| Chapter Fifty-Five |

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Lesetag Teil 4/6

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Seine Berührungen sandten Stromstöße durch mich hindurch, sodass man bestimmt ein Handy an mir hätte aufladen können, aber kurz bevor er meine Hose erreichte, erwachte ich aus meiner Hypnose.

„Warte!", rief ich zitternd und er hielt sofort inne, während er mich fragend ansah.
Ich war neugierig, verdammt neugierig sogar.
Ich wollte es, wollte es so sehr.
Scheiße...

Alte, faltige Hände, die ich schon lange vergessen wollte, kamen mir in den Sinn und mein Magen zog sich zusammen.
Wieso jetzt?!
Wieso musste ich gerade jetzt daran denken?
Scheiße!

„Bitte nicht...", murmelte ich nur und sah weg. Mein Kopf dröhnte, mein Herzschlag raste und ich atmete tief durch.
Ich konnte das nicht, es ging nicht.
Ich hatte Angst, panische Angst und wusste nicht mal, wovor.

Das alles war zu viel, viel zu viel und ich spürte, wie meine Finger wieder zu zittern begannen.
Ich hörte, wie Marek seufzte und spürte daraufhin warme Arme, die mich zu sich zogen.
Überrascht schaute ich in sein Gesicht und begegnete seinem nachdenklichen Blick.

Erst war mein Körper angespannt, wie eine Bogensehne, doch als sich seine Arme um mich legten, fühlte ich, wie ich mich langsam entspannte.
„Gute Nacht, Quinn", flüsterte er an meinem Ohr und völlig fertig legte ich meinen schweren Kopf an seiner Schulter ab.
Seine Wärme und sein stetiger Herzschlag beruhigten mich und machten mich schläfrig.

Das erste mal, seit mein Dad gestorben war, fühlte mich sicher und nicht allein und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.
So verdrängte ich all das einfach, schob die Probleme auf morgen, kuschelte mich noch näher an Marek und schloss meine Augen.
„Gute Nacht, Marek".

„Gut geschlafen?", begrüßte mich eine perfekt gestylte Kaya am Frühstückstisch, während ich etwas unbeholfen durch meine verstrubbelten Haare fuhr und mich auf meinen üblichen Platz, neben Moe, sinken ließ. „Verzieh dich, dass ist mein Platz", raunte Marek seiner Cousine zu, sodass es kein Erwachsener mitbekam und mit einem giftigen Blick verließ Kaya Mareks Stuhl.

Ich vermied es, dem Dunkelhaarigen in die Augen zu sehen, konnte ich mit den Gedanken und den Gefühlen, die dann aufkamen, nicht umgehen. Immer noch fühlte ich ihn, seine Finger, seine Lippen, seine Körperwärme und es machte mich total fertig. Am liebsten würde ich ihn packen und küssen, ihn auf sein Bett schleudern und mich auf ihn setzen, mich an ihm reiben und...
Scheiße, Scheiße, Scheiße!
Ich musste an etwas anderes denken, sofort!

Es waren bereits alle wach und aßen am Frühstückstisch zusammen. Da ich vor Marek aufgewacht war, hatte ich mich einfach direkt angezogen und war nach unten gegangen, worauf hin er wohl auch aufgewacht war und mir dann sofort gefolgt war, sodass wir doch fast zeitgleich das Esszimmer betraten hatten. Ich wusste, dass wir reden mussten und das machte mich unglaublich nervös.
Wie fing man das Gespräch denn an? Was sollte ich sagen?
Kacke...

Da ich nicht wusste, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte ignorierte ich ihn einfach, so wie sonst auch. Ignorierte seine Hitze von rechts, ignorierte seine Blicke, die er mir ab und zu zuwarf, ignorierte sein Knie, welches er an meines presste.
Er machte mich total fertig und wusste es nicht mal!

Die Familie redete und lachte und der Duft nach Eiern, Zimt und Brötchen lag in der Luft.
„Singst du mir später etwas vor, Quinn?", fragte Kaya mich plötzlich, sodass sie mich bei einem Gespräch mit Moe, Ivar und Simeon unterbrach, aber natürlich war ihr das egal. „Ähm, klar", antwortete ich, da ich nicht unhöflich sein wollte und sah zu ihr hinüber, dabei hatte eigentlich gar keine Lust darauf. Viel lieber würde ich wieder hoch gehen, mit einem bestimmten Arschloch und...
Fuck.

Sie lächelte und ich wand mich wieder den anderen drei zu, um weiter Ivar zuzuhören, welcher von seinem Studium erzählte. „Boar, nehmt euch doch endlich ein Zimmer", murrte Moetis und die ganze Familie lachte, während ich rot anlief.
Nein, danke...

Erschrocken zuckte ich leicht zusammen, als ich eine Berührung an meinem Oberschenkel fühlte. So unauffällig wie möglich sah ich nach unten, unter den Tisch, und beobachte Mareks Hand dabei, wie sie zuerst über mein Knie strich und dann mit meinen Fingern spielte, die in meinem Schoss lagen. Er sah mich dabei nicht an, sondern redete einfach weiter mit seiner Tante und tat so, als wäre nichts passiert.

Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich musste tief durchatmen, um mich zu beruhigen. Seine Berührungen fühlten sich viel zu gut an und ich spürte, wie sich ein angenehmes Kribbeln im Körper ausbreitete.
Da er mich weiterhin nicht beachtete, tat ich es ihm gleich und versuchte mich einfach weiter auf die Konversation zu konzentrieren, auch, wenn mir das verdammt schwer fiel.
Was er konnte, konnte ich schon lange!

„... Oder, Quinn?", schreckte mich Mareks Stimme plötzlich auf und verunsichert wand ich mich ihm zu. Seine Hand lag unter dem Tisch auf meinem Knie, welches aufgeregt zuckte, und seine dunkelgrünen Augen blitzen mir amüsiert entgegen, als wüsste er ganz genau, was ich dachte. „Wie bitte?", fragte ich ihn und konnte nicht verhindern, dass ich schlucken musste.

„Ich erzähle Samira gerade von Frau Baum, ich glaube, dass du sie in Chemie hast, oder?", erklärte er mir und ich nickte, während er wieder sanft über meine Finger streichelte. Sein Blick hielt mich gefangen und für einen kurzen Moment, es hätte aber auch eine Ewigkeit sein können, sah ich ihn einfach nur an. „Äh, ja, hab sie in Chemie. Sie ist eigentlich ganz okay, aber hat verdammt hohe Erwartungen", antwortete ich dann in Samiras Richtung und sah, wie mir Marek zustimmend zunickte und sich wieder zu seiner Tante drehte, um ihr weiter von der Schule zu erzählen. So hörte ich ihm zu und ergänzte ihn an einigen Stellen, sodass er sich manchmal wieder zu mir drehen musste und mich dann jedes mal anlächelte.

Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Es war so seltsam und er verwirrte mich einfach nur noch. Wie konnte ein Mensch in einem Moment so ein Arsch und im anderen so nett sein?!

Unsicher erwiderte ich nun Mareks Druck mit meiner Hand und meine Finger zuckten, als er sie miteinander verschränkte. Das seltsame Gefühl in meinem Bauch wurde größer und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. Zwar wunderte ich mich über diese Reaktion von meinem Körper, doch schob ich meine Bedenken einfach weit von mir weg. Das alles war einfach zu aufregend, zu neu, da war das alles doch normal, oder nicht? Das hatte nichts mit Marek zu tun, das hätte ich bei jedem anderen Typen doch sicherlich auch!

Janush, Samira, Nael, Kaya und Simeon würden erst heute Abend nach Hause fahren, weshalb sie noch den ganzen Tag hier verbringen würden, was ich innerlich verfluchte. Zwar mochte ich die Familie, aber meine innere Unruhe wurde immer größer, je länger ich Zeit hatte, darüber nachzudenken, wie ich mit Marek reden sollte.

Wie und vor allem was?!
Verdammte Scheiße...

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt