| Chapter Fourteen |

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Genervt nahm ich das Handy in die Hand und drückte auf den grünen Hörer. „Quinn?! Na endlich! Was soll denn der Scheiß?!", schrie mir eine helle Stimme entgegen und sofort bereute ich, ran gegangen zu sein.

Joy versuchte mich nun schon seit einer Stunde ununterbrochen zu erreichen und nun hatte sie es tatsächlich geschafft mich ans Telefon zu bekommen. „Hey, Joy", gab ich kleinlaut zurück und zuckte zusammen, als sie weiter schrie: „Hey, Joy? Dein Ernst?! Du rennst am Montag einfach weg, meldest dich seit fünf Tage nicht mehr und kommst dann mit, hey, Joy?! Ja, dass ist Quinn". Dann hörte ich lautes Gemurmel und Stimmen. „Quinn?", rief nun Isa erstaunlich laut in den Hörer und erschöpft ließ ich mich tiefer in die Kissen sinken. „Wir dachten, dir ist sonst was passiert! Wir dachten, du bist tot!".
Besser wär es...

Sofort befiel mich das schlechte Gewissen und deprimiert presste ich meine Lippen aufeinander. Ich wollte meinen Freunden doch keine Sorgen bereiten, ich... Ich wusste nicht mal, was ich wollte. Ich wollte sie doch einfach nicht verlieren!

Allein. So werde ich enden. Allein und einsam.

„Alter?! Wo bist du? Was zum Teufel ist passiert?!", hörte ich nun Griffins Stimme und gequält schluchzte ich auf. „Es tut mir so leid", flüsterte ich und wischte mir die Tränen, die mir unaufhaltsam aus den Augen floßen, aus meinem kalten Gesicht. „Mach auf Lautsprecher, Griff. Quinn? Man, Quinn, jetzt wein doch nicht", sagte Joy nun und ich versuchte meinen schnellen Atem zu beruhigen.

„Können wir vorbei kommen?". Mein Herz blieb stehen und verzweifelt suchte ich in meinem Kopf nach einer Antwort. Zwar wussten meine Freunde, wie ich hier hauste, trotzdem war es mir unglaublich peinlich und unangenehm, wenn sie das Chaos sahen. „Quinn, jetzt sag doch bitte was!". Die Panik in Joys Stimme tat mir weh und gebrochen gab ich nach, da ich wusste, dass sie sowieso kommen würden. „Okay", flüsterte in den Hörer und hörte erleichtertes Aufatmen auf der anderen Seite des Anrufes. „Wir sind gleich da!".

Erschöpft ließ ich das Handy aus meinen Fingern gleiten und hörte den lauten Aufprall, als es auf dem Boden aufkam, doch ich kümmerte mich nicht darum. Eigentlich würde ich gerne aufstehen und etwas aufräumen, doch fand ich weder die Lust noch die Kraft dazu. So lag ich einfach weiterhin auf meiner harten Matratze und starrte an die weiße, abweisende Wand.

Mein Kopf war leer, mein Herz eiskalt, mein Körper schwer.
Wie sollte ich ihnen das alles nur erklären?

Erst das dumpfe Geräusch der Klingel riss mich aus meinen Gedanken und murrend erhob ich mich von meinem Bett und ging zur Tür, um sie meinen Freunden zu öffnen. Müde drückte ich auf den grünen Knopf, damit sie unten in den Treppengang gelangen konnten und hörte sofort laute Stimmen und Schritte. Es dauerte keine zehn Sekunden, bis ich mich in einer stürmischen Umarmung wiederfand.

Joy, Isa und Griff umarmten mich alle gleichzeitig und überrumpelt von so viel Liebe spürte ich erneut Tränen in meinen Augen brennen, welche ich jedoch erfolgreich zurückdrängen konnte. Total überfordert stand ich einfach nur da, während meine Freunde alle gleichzeitig auf mich einredeten, bis Isa die anderen beiden anwies ruhig zu sein und wir alle zusammen in die kleine Wohnung gingen.

Am Rande bemerkte ich, wie jemand die Haustüre hinter uns schloß und einige Augenblicke später fanden wir uns alle zusammen in meinem Zimmer wieder. Mich hatte Joy auf mein Bett gedrückt, während sie und Isa es sich am Ende des Bettes bequem gemacht hatten. Griff setzte sich auf meinen alten Schreibtischstuhl und kam damit zum Bett, sodass mich alle drei nun erwartungsvoll ansahen. Total durcheinander und ängstlich knetete ich meine zittrigen Finger, bis Joy meine Hände packte und sie mit ihren verschränkte. „Was ist passiert?".

Da war sie wohl, die Stunde der Wahrheit.
Ich werde ehrlich mit ihnen sein, musste ehrlich sein! Wenigstens das hatten sie verdient, nachdem sie mich schon so lange ausgehalten hatten.

Einige Mal musste ich schlucken, um den riesigen Kloß in meinem Hals loszuwerden, bevor ich anfing zu sprechen: „Ich... Ich war nicht ganz ehrlich zu euch". Mit großen Augen starrten meine Freunde mich an und mein Herz pochte so schnell, als würde es aus meiner Brust springen wollen. „Ja, das haben wir bemerkt", füllte Isa die Gesprächspause und entschuldigend nickte ich. „Es tut mir leid, dass ich es euch nicht gesagt hatte, aber... Man, ich hab einfach Angst, versteht ihr?", rief ich nun und sah alle nacheinander an.

Zuerst Griffin, der verwirrt seine braunen Augen zusammen kniff und seine Arme vor der Brust verschränkt hatte, während seine blonden Haare verstrubbelt in alle Richtungen abstanden.
Dann zu Isa, deren Augen mich erwartungsvoll anstarrten und sie gedankenverloren eine dunkle Haarsträhne mit den Fingern zwirbelte.
Zum Schluss zu Joy, welche ihre schulterlangen, blonden Haare nach hinten gebunden hatte, und mich mit einem beinah wissenden Blick aus ihren blauen Augen bedachte.

„Ich habe Angst, euch zu verlieren. Ihr wisst, wie sehr ich euch alle liebe, oder?", fügte ich nun noch hinterher, da ich immer noch zu große Furcht davor hatte, die Wahrheit laut auszusprechen. „Wir lieben dich doch auch, Quinn. Du kannst uns alles sagen, okay?", gab Isa zurück und die anderen beiden nickten zustimmend. Tief atmete ich durch und versuchte mein aufgeregtes Herz zu beruhigen. Sollten sie mich danach hassen, waren sie doch eh nie meine Freunde, oder? Verdammt, trotzdem würde es nicht weniger weh tun...

„Ich... Ich bin...", begann ich stockend, wurde aber von Joy unterbrochen: „Schwul".

Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte meine Freundin fassungslos an. Was?! „Man, Quinn. Das wissen wir doch schon längst, oder nicht?", erklärte sie noch hinterher und fragte nun Isa und Griff, die beide zögerlich nickten. „Was?!", fragte ich panisch und entzog Joy meine Hände, um aufzustehen. Nervös tigerte ich durch den Raum und riss mir an den Haaren. Hatte Marek es doch gesagt?! Wussten es schon alle?

„Kumpel, das ist doch okay!", begann nun Griff, stand auf und legte einen Arm um meine Schultern, um mich daran zu hindern, planlos in meinem Zimmer umher zu laufen. „Dachtest du wirklich, wir mögen dich deswegen nicht mehr? Was bist du denn für einer?! Du bist doch immer noch der Gleiche, du kannst ja nichts dafür. Außerdem ist das doch deine Sache, mit wem du was machst. Was wären wir denn für Freunde, wenn wir uns nicht für dich freuen würden, wenn du glücklich bist, egal mit wem!".

Gerührt schaute ich meinen Freund an und nahm ihn ohne Vorwarnung in den Arm. „Danke, man. Das hab ich echt gebraucht", murmelte ich ergriffen und genoss die Leichtigkeit, welche sich in meinem Körper ausbreitete.
Es war ihnen egal!

„Okay, da dieses Nicht-Geheimnis nun raus ist... Was ist am Montag passiert? Wieso kommst du nicht mehr zur Schule?", unterbrach Isa unsere Männerumarmung und nachdenklich ging ich zurück zum Bett, um mich wieder zu setzen.

„Also, naja. Es begann eigentlich auf der Party, am Freitag...".

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt