastete. Dort ging es ihm gut.
Ich verbrachte viel Zeit in dem Haus meiner Eltern, da ich es nicht ertragen konnte in meiner Wohnung zu sein.Viel zu viele Erinnerungen hielten mich dort gefangen und jeden Augenblick wünschte ich mir einfach nur, dass Quinn in der Tür stand.
Mit diesem umwerfenden und verschmitztem Lächeln.
Mit diesen strahlenden, blonden Locken.
Mit diesen tief dunkelblauen Augen.Ich vermisste ihn viel zu sehr und es machte mich wütend, dass ich es überhaupt tat.
Ich zog mich immer weiter zurück, lag stundenlang einfach nur da und starrte an die Decke, versuchte alle die Wut zu unterdrücken.Jeden Tag suchte ich nach ihm. Wollte ihn einfach nur sehen.
Wollte mich vergewissern, dass es ihm gut ging.
Wollte...Ja, was wollte ich eigentlich, verfickte Scheiße nochmal?!
War es nicht genau das, was ich wollte?
Wollte ich ihn nicht los werden?Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen.
Immer wieder, wenn ich ihn zu sehr vermisste, starrte ich auf das Bild, welches ich damals von Quinn gemacht hatte.
Ich erinnerte mich an die Gefühle, welche ich bei ihm hatte.Glück.
Und Freiheit.
Und Zuhause.Vor allem hatte er mich von meiner Wut bereit, welche nun umso schlimmer war.
Zu oft fuhr ich Moe an, nur weil er zu laut an meinem Zimmer vorbei ging, oder stritt mit meinem Dad, weil ich nicht reden wollte.Dass es meiner Mom schlechter ging, machte das Ganze nicht besser.
Jeder im Haus war angespannt und jeder kämpfte auf seine eigene Art, verarbeitete es anders.Moetis weinte viel.
Ivar blieb die meiste Zeit bei seiner Uni und seiner Freundin.
Dad arbeitete mehr als sonst.
Mom tat natürlich so, als wäre nichts, wobei jeder sah, wie sehr sie kämpfte, diese Maske aufrecht zu halten.
Und ich?Ich versteckte mich einfach nur in meinem Zimmer.
Mied alles und jeden und wusste nicht, was ich tun sollte.
Mein ganzes Leben ging den Bach runter und ich wusste nichts, was das ändern konnte.Quinn zu vertreiben war das Beste, was ich hatte tun können.
Wenigstens konnte er nun glücklich werden.Es störte mich zwar, dass es nicht mit mir war, doch ich wusste, dass er es bei mir nie hätte sein können.
Ich werde ihm niemals das geben können, was er brauchte.
Niemals werde ich mich selbst akzeptieren können.
Niemals.„Wie geht es ihm?", fragte ich Ches flüsternd, als wir mit den Jungs zusammen saßen.
Da die anderen gerade mit etwas anderem beschäftigt waren, hatte ich mich endlich getraut nach zu fragen. Die Frage hatte mir schon eine Weile auf der Seele gebrannt und ich hätte kotzen können, dass ich tatsächlich nachfragte.
Ich wollte nicht dastehen, wie ein Lappen, doch ich konnte nicht anders.
Ich musste es wissen.Chester sah mich kurz nachdenklich an, strich sich dann seufzend die etwas zu langen Haare aus der Stirn.
„Ich mach mir echt Sorgen. Vorgestern dachte ich, er will sich in der Badewanne ertrinken. Ich weiß langsam echt nicht mehr, was ich tun soll, man. Ich hab Angst ihn zu überfordern und sag lieber nichts, aber ist das richtig? Scheiße, ich hab doch auch keine Ahnung", flüsterte er zurück und ich spürte, wie mein Herz einen Schlag aussetzte.„Er wollte sich ertränken?!", fragte ich nach, versuchte leise zu sein und mir nichts anmerken zu lassen, doch in mir tobte ein reißender Sturm, der drohte, all meine Fassade davon zu wehen.
Verfickte Scheiße!„Er streitet alles ab, aber er benötigt echt Hilfe. Ich habe Angst etwas falsches zu sagen. Er denkt immer, er muss alles alleine schaffen und, wenn man ihm Hilfe anbietet fühlt er sich verletzt. Könntest du doch mal mit ihm reden? Vielleicht nimmt er es bei dir nicht so negativ auf?", murmelte Chester und sah mich nun direkt an.
Mein Magen drehte sich um, doch ich nickte langsam. „Äh, ja. Ja, klar, kann ich mal machen. Wir sollten uns eh mal ausreden", erläuterte ich nun und sah, wie Chester die Stirn runzelte.
„Keine Ahnung, was zwischen euch vorgefallen ist, aber bieg es gefälligst wieder hin", motzte mich der Dunkelhaarige an und stand dann mit einem letzten, etwas bösen Blick in meine Richtung, auf.Mein Herz stoppte und ein ekliges Gefühl raste durch meinen ganzen Körper.
Natürlich hatte er etwas geahnt, doch es nun von ihm zu hören, war etwas anderes.
Sofort waren all meine Ängste, die Panik, die Hilflosigkeit wieder da und siegten gegen meine anderen Gefühle.
Sie siegten über die Sorge, das Mitgefühl, sogar über die Liebe.Kotz.
Liebe.
Allein das Wort war widerlich.Was das Wort bedeutete spürte ich wenige Augenblicke später, als wir auf dem Weg zum Klassenzimmer waren.
Ich hatte nicht damit gerechnet, doch da stand er.Mitten auf dem Gang, direkt in meinem Weg.
Ich vergaß, wie man lief.
Ich vergaß, wie man atmete.
Ich vergaß alles um mich herum. Die Welt verschwand.
Ich sah nur ihn.Seine Augen strahlten mir Ozeanblau entgegen und für einen kleinen Augenblick ging es mir wieder gut.
Ganz kurz lagen wir wieder in meinem Bett, kuschelten, lachten und küssten uns.Das Gefühl verflüchtigte sich, als er unseren Blick unterbrach und beinah davon rannte.
Ich traute mich nicht irgendeine Reaktion von mir zu geben, obwohl ich ihm am liebsten hinter her gelaufen wäre.
Ihn in den Arm genommen hätte.
Ihn geküsst hätte.Verdamme Scheiße, seit wann war ich so eine kack Pussy geworden?!
„Naaa, Quinny. Lange nicht gesehen. Wie geht's?", brachte mich Karim aus meinen ekelhaften Gedanken und ich sah auf.
Noch immer war ich auf Karim und Killian wütend, dass sie Quinn geschlagen hatten, doch ich versuchte mir einfach nichts anmerken zu lassen.
Er hatte mich darum gebeten und ich würde seinen Wunsch respektieren, wenigstens das konnte ich für ihn tun.
Auch wusste ich nicht, was das sonst für unsere Freundesgruppe bedeuten würde und ich war nicht in der Lage noch mehr Streit auszutragen.„Wow, hast du die Anziehsachen geklaut?", mischte sich nun auch Killian ein und auf diese Worte hin sah ich mir Quinn genauer an.
Mein Herz machte einen kleinen Sprung, als ich sah, dass er meine Sachen trug.Viel zu viel Hoffnung brannte in mir auf und verzweifelt versuchte ich sie unten zu halten und mir bloß nichts anmerken zu lassen.
Scheiße verdammte.
Es waren nur Klamotten, was freute ich mich, wie ein Vollidiot darüber?!„Sind gut, oder? Aber findest du, dass mein Arsch darin fett aussieht?", antwortete Quinn mit fester Stimme und drehte uns seinen Hinter hin.
Ich versuchte nicht zu sehr zu starren und unterdrückte ein Schlucken.
Einfach nichts anmerken lassen.
Aber, scheiße, sah er gut darin aus.„Boar, Quinn, du Schwuchtel", erwiderte Killian nur und das riss mich aus meinen Gedanken.
Niemals wollte ich so genannt werden und ich werde alles dafür tun, dass es niemals passierte.
Doch neben diesem Gedanken spürte ich auch meine altbekannte Wut.
Meine Hände formten Fäuste und ich bemerkte, dass ich mich zurück halten musste Killian nicht hier und jetzt in seine Fresse zu schlagen.
Fuck, ich musste wirklich aufpassen.„Nur für dich, Süßer", zwinkerte Quinn Killian zu und ich war kurz davor etwas dummes zu tun.
Zum Glück packte Quinns blonde Freundin, ich glaube sie hieß Johanna oder so, ihn am Arm und zog ihn leise fluchend davon.Kurz erlaubte ich mir, ihm nachzusehen, bevor die anderen weiter liefen und ich ihnen folgte.
Meine Gedanken rotierten in meinem Kopf und meine Wut schrie so laut in meinem Inneren, wie schon lange nicht mehr.
Sie verlangte nach außen zu kommen und ich hatte meine Probleme sie unter Kontrolle zu behalten.
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Fragile - Falling like the stars || boyxboy
Novela JuvenilSind wir nicht alle etwas kaputt? Etwas defekt? Etwas zerbrechlich? Gebrochen vom Leben, sodass wir irgendwie in diese Gesellschaft passen? Quinn hasst Marek. Marek hasst Quinn. Dabei sind sie sich gar nicht so unähnlich: Sie sind beide kaputt...