| Chapter Twenty-One |

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„Das man mit euch nicht mal ein normales Gespräch führen kann", seufzte Timba und schüttelte genervt den Kopf. „Timmi, wo denkst du denn, wo du hier bist?", lachte Killian und zeigte auf sich und die anderen. „Im Kindergarten", murmelte ich und direkt danach traf mich ein Kissen, Mitten im Gesicht. Ein kurzer, aber heftiger Schmerz explodierte an meinem Kopf.

Karim lachte laut, während ich mir stöhnend das schmerzende Auge hielt. „Lass den Scheiß, man", motzte Ches den Werfer, ich schätzte Karim, an und warf mir einen besorgten Blick zu. Ich winkte ab, um ihm zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. „Jetzt seid doch nicht solche Pussies!", erwiderte Karim aufgebracht und ich hörte, wie jemand genervt ausatmete. „Ach, blas mir einen, du Spasst", grummelte Chester angespannt und nahm wieder sein Handy in die Hand, welches mittlerweile wohl wieder genug Akku hatte. „Ne, das übernimmt doch unser Quincy", grinste Karim dreckig und ich verdrehte mein Auge, während ich Mareks Blick mied. „Klar, gerne. Bei deinem kleinen Mikropenis im Mund könnte ich sogar weiter reden, also können wir das auch gerne hier machen", provozierte ich ihn weiter und beobachtete, wie Karim die Hände zu Fäuste ballte. Killian legte seinem Kumpel beruhigend eine Hand auf die Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin Karim böse grinste.

„Hört doch mal auf mit eurer widerlichen Schwuchtelscheiße", knurrte mein bester Freund und mein Herz zog sich zusammen.
Ich wusste es. Schon immer wusste ich es.
Schwuchtelscheiße.
Er wird mich hassen...

Verzweifelt versuchte ich meine Atmung und mein Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen und bloß nicht in Tränen auszubrechen.
„Wie geht's eigentlich Sienna, Quinn?", fragte mich Chester, nach einer unangenehmen Stille und ich zuckte zusammen. Es war mir nicht Recht, dass er meine Halbschwester vor den anderen ansprach , doch konnte ich mir denken, dass er den komischen Moment einfach überspielen wollte.

Ich räusperte mich kurz, um dann zu antworten: „Ganz gut. Ich hab gestern mit ihr telefoniert und sie hatte sogar nach dir gefragt. Die meiste Zeit über hat sie sich jedoch darüber beschwert, dass die Mädchen in ihrer Klasse sie nicht mögen, weil sie Pink hasst", lachte ich und bemerkte, wie ich mich etwas entspannte, als ich an Sienna dachte. Auch Chester grinste nun und die fragenden Blicke ignorierte ich einfach.

„Wer ist denn Sienna? Deine Freundin, Quinn? Ich hoffe doch mit großen Titten", mischte sich Yoldas ein und ich warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. „Sienna ist meine Schwester und sie ist Vierzehn, du Arsch", knurrte ich ihn an und entschuldigend hob er die Hände. „Sorry, konnte ich ja nicht wissen", murmelte er und wandte sich dann wieder seinem Handy zu.

„Wann besuchst du sie denn wieder?", lenkte Chester unser Gespräch weiter und ich ließ mich wieder in den Sitzsack zurück sinken, laut seufzend. Der Stich, der mir durchs Herz fuhr, konnte ich nicht ignorieren. „Ich weiß nicht... Ich würde ja gerne, aber... Ich fand bis jetzt keine Zeit", wich ich aus und in Chesters Blick breitete sich Erkenntnis aus. Er wusste es natürlich besser.

„Wie, besuchen? Wohnt sie nicht bei dir Zuhause?", fragte Silas nun und ich richtete meinen Blick auf ihn. „Nein, sie wohnt bei ihrem Vater in der Nähe von München", antwortete ich ihm widerwillig und sah, wie Silas gedankenverloren nickte.

„Hast du nächstes Wochenende Zeit?", mischte sich Marek plötzlich ein und überrascht sah ich zu dem Dunkelhaarigen hinüber. „Hmh?", murmelte ich eingeschüchtert und musste leider an seinen Duft denken, als ich ihm in die Augen sah. Sein warmer, harter Körper, welcher meinen an die Wand presste, seine starken Hände an meinem Gesicht und seine weichen Lippen über meinen.
Schnell kniff ich mir in den Arm, um mich selbst zu bestrafen. Was war denn plötzlich los mit mir?!

„Ich hab gefragt, ob du diesen Samstag Zeit hast. Ich muss da meine Oma für Weihnachten abholen, die wohnt in der Nähe von München. Ich kann dich bei deiner Schwester, so für eine Stunde, absetzen, wenn du willst?", erklärte Marek und sah mir fest in die Augen. Überrascht und überfordert starrte ich den Typen an und versuchte herauszufinden, was er damit zu bezwecken versuchte.

Wieso sollte er das für mich tun?! Was plante er denn jetzt schon wieder? „Ähm, also...", stotterte ich und erkannte auch in Ches Gesicht Erstaunen, über dieses Angebot. Natürlich wollte ich ablehnen und ihm sagen, dass ich ganz sicher nicht mit ihm in einem Auto mitfahren möchte, immerhin war ich nicht lebensmüde. Doch dann sah ich Siennas großen, blauen Augen vor mir und meine Sehnsucht nach ihr zerriss mir das Herz.

„Das wär nett von dir", murmelte ich und ignorierte das Getuschel und Gekicher der anderen. Mein Herz rutschte mir in die Hose, als ich daran dachte, dass ich bald neben Marek in einem Auto sitzen musste und das über zwei Stunden lang. Was man nicht alles für die Familie tat...

Nach einem kurzem Blick auf die Uhr sprang ich erschrocken auf und lief zur Zimmertüre. „Shit, meine Schicht in der Aurora fängt bald an. Ich muss los", winkte ich in die Runde und hörte, wie Chester aufsprang. „Ich fahr dich", bot er mir an, doch ich schüttelte den Kopf. „Nein, geht schon, danke Ches", winkte ich ab und öffnete bereits die Türe. „Na gut, aber ich hol dich wieder um vier Uhr ab, dass das klar ist", rief mir mein bester Freund hinter her und ich seufzte laut. „Tschüss", verabschiedete ich mich kopfschüttelnd und verließ schnell das Zimmer.

Ich sprintete die Treppen hinunter und trat zu Ches Eltern ins Wohnzimmer. „Ich muss jetzt in die Aurora, arbeiten. Ches holt mich um vier ab, hat er mir angedroht. Ich danke euch, für alles. Noch einen schönen Abend und bis morgen", gab ich ihnen Bescheid und nahm Ana kurz in den Arm. „Halt, Quinn, ich fahr dich", sprang Erik auf, während Ana in die Küche lief und, als ich mich bereits wehren wollte, unterbrach der große Mann mich auch schon: „Keine Widerrede, junger Mann. Na, los".

Ich lächelte Erik an und er legte mir einen Arm um die Schultern, als wir uns auf den Weg zum Auto machten. „Halt! Das nimmst du mit", hielt uns Ana noch auf, als wir bereits in Eriks Mercedes saßen und reichte mir eine große Plastiktüte. Verwirrt nahm ich diese entgegen und warf einen Blick hinein.
Ein leckerer Duft breitete sich, beginnend bei der Tüte, aus und überrascht schnupperte ich daran.

Zwei belegte Brötchen lächelten mich aus dem Beutel an und mein Magen knurrte bei diesem Anblick in freudiger Erwartung. „Danke, Ana!", rief ich der hübschen Frau noch zu und wenige Augenblicke später befanden wir uns auf der Straße.

Erik schaltete das Radio an und warf mir einen kurzen Seitenblick zu. „Du arbeitest ganz schön viel, Quinn", bemerkte er und nervös zuckte ich mit den Schultern. „Bist du wirklich sicher, dass Zuhause alles okay ist?", bohrte er nun nach und ich wusste, dass er etwas ahnte. „Ja, wirklich, Erik. Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Ehrlich!", lächelte ich ihn an und er beschloß, dass Thema nicht mehr anzusprechen. Stattdessen begann er mal wieder, von meinem Vater zu erzählen und, mit Tränen in den Augen, hörte ich ihm zu.

„Hatte ich dir eigentlich schon mal davon erzählt, wie dein Vater und ich mal in den Bergen zelten waren?", fragte er nach und ich schüttelte sofort den Kopf. Natürlich hatte er mir davon erzählte, schon hundert mal, doch ich liebte es zu sehr, diesen Gesichten zu lauschen.

„Also, das war, als wir gerade mit der Schule fertig waren", begann Erik und ihn seinen Augen erkannte ich, dass er gedanklich wieder dort war. Mit meinem Vater hatte er seinen besten Freund verloren und ich konnte mir nicht vorstellen, wie schlimm es für den großen Mann war, meinen Dad durch diesen blöden Autounfall zu verlieren.

Wieder schmerzte es an Ches zu denken. Dieser würde zwar nicht sterben, aber verlieren würde ich ihn trotzdem.
„Dein Vater hatte die Idee, natürlich, wer auch sonst! Wir waren gerade auf diesem Platz angekommen, als...".

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt