Okay Leute.
Lasst uns die Lesenacht beginnen <3_________________________________________
Die Zeit zog sich wie ein alter Kaugummi, der sich einfach nicht auflöste, egal, wie schnell man kaute.
Ich wollte endlich aus diesem Krankenhaus raus, fühlte ich mich doch schon lange wieder gesund!
Jeden Tag bekam ich Besuch.
Mal waren es Joy, Griff und Isa.
Mal Ana, Erik oder Ches.
Sogar Nana und ihr Vater Basti sahen des Öfteren bei mir vorbei.Trotz alldem war ich nicht zufrieden, fehlte mir doch ein bestimmtes Gesicht.
Marek war seit achtzehn Tagen nicht mehr bei mir gewesen und ich konnte einfach nicht aufhören mir den Kopf darüber zu zerbrechen.Hatte ich etwas falsch gemacht? Etwas Falsches gesagt?!
Nach dem fünften Tag hatte ich ihm eine SMS geschickt.
'Hey, möchtest du mich besuchen kommen?'.Ich hatte keine Antwort erhalten. Oft hatte ich überlegt die Nachricht zu löschen oder noch etwas zu schreiben.
Am sechsten Tag konnte ich es mir nicht länger verkneifen: 'Ist alles okay?'.Auch diese Nachricht hatte ich während dem Tippen immer wieder gelöscht und umgeschrieben.
Der neunte Tag war am schlimmsten.
Da hatte ich geschrieben: 'Hab ich was falsch gemacht?' und ich hasste mich dafür.
Am liebsten hätte ich auch diese sofort gelöscht. Fast hätte ich mein Handy im Klo herunter gespült, wollte aber eine Antwort nicht verpassen.Die an Tag Zehn tatsächlich kam:
'Es tut mir leid. Das ist ein wirklich schlechter Moment. Bitte, lass mir etwas Zeit, ich muss mir zuerst über einiges klar werden.'.Boom.
Da war sie wieder gewesen.
Die Realität.Hatte ich in dem einen Augenblick noch Hoffnung, Erwartungen und Liebe gehabt, war da im nächsten Moment gar nichts mehr.
Nur ein einziger Trümmerhaufen und ich davor, unfähig mich zu bewegen, unfähig ihn wieder in ein Stück zu bekommen.Die Therapie und die Ablenkung durch meine Freunde halfen mir, nicht wieder in dieses Loch zu fallen.
Immer, wenn ich nämlich davor stand, nahm mich jemand an die Hand und zog mich davon weg.
Und dafür war ich ihnen unendlich dankbar.Nach Zwanzig langen Tagen durfte ich endlich gehen.
Ana und Erik hatten bereits alles erledigt.
Am Rande hatte ich etwas vom Jugendamt mitbekommen, doch was das für Karina bedeutete wusste ich nicht und es war mir auch egal. Diese Frau gehörte zu meiner Vergangenheit, die ich einfach nur hinter mir lassen wollte.
Mein altes Leben war an dem Tag gestorben, an dem ich von der Brücke gesprungen war.Diesen alten Quinn gab es nicht mehr.
Diesen Quinn, der bei jeder Kleinigkeit davon rannte.
Diesen Quinn, der dachte, dass die ganze Welt gegen ihn war.
Diesen Quinn, der bei jedem kleinen Unglück zusammen brach.Ich war kaputt, defekt und zerbrechlich, doch ich hatte endlich gelernt, mich selbst zu heilen.
Denn das war nicht die Aufgabe von den anderen, auch, wenn ich das früher immer dachte.
Nein, es war weder Joys, Griffs, Isas noch Chesters Aufgabe.
Es war meine eigene.
Und das hatte ich endlich erkannt.Bei den Kaysers bekam ich nun ein eigenes Zimmer, obwohl ich es ein bisschen vermisste, mir ein Zimmer mit Ches zu teilen.
Deshalb schlich ich mich manchmal zu meinem Bruder und dieser grinste mich dann immer an und macht mir Platz in seinem Bett.Ich redete viel mehr mit Ches und öffnete mich ihm endlich komplett.
Ich erzählte ihm alles.
Von dem Moment an, als ich vor Marek weggerannt war, weil er mich outen wollte, bis zu der 'Nachhilfe', bis zu seiner letzen Nachricht.
Dabei fühlte ich mich schlecht und gut zugleich.
Schlecht, da ich es ihm erst jetzt sagen konnte.
Gut, dass es endlich raus war.Auch mit Joy, Griff und Isa hatte ich mich ausgesprochen und wir hatten uns verziehen. Ich freuet mich für Griff und Isa, die wirklich süß zusammen waren und auch Joy erzählte immer wieder von einem Mädchen, welches sie süß fand. Sie wusste immer noch nicht, welche Sexualität sie hatte und das musste sie ja auch nicht. Sie wird genug Zeit haben, dies herauszufinden.
Es war schön meine Freunde glücklich zu sehen.Die Besuche bei der Therapie halfen mir.
Endlich redete ich mir die vergangenen Schmerzen von der Seele. Dabei fühlte es sich so an, als würde man mir alte Wunden aufreißen. Zuerst blutete ich, doch nur dadurch konnten sie richtig verheilen.
Ich erzählte von meinem Vater und Sienna und Karina.
Von dem kleinen Quinn, der nie Kind sein durfte.
Mit jeder weiteren Stunde bemerkte ich, wie ruhiger mein Inneres wurde.
Mein inner child wurde ruhiger.Mit Ches übte ich immer mal wieder Mathe, stand sein Abitur ja vor der Tür. Und mit jeder Aufgabe wurde er besser.
Ana und Erik gaben mir noch etwas Zeit, bevor ich wieder in die Schule musste und ich war unendlich dankbar dafür.
Dies war die nächste Hürde, die ich nehmen musste.
Zurück zur Schule...Allein die Erinnerungen daran brachten meine Hände zum Zittern.
Ich dachte an die Blicke, an die Beleidigungen, an die Finger, die auf mich zeigten.
Ich verbot mir einfach jeden Gedanken daran und versuchte mich mit allem anderen abzulenken.Ich malte oft.
Hörte Musik.
Machte meine eigene.
Ich spielte Klavier und sang.
Ich las und schrieb Gedichte.Das Leben war okay.
Nicht perfekt, nicht gut.
Aber okay.Und dann kam seine Nachricht.
'Können wir uns sehen?'Es waren nur diese wenigen Worte, doch sie ließen mich um Wochen zurück fallen.
Nur diese paar Worte und ich war wieder kurz der alte, ängstliche Quinn, der sich vor allem und jedem fürchtete.Doch ich würde mich nicht davon einschüchtern lassen.
Nie wieder!Fuck...
„Hey", sagte er unbeholfen und strich sich über den Kopf.
Sein Anblick ließ all meine Vorsätze über Bord springen und ich hörte sie schreien, als sie vom Meer davon gespült wurden.
All die Gefühle, die ich dachte im Griff zu haben, waren mit einem Schlag zurück und ich verschränkte meine Arme vor der Brust, um das Zittern zu verstecken.„Hey", antwortete ich und setzte mich neben ihn.
Die Bank, auf der wir saßen war kalt und ich zog die frische Luft des Parks tiefer in meine Lunge, um mich zu beruhigen.„Danke, dass du gekommen bist", hörte ich ihn nun sagen und drehte daraufhin meinen Kopf in seine Richtung.
Er sah schrecklich aus.
Seine Wangen waren eingefallen, seine waldgrünen Augen hatten ihren Glanz verloren und seine Haut war ganz fahl.Ich nickte einfach nur und sah dann wieder weg, da sein Blick mich immer nervöser machte.
Natürlich machte ich mir Sorgen, doch wollte ich es mir nicht anmerken lassen.„Ich möchte auch gar nicht lange über irgendeinen Scheiß reden", begann er dann ohne Umschweife und nun sah ich ihn doch wieder an. „Ich habe viel nachgedacht. Über mich. Über... Uns. Über meine Sexualität. Hör zu, Quinn. Ich bin mir mittlerweile sicher, dass ich Bisexuell bin".
Ich strich mir eine Locke aus dem Gesicht und presste kurz meinen Mund fest zu, um nicht zu grummeln.Scheiße.
Wie ich ihn vermisste.
Wie ich seine Nähe und seinen Geruch vermisste.
Wie ich seine Lippen vermisste...
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Fragile - Falling like the stars || boyxboy
JugendliteraturSind wir nicht alle etwas kaputt? Etwas defekt? Etwas zerbrechlich? Gebrochen vom Leben, sodass wir irgendwie in diese Gesellschaft passen? Quinn hasst Marek. Marek hasst Quinn. Dabei sind sie sich gar nicht so unähnlich: Sie sind beide kaputt...