Lesenacht (5/7)
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„Du bist widerwärtig".
Karims Worte stachen in mein Herz, während sie um mich herum schlichen, wie Hyänen um ihre verletzte Beute.
„Einfach nur ekelhaft sowas", stimmte Killian seinen Freund zu und betrachtete mich mit einem abwertenden Blick. „Menschen wie du verdienen es nicht zu leben".
Er spuckte vor mich auf den Boden.Panik floß durch meine Adern, lähmte mich, während die Angst verzweifelt versuchte mich zum Wegrennen zu überreden.
Aber das würde ich nicht tun.
Niemals wieder.„Wohl ehr Menschen, wie ihr. Menschen, die andere nicht in Ruhe lassen können, weil sie es nicht akzeptieren können, wenn diese anders sind. Dabei seid ihr es, die ekelhaft sind. Ihr seid es, die widerwärtig sind. Ihr könnt andere nicht akzeptieren, wie sie sind und das macht euch zu blöden Arschlöchern", war es nun an mir, etwas zu sagen und kurz genoß ich die Wut, die ihn ihren Blicken aufkam.
Aber nur kurz.„Halt deine Fresse, Quinn. Du bist nichts wert, deine Worte sind nichts wert. Du bist zu blöd, für alles! Nicht mal sich richtig umbringen können, wie dumm muss man sein!", machte sich Killian weiter über mich lustig und seine Worten schnitten immer tiefer in mein Herz.
Kurz gab mein Kopf ihm Recht.
Verdammt, diese Gedanken hatte ich oft selbst genug gehabt.
Doch damit war nun Schluss.„Naja, wenigstens muss ich nicht euer Leben leben, sonst wäre ich nämlich auch enttäuscht, es nicht geschafft zu haben", überspielte ich meinen Schmerz und keuchte auf, als Karim plötzlich neben mir stand und mich packte.
Wie in Zeitlupe sah ich, wie dieser ausholte und mir seine Faust ins Gesicht schmettern wollte.Soweit kam er jedoch nicht.
Aus dem Schatten schnellte eine Gestallt, packte Karim und schuckte ihn auf den Boden.
„Lasst ihn in Ruhe und verpisst euch".Sein Anzug schimmerte in diesem schummrigen Licht bläulich und sein Duft nach Wald und Moos ließen meine Beine erzittern.
Er war da.
Er war tatsächlich da...„Was soll der Scheiß?!", funkelte Killian verwirrt und unsicher seinen einstigen Kumpel an, konnte nicht verstehen, was hier passierte.
„Ihr habt schon gehört. Verpisst euch. Sofort", knurrte Marek, während er weiterhin schützend vor mir stand.„Willst du mich verarschen?", meinte nun Karim, während er sich aufrappelte und den Dunkelhaarigen vor mir böse ansah. „Du hasst Quinn doch noch viel mehr, als wir. Er ist eine Schwuchtel! Eine Krankheit, die entfernt werden muss, man".
Ich sah Mareks Gesicht nicht, doch konnte ich mir seinen Ausdruck gut vorstellen.
Mich hatte er früher damit auch oft genug eingeschüchtert.„Letzte Warnung", war alles, was von dem Dunkelhaarigen kam.
Als Karim einen Schritt auf uns zu kam, ging alles ganz schnell.
Bevor ich auch nur blinzeln konnte, hatte Marek Karim so fest ins Gesicht geschlagen, dass dieser schreiend nach hinten fiel und dort einfach liegen blieb. Killian bekam einen Schlag in den Magen ab und ging röchelnd zu Boden.„Wenn ihr Quinn auch nur noch mal anseht, geschweige denn es wagt, euch ihm zu nähern, werde ich euch umbringen", hörte ich seine fast schon animalische Stimme sagen und hielt den Atem an, als sich Marek dann zu mir drehte. „Alles okay bei dir?".
Ich dachte nicht.
Ich bewegte mich nicht.
Ich atmete nicht.Grün traf auf Blau.
Blau auf Grün.Mein ganzer Magen zog sich zusammen und all die Sehnsucht, die ich die ganzen Wochen zurück gedrängt hatte, riss mich um, wie eine Welle, in der ich drohte zu ertrinken.
Alle Gefühle, die ich unterdrückt hatte, waren wieder da und verlangten gespürt zu werden.„Quinn! Warte", hörte ich Mareks Ruf, als ich dann doch wieder das tat, was ich am besten konnte.
Ich lief davon.Da ich nicht wusste, wo ich hin sollte, lief ich einfach zurück in die Halle, versuchte Chester zu finden.
Er musste mir jetzt helfen.
Ich drückte mich durch die Schüler, versuchte nicht in Tränen auszubrechen und atmete so schnell, als würde ich immer noch rennen.
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Fragile - Falling like the stars || boyxboy
Teen FictionSind wir nicht alle etwas kaputt? Etwas defekt? Etwas zerbrechlich? Gebrochen vom Leben, sodass wir irgendwie in diese Gesellschaft passen? Quinn hasst Marek. Marek hasst Quinn. Dabei sind sie sich gar nicht so unähnlich: Sie sind beide kaputt...