Eine Hand hielt mich auf, als ich aus dem Klo heraus trat. „Kecks gefällig?", grinste mir der Dunkelhaarige entgegen und genervt versuchte ich mich an Karim vorbei zu drücken, welcher mir tatsächlich einen Schokokecks vor die Nase hielt. „Nerv nicht, Karim!", fuhr Joy ihn an, die auch gerade aus der Toilette kam und fasste mich am Arm, um mich und sich selbst aus der Gefahrensituation zu manövrieren.
„Hey, wieso gleich so zickig, Johanna? Jetzt bin ich schon so nett und biete euch hier etwas an, und dann kommt ihr so... Echt enttäuschend", tat Karim auf beleidigt.
Da ich sah, wie sich sein Gefühlszustand von belustigt auf aggressiv änderte, als wir immer noch nicht seinen dummen Kecks wollten, schob ich Joy etwas hinter meinen Rücken.„Was hast du damit gemacht?", fragte ich vorsichtig nach und beäugte die Keckse in Karims Hand genauer. „Nichts, ehrlich! Einfach nur bisschen Verpflegung für meine Lieblingselftklässler!", versprach er uns und da ich bemerkte, dass er uns eh nicht in Ruhe lassen würde nahm ich mir einen Kecks. „Wenn es dich glücklich macht", grinste ich falsch zurück und biss hinein.
Er schmeckte leider gut und unter Karims forschenden Blicken ass ich den ganzen Kecks auf. „So, zufrieden? Dürfen wir jetzt weiter?", knurrte ich wütend und wollte zurück zu den anderen gehen. „Du auch!", bestand Karim drauf, dass Joy auch einen nahm und genervt nahm sie sich einen. Grinsend drückte mir Karim nochmal einen in die Hand und wütend versuchte ich meine Gefühle zu kontrollieren.
Wie immer wünschte ich, dass ich stärker war, als er, sodass das alles endlich ein Ende hätte...
Genauso genervt, wie Joy, ass ich auch den zweiten Kecks, der immer noch nur nach Schokolade schmeckte und fragte mich, was Karim damit bezweckte.
Nur um mich zu demütigen...?Ich dachte immer, dass ich Marek am meisten hasste, aber gerade änderte sich das...
Sauer blitzte Joy den Jungen an, packte erneut meine Hand und zog mich einfach mit sich, zurück zu den anderen.
„Der hat sie ja nicht mehr alle...", regte sich die Blondine auf und ich stimmte ihr zu.„Da seid ihr ja!", rief Eliza, als wir uns wieder zu ihnen setzten und ich lächelte ihr zu.
Seit sie wieder etwas nüchterner war, konnte man sich richtig gut mit ihr unterhalten und wir hatten herausgefunden, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten.Sie liebte genauso Musik, spielte Klavier und Violine und sang gerne. Wir redeten darüber irgendwann man zusammen Musik zu machen, doch natürlich wusste ich, dass das niemals passieren würde. Zurück in der Schule wird sie wieder ein Jahr über mir sein, zu cool für mich, und ich war ihr nicht mal böse deswegen.
„Gibst du mir deine Nummer?", fragte Eliza mich und ich nickte lächeln, während ich in meiner Hosentasche danach kramte. „Verdammt, Chester hat das einstecken, ich kann sie nicht auswendig. Wartet kurz, bin gleich wieder da!", gab ich allen Bescheid und stand dann auf, um meinen besten Freund zu suchen.
Mein Kopf fühlte sich irgendwie wuschig an.
Kurz spürte ich, dass ich aufgeregt war, aber ich konnte nicht ausmachen, wieso.
Orientierungslos tapste ich in dem Club umher und seufzte dann erleichtert auf, als ich ihn fand.Meine Nerven, die gerade noch zum zerreißen gespannt waren, entspannten sich langsam und mein Kopf wurde irgendwie voll mit Watte.
Mit einem komischen, aber gutem Gefühl lief ich zu der Gruppe Jungs, wobei sich meine Beine in Gummi verwandelten, und legte dann Ches eine Hand auf den Rücken. „Kannst du mir kurz mein Handy geben?".Etwas erschrocken drehte er sich um. „Was? Oh, Quinn! Da bist du ja!", begrüßt er mich und zog mich dann auf den Platz neben sich. „Und, wie läufts?", fragte er noch und sah mich dann erwartungsvoll an. Verwirrte zog ich eine Augenbraue nach oben und schaute dann ganz kurz zu den anderen, bis auf einen, den ich extra ausließ. Schnell zuckte ich noch mit der Schulter, um Ches zu signalisieren, dass ich keine Ahnung hatte, was er meinte. „Na, mit dem Frauen aufreißen, schon vergessen?", grinste er weiter und ein komisches Kichern folgte aus meinem Mund. Ich wusste nicht mal, wieso ich kicherte. Ich wollte es einfach. Hatte ich überhaupt einen Grund zu kichern?
„Ganz okay", antwortete ich also und sah dann kurz auf meine Hände.
Wieso waren die so lang? Ich wünschte, ich hätte kürzere Finger. Obwohl, wenn ich sie in Karims Auge stechen könnte, wäre die Größe eigentlich perfekt...
Ob Marek wohl lange Finger mochte?Noch während ich das dachte, sah ich zu Karim und dieser musterte mich nachdenklich. „Na, Kecks gefällig?", grinste er dann und irgendwie wollte ich nicken. „Nein, Quinn bekommt keinen!", fuhr Ches dazwischen und ich hatte das Gefühl, dass er deswegen wütend war.
Wieso war er nur wütend?
Bestimmt, weil ich so ein schlechter Freund war... Immer log ich ihn an und nutze ihn aus. Ich wünschte, er würde mich einfach hassen. Das hätte ich verdient. Es wäre so viel einfacher...„Hier", sagte Chester und drückte mir ein Handy in die Hand.
Hm? Was sollte ich damit?
Ich klappte es auf und betrachtete das traurige Teil.
Dann stand ich ohne ein weiteres Wort auf und lief weiter.
Was konnte man mit dem Ding? Vielleicht Geister finden?!
Das wär der Hammer!Mit dem Handy in meiner Hand lief ich weiter, achtete auf keinen um mich herum, sondern starte nur auf das kaputte Display, um nicht zu verpassen falls die Geister auftauchten und stoppte erst, als mich jemand am Arm packte.
„Wir singen jetzt!", rief mir Joy begeistert ins Ohr und ich wand mich meiner bester Freundin lachend zu. „Okay", stimmte ich ihr nickend zu und freute mich, etwas Abwechslung zu bekommen. Immer nur auf den Screen zu schauen, da brannten meine Augen so!
Ohne mich zu wehren folgte ich Joy, die uns beide irgendwo hin bugsierte und etwas später hatte ich ein Mikrofon in der Hand und stand auf einer Erhöhung.
Wie sind wir denn hier gelandet?Ich drehte mich zu Joy, die genauso grinste wie ich und ebenfalls ein Mikro hielt und ich bemerkte gar nicht, wie wohl der ganze Club uns zusah.
Die Musik begann und ich kannte das Lied. Ich wusste den Text, aber irgendwie wusste ich ihn auch nicht, trotzdem schafften wir es gemeinsam, den Song auf Karaoke zu singen.Ich fand, dass Joy verdammt gut singen konnte und ich fand auch, dass wir echt gut zusammen klangen.
Die meiste Zeit war ich zu Joy gedreht und erst in der letzten Strophe bewegte ich mich in eine andere Richtung. Ich sah Hände und Gesichter und dann sah ich seine Augen.Seine blöden, bescheuerten, kack Augen.
Sie sahen in meine Seele und ab diesem Moment wusste ich, dass ich verloren war.
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Fragile - Falling like the stars || boyxboy
Roman pour AdolescentsSind wir nicht alle etwas kaputt? Etwas defekt? Etwas zerbrechlich? Gebrochen vom Leben, sodass wir irgendwie in diese Gesellschaft passen? Quinn hasst Marek. Marek hasst Quinn. Dabei sind sie sich gar nicht so unähnlich: Sie sind beide kaputt...