| Chapter Thirty-One |

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Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag und Angstschweiß floß mir den Rücken herunter. Eigentlich war ich überhaupt nicht bereit Mareks Familie kennen zu lernen. Eigentlich wollte ich Marek nie wieder sehen!

Dessen Geruch hing mir in der Nase, als ich Minella und Henriette aufgeregt folgte und unauffällig fuhr ich mir kurz durch die Locken, um sie etwas zu richten. Ob Marek Geschwister hatte? Wie wohl sein Vater war?

„Hallo Oma!", hörte ich jemanden rufen und im nächsten Moment fiel ein dunkler Schopf in die Arme der alten Frau. „Mein Gott, Moetis, wie groß du doch geworden bist!", rief sie und ich beäugte den Jungen, Moetis, genauer.

Seine dunklen Haare hingen ihm etwas in seine dunkelgrüne Augen und ich schätzte ihn auf elf oder zwölf Jahre. Alles in allem sah er etwas aus, wie Marek, nur in kleiner und jünger.

Nun trat ein großer Mann hinzu und zog Henriette in seine starken Arme. „Hallo Mama, wie geht es dir? Wie war die Fahrt?", begrüßte er sie und die alte Frau fuhr ihrem Sohn durch die dunklen Haare. „Deine Frau sollte dich nicht so bekochen, Schatz. Du wirst von Jahr zu Jahr dicker", beschwerte sich seine Mutter und ich beobachtete, wie der große Mann etwas rot wurde und Moetis leise kicherte.

Als die dunklen Augen des Mannes mich trafen fiel mein Lächeln und aufgeregt kratzte ich mich verlegen am Kopf. „Oh, wen haben wir denn da?", fragte er mich und kam auf mich zu. „Hallo, ich bin Quinn", stellte ich mich vor und streckte ihm eine Hand hin. Nachdenklich ergriff der Mann sie und schüttelte sie dann. Nach einem kurzen Moment, in dem wir uns einfach nur anstarrten, lächelte er mich an.

„Willkommen, Quinn. Ich bin Dain, ich hoffe du bringst Hunger mit", grinste er und ich grinste zurück. „Und wie!", erwiderte ich und wir lachten. „Was ist denn mit dir passiert?", fragte Moetis mich auf einmal und unbehaglich wich ich dem Blick des Jüngeren aus. „Geht dich nichts an, Moe!", funkte Marek plötzlich dazwischen und zum ersten Mal in meinem Leben war ich für seine raue Art dankbar.

Moe verdrehte die Augen und kam dann zu mir. „Ich bin Moe und der schlauste der Familie, nur damit du Bescheid weißt", stellte sich der Kleine vor und lächelnd schüttelte ich ihm die Hand. „Der war gut, Dummkopf!", rief eine weitere, dunkle Stimme. „Hey, Oma", nahm auch dieser Dunkelhaarige, er musste etwas älter sein, als Marek, die ältere Dame in den Arm und nickte mir dann zu.

„Ich bin Ivarin", sagte er zu mir und seine braune Augen erinnerten mich an die, seines Vaters. Wir nickten uns zu und kurz standen wir alle etwas verloren im Gang herum.

„Na los, das Essen wird kalt", scheuchte Minella uns mit einem Mal weiter und laut schwatzend ging die Familie ins Esszimmer. Mit etwas Sicherheitsabstand folgte ich ihnen und wusste nicht genau, wie ich mich verhalten sollte. Mareks Familie schüchterte mich ein, musste ich mir leider eingestehen, auch, wenn sie auf den ersten Blick sehr nett erschienen.

„Moetis, lass das, das ist Quinns Platz", hörte ich Minella meckern und verwirrt betrat ich das große Esszimmer. Die Wände waren in einem angenehmen lila und in der Mitte stand ein großer Tisch, welcher bereits gedeckt war. Moe meckerte, rutschte dann jedoch einen Platz weiter, wodurch ich wusste, wo ich mich hinsetzen sollte.

Während sich Dain an das eine Tischende setzte, nahm Moetis rechts neben ihm Platz. Dann folgte mein Stuhl und daneben setzte sich gerade Marek, was ich nervös zur Kenntnis nahm. Am anderen Tischende setzte sich Henriette und rechts neben dieser saßen nun Minella und Ivarin. Die Familie quatschte wild durcheinander und quetschte ihre Oma etwas aus, während diese hauptsächlich von ihren Katzen erzählte. Das Essen wurde herum gereicht und jeder tat sich auf seinen Teller.

Draußen war es bereits dunkel, sodass der Raum nur von dem großen Kronleuchter von der Decke beleuchtet wurde und ich fühlte mich ein bisschen, wie in einem Film. Mein Kopf pochte, doch ich versuchte den Schmerz, so gut es ging, zu ignorieren.

„Das erzählt sie jedes Jahr", flüsterte mir Moetis nun leise ins Ohr, während die Oma von irgendeiner Katze namens Flecki erzählte, die ihr das Leben gerettet hatte, doch ich hörte nur mit einem halben Ohr zu. Nachdem Dain seinen Sohn mit einem strengen Blick strafte, wurde dieser wieder still, doch grinste er mich nochmal von der Seite an, während ich meines vergebens unterdrückte.

„Reichst du mir bitte mal das Gemüse, Marinek?", hörte ich Dain seinen Sohn fragen und gleichzeitig schoßen sowohl meine, als auch Mareks Hände zu der Schüssel mit dem gewünschten Essen. Unsere Finger berührten sich und es war, als hätte Marek mir einen kleinen Stromschlag gegeben. Verlegen zog ich meine Hand zurück und vermied es jemanden anzusehen, doch zum Glück war niemandem etwas aufgefallen, nur Marek. Dieser sah mich kurz seltsam an, drehte sich dann aber wieder etwas von mir weg. Shit, wie peinlich!

„Wie alt bist du eigentlich, Quinn?", fragte mich Moe plötzlich und froh, über diese Ablenkung wand ich mich dem Jüngeren zu. „Sei doch nicht immer so neugierig, Moetis", beschwerte sich seine Mutter bei ihm, doch ich winkte ab. „Schon okay, ich bin Siebzehn", antwortete ich ihm und Moe verzog das Gesicht.

„Schade, ich dachte, du wärst näher an meinem Alter dran", gab er enttäuscht zu und fuhr sich kurz durch seine dunklen Haare, während ich mir ein Augendrehen unterdrückten musste. Ich musste mir echt einen Bart wachsen lassen, vielleicht behandelte man mich dann nicht mehr wie ein Kleinkind. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich, mit meinen blonden Haare, herausstechen musste, wie ein bunter Pudel.

„Wie alt bist du denn?", fragte ich zurück und sah, wie Moe etwas die Brust heraus streckte. „Ich bin Zwölf", gab er stolz von sich und gedankenverloren nickte ich. So hatte ich ihn ja auch geschätzt. „Dann gehst du aber nicht in Mareks Klasse, oder?", erkundigte sich nun Ivarin und ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich geh in die Klasse unter ihm", erklärte ich und spürte, wie sich Marek etwas neben mir anspannte.

„Woher kennt ihr euch dann?", bohrte Mareks Vater nach und ich schluckte.
„Er ist Chesters bester Freund", kam mir Marek zu Hilfe und ich sah in den Gesichtern der anderen Erkenntnis aufblitzen, als hätten sie schon mal von mir gehört, oder zumindest von Chester. „Achso", gab Dain zurück und steckte sich ein Stück Fleisch in den Mund.

„Mein Sohn ist Psychologe", erklärte mir dann die alte Dame und sah stolz zu ihrem Kind hinüber, während ich beeindruckt nickte. „Ach, Mutter, hör doch auf, dass jedem auf die Nase zu binden", beschwerte sich Dain etwas verlegen bei seiner Mutter und nun wusste ich, warum die Familie so reich war. Die Mutter Arzt, der Vater Psychologe, da kam sicher einiges dabei heraus.

„Weißt du den schon, was du nach der Schule machen willst?", fragte mich Ivarin interessiert und ich verzog das Gesicht. „Nein", gab ich ehrlich zu. „Etwas, was viel Geld bringt, schätze ich", ergänzte ich noch und wurde von Moe unterbrochen. „Ivar studiert Architektur, nicht wahr?", sagte er und konnte seine Begeisterung nicht verbergen, während sein Bruder nickte. „Ist sehr anstrengend, aber macht wirklich Spaß", fügte Ivar noch hinzu und das glaubte ich ihm sofort. Wahrscheinlich hatte er gerade Semesterferien.

„Marek weiß auch noch nicht, was er machen will", offenbarte mir Moe nun die Information über seinen Bruder und überrascht sah ich zu diesem hinüber. Hatte er nicht immer behauptet, er würde Arzt werden? Verwirrt zog ich eine Augenbraue noch oben. „Ich weiß, was ich machen will", murrte Marek und stocherte in seinem Essen herum. Ihm schien das alles öffensichtlich sehr unangenehm, doch Moe war das egal. „Ja, aber du bist zu schlecht, um Arzt zu werden, also brauchst zu etwas anderes", sagte Moetis, scheinbar ohne nachzudenken, und wurde sofort von seiner Mutter gerügt. „Moetis, lass das bitte. Quinn, wie feiert ihr eigentlich Weihnachten Zuhause?", versuchte Minella das Thema zu ändern, doch spürte ich dabei ein Stich in mein Herz fahren.

Weihnachten...

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt