In der Mittagspause gratulieren mir Ochako, Tenya und auch Izuku erneut, weshalb ich mich mit einem kleinen Lächeln bedanke.
"Aber Izuku, du bist doch Klassensprecher, dir muss man auch Glück wünschen!" sage ich, bevor ich etwas von meinem Reis esse.
"Ja naja, ich weiß noch nicht so recht, ob ich das wirklich kann." meint der Schwarzhaarige, woraufhin ich fragend den Kopf schief lege.
"Klar kannst du, das weiß ich. Sonst hätte ich dir nicht meine Stimme gegeben!" protestiert Ochako da und ich gucke sie überrascht an. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass viele für sich selbst stimmen werden, weil noch niemand so recht weiß, wie der andere drauf ist und ob er für den Job als Klassensprecher überhaupt geeignet ist. Ich kann auch noch nicht gut sagen, wer in welchen Bereichen gut ist und musste auf mein Bauchgefühl hören, als ich meine Stimme abgegeben habe.
"Tenya, du hättest meiner Meinung nach aber bestimmt auch gut Klassensprecher werden können. Du scheinst mir, als würdest du einen kühlen Kopf bewahren können und wissen, was wann zu tun ist!" sage ich daraufhin und richte meinen Blick auf den Jungen neben Izuku, der daraufhin seine Brille richtet, sich kurz am Hinterkopf kratzt und fast schon verlegen lacht.
"Tja, ich habe meine Stimme auch Izuku gegeben, dementsprechend war ich schon fast aus dem Rennen. Trotzdem hat irgendjemand für mich gestimmt und das freut mich schon."
Ich lächle.
"Freut mich, dass du dich über meine Stimme freust."
Tenya guckt mich überrascht an, was mich noch breiter grinsen lässt.
"Danke dir, Akira." sagt er und verbeugt sich leicht, weshalb seine Haare schließlich beinahe in seinem Reis stecken.
"Tenya, ist doch alles gut. Pass auf deine Haare auf!"
Leicht lachend drücke ich seinen Kopf etwas hoch, um seine Haare vor dem Unfall zu retten, woraufhin ein leichter Rotschimmer auf seinen Wangen auftritt. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um nicht weiter zu lachen und versuche, wieder möglichst monoton zu werden.
Selbst wenn ich weiß, dass ich bei diesen drei sein kann, wie ich bin, ist es immer noch eine Angewohnheit von mir, ruhig und kühl zu bleiben und es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich endlich loslassen kann und nicht mehr zurück in alte Gewohnheiten falle.
"Du sag mal Akira, wieso verhältst du dich eigentlich so?" fragt Ochako da neugierig von der Seite und ich schaue kurz fragend zu ihr, bevor ich mich wieder meinem Essen widme.
"Ich weiß nicht, was du meinst." versuche ich, auszuweichen, doch so leicht gibt die Braunhaarige nicht nach.
"In den letzten Tagen haben alle hier Anwesenden am Tisch gesehen, dass du eigentlich lieb, nett und fröhlich sein kannst. Aber dann schlägt deine Stimmung plötzlich wieder um und du bist kalt, monoton und abweisend."
Ich atme tief durch und lege meine Stäbchen beiseite, da mir der Appetit vergangen ist.
"Ist schwer zu erklären Ochako. Grob gesagt, es ist zur Gewohnheit geworden, mich abweisend und kalt zu verhalten und es ist schwer, jetzt plötzlich offen und normal zu sein. Ich rede nicht gerne über meine Vergangenheit oder die Gründe, warum ich mich so verhalte, ich brauche einfach Zeit, um richtig anzukommen. Entschuldigt mich jetzt."
Mit diesen Worten stehe ich auf, greife nach meinem Tablett und bringe es weg, bevor ich mich bereits jetzt auf den Weg zu den Umkleidekabinen mache, um mich für das anstehende Heldentraining bereitzumachen, das nach der Mittagspause mit dem neuen Lehrer All Might ansteht.
Als ich mitbekommen habe, dass der Nr.-1-Superheld der Welt an die UA kommt und uns unterrichten wird, habe ich das erst für einen Scherz gehalten, doch unsere Stundenpläne, die wir bekommen haben, machten mir klar, dass All Might wirklich von nun an Teil des Lehrerteams ist.
In den Gängen zu den Umkleiden ist es entspannend ruhig und ich atme tief durch, lege für einen Moment den Kopf in den Nacken und starre an die Decke.
"Verfluchter Vater." murmle ich, denn nur durch ihn fällt es mir so schwer, mich offen mit meinen Gefühlen anderen gegenüber zu zeigen.
Durch sein jahrelanges Training und seine Kühlheit mir gegenüber hatte ich kaum Personen, denen ich meine Liebe entgegenbringen konnte. Seine Kälte färbte auf mich ab und ich wurde genau so monoton, was das Behandeln anderer Menschen anging. Ich beschloss, meine Gefühle lieber wegzuschließen und alles neutral zu betrachten, ohne zu zeigen, was ich dabei fühle.
Mit den Jahren wurde das immer einfacher, bis es normal wurde und ich jeden so behandelte, als würde ich keinerlei Gefühle ihnen gegenüber hegen. Selbst meine Mutter, die immer für mich da war und mir ihre Liebe zeigte, musste immer mehr leiden, obwohl ich mich hin und wieder doch mal fallenlassen konnte.
Mein Vater predigte jedes Mal aufs Neue als Erklärung, warum man monoton und kühl sein sollte, dass persönliche Gefühle einem nur im Weg stehen.
"Für einen Superhelden ist es wichtig, alle, unabhängig von ihren persönlichen Beziehungen zu dir, zu retten. Ein Held darf nicht voreilig handeln, nur weil Freunde oder Familie in Gefahr sind."
Das sagte er mir ständig, wenn er mitbekam, dass ich mich mit jemandem anfreunden wollte oder mit meiner Mutter zusammen gelacht hatte.
Er ist schuld daran, dass ich so viele Schwierigkeiten habe, mich anderen gegenüber zu öffnen und ihnen zu zeigen, dass ich eigentlich sehr nett und freundlich sein kann.
Wegen ihm hatte ich keine Freunde oder positive Beziehungen zu anderen Menschen.
Vielleicht werden Ochako, Tenya und Izuku meine ersten Freunde, wenn sie nur geduldig genug mit mir sind und meine Gewohnheiten akzeptieren.
Um nicht weiter über meinen Vater und seine Angewohnheiten oder Predigten nachdenken zu müssen, betrete ich die Umkleide für die Mädchen und setze mich vor einen Spind, auf dem mein Nachname steht, auf die Bank, um mir dann über das Gesicht zu streichen. Für den Moment kann ich die Stille genießen und schließe meine Augen, bevor die Tür erneut geöffnet wird und die Mädchen nun ebenfalls die Umkleide betreten.
Sofort stehe ich auf, wende mich dem Spind zu und öffne ihn.
"Hey Akira, alles gut?" fragt Yaoyorozu mich da und ich nicke einfach kurz, bevor ich nach meinem Trainingsanzug greifen will.
Mir fällt auf, dass insbesondere die Mädchen in dieser Klasse schnell starke Bindungen aufbauen und sehr füreinander da sind. Selbst ich mit meiner gewöhnungsbedürftigen Art werde von ihnen aufgenommen und akzeptiert, sie sorgen sich auch um mich und ich hoffe wirklich, dass das es mir etwas leichter macht, mich zu öffnen.
Tja, jetzt habt ihr schonmal eine Vorahnung bekommen, wie Akiras Vater so drauf ist. Kein sehr freundlicher und warmer Mensch, das sag ich euch.
Aber egal, bald werdet ihr erfahren, wie Akiras Heldenkostüm aussieht und ich bin so gespannt, was ihr davon halten werdet! :D
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elementary || shoto todoroki
FanfictionAkiras Vater hat das junge Mädchen auf die UA gelassen, damit sie eine Heldin wird und ihre Familie stolz machen kann. Dass Akira eigentlich gar nicht die natürlichen Voraussetzungen dafür haben dürfte, weiß niemand. Niemand außerhalb ihrer Familie...