Etwa drei Stunden später wache ich wieder auf, trotzdem noch ein wenig benebelt und verschlafen. Da sich jetzt aber ein unschönes Gefühl in mir aufbaut und ich mich nicht wohl in meiner Haut fühle, hieve ich mich schweren Herzens doch aus dem Bett und gehe ins Bad, um duschen zu können.
Lange stehe ich unter der Dusche und seife mich ordentlich ein, um Dreck, Staub und Schweiß von meiner Haut bekommen zu können. Als ich mir durch meine nassen Haare fahre, stocke ich, als sie nach weniger als der Hälfte plötzlich aufhören und seufze, denn es wird mich bestimmt einiges an Zeit kosten, mich daran zu gewöhnen.
Als ich die Dusche wieder verlasse und mich umgezogen habe, betrachte ich mich im Spiegel und versuche, mich mit meiner neuen Frisur anzufreunden. Ich föhne meine Haare und kämme sie dann zurück, sodass sie mir nicht im Gesicht hängen, bevor ich das mit Haarspray fixiere und das Bad dann einfach verlasse, um nicht weiter zu zweifeln. Jetzt kann ich sowieso nichts weiter ändern, diese Haarlänge wird mich eine Zeit lang begleiten müssen.
Seufzend setze ich mich auf mein Bett und kreuze meine Beine zum Schneidersitz, bevor ich mir mein Handy greife und zögerlich den Internet-Browser öffne. Ich tippe meinen Namen in die Suchleiste ein und kaum eine Sekunde später werden mir tausende Bilder entgegengeworfen: Bilder vom Sportfest; ein Foto in meiner Schuluniform, das damals gezeigt wurde, als ich mit Katsuki entführt wurde; Fotos von Zivilisten nach dem Kampf gegen Stain; und eben auch Bilder von meinem Kampf gegen Dabi und danach vom Polizeirevier. Auf vielen Bildern bin ich alleine zu sehen, auf manchen mit Freunden und auch mit Herr Aizawa, was die Bilder vom Polizeirevier angeht.
Ich verziehe leicht das Gesicht, bevor ich dann anfange, durch verschiedene Foren zu scrollen und mir einige Kommentare durchzulesen. Hin und wieder stoße ich auf ein paar Leute, die fordern, dass ich härter bestraft werde und nicht mit diesem blauen Auge alias 'Bewährung' davonkomme, aber grundsätzlich scheinen viele angetan zu sein von meinem Kampf. Sie verteidigen mich und fordern eine Belohnung dafür, dass ich 'meine Freunde beschützt und mein eigenes Leben riskiert habe', sie loben mich und stellen mich sehr positiv dar.
Manche gehen sogar so weit, dass sie fordern, mich schon jetzt mit der Heldenlizenz auszustatten und zumindest als Sidekick aktiv gegen Schurken kämpfen zu lassen. Für diese Menschen bin ich eine Heldin der Öffentlichkeit, aber wenn ich ehrlich sein soll, fühle ich mich dabei überhaupt nicht wohl. Es ist falsch, voreilig wegen einer 'guten' Aktion Held zu werden, ich muss mir das wie alle auf dem legalen, richtigen Weg verdienen.
Ich verliere mich so sehr in den Foren, dass ich schließlich erschrecke, als ich realisiere, wie spät es ist. Wenn ich mich jetzt nicht beeile, komme ich zu spät zum Heldentraining und das will ich auf keinen Fall verpassen.
Schnell rapple ich mich auf und ziehe mir Schuhe an, um das Zimmer dann zu verlassen und Richtung Schulgebäude rennen zu können. Ein paar Schüler kommen mir entgegen, die jetzt Schluss haben und zurück zu ihren Dorms gehen.
Ich bemerke ihre Blicke und das leise Getuschel sehr wohl, ignoriere es aber einfach und laufe weiter, anders als die meisten hier in meinen Alltagsklamotten und nicht in der Schuluniform.
Selbst im Gebäude renne ich die Gänge entlang bis zu den Umkleiden, wobei ich am Ende fast noch hingeflogen wäre, als ich um die letzte Ecke geschlittert bin. Ich reiße die Tür zu der Mädchenumkleide auf, doch leider ist jetzt schon niemand von meinen Klassenkameradinnen mehr da, also wird es bestimmt sehr knapp, noch pünktlich zu kommen.
Außer Atem gehe ich zu meinem Spind und ziehe mich in Windeseile um, greife mir meine Maske und laufe los, ohne sie bis jetzt aufgesetzt zu haben. Als die Tür zum Trainingsgelände in Sichtweite kommt, werde ich langsamer und nehme mir kurz die Zeit, um wieder zu Atem zu kommen.
Dann schaue ich auf meine Maske herab und beiße mir kurz auf die Unterlippe, bevor ich sie schließlich aufsetze und die Tür dann endlich aufstoße.
In einiger Entfernung kann ich meine Klasse bereits ausmachen und auch All Might, der den Unterricht anscheinend allerdings noch nicht gestartet hat. Etwas erleichterter gehe ich los und straffe meinen Körper, sobald ich aus dem Schatten des Gebäudes trete und das wärmende Sonnenlicht auf mich fällt.
"Junge Shirizou!" kommt es von All Might, der mich als Erster bemerkt hat und ich wäre beinahe zusammengezuckt, denn jetzt drehen sich sofort alle Köpfe zu mir.
Innerhalb von wenigen Sekunden werde ich von meinen Freunden umrundet, fast schon bedrängt, und mir werden Fragen um Fragen und verschiedene Aussagen an den Kopf geworfen.
"Akira, dein Kampf war so cool! So spannend und episch, ich habe mitgefiebert, nachdem ich mitbekommen habe, dass du das bist!"
"Ich hätte nicht gedacht, dass du dich so klar gegen Dabi behaupten könntest. Respekt!"
"Oh nein Akira, deine Haare!"
"Verdammt, mit dieser neuen Frisur sieht sie noch schärfer aus!"
"Ist alles okay? Hat dich der Kampf sehr mitgenommen?"
"Wieso warst du überhaupt dort? Und wieso waren es Shoto, Ochako und Herr Aizawa auch?"
"Was ist jetzt daraus geworden? Musst du eine Strafe abarbeiten? Gibt es Konsequenzen?"
Das sind nur ein paar der Sachen, die ich rausgehört habe, doch ich schließe einfach meine Augen und antworte auf keine der Fragen, bis mich dann Katsukis Stimme aufhorchen lässt.
"Oi Akira."
Unsere Klassenkameraden geben den Blick auf den Blonden frei, der in seinem Heldenkostüm dasteht und mich mit leicht verzogener Miene mustert.
"Hast dich ja ganz schön hochgeschraubt in der Beliebtheitsskala mit deinem Kampf, hä? Genießt bestimmt diese positive Aufmerksamkeit, oder? Glaub ja nicht, dass du jetzt besser bist als wir anderen hier. Du bist es nicht, schon gar nicht besser als ich!"
Ich atme tief durch und schaue zu All Might, der allerdings wohl nur abwartet, was jetzt kommt.
"Nein Katsuki, ich bin nicht besser als ihr. Und nein, ich genieße diese Aufmerksamkeit nicht, sie ist mir egal und sie ist nicht berechtigt. Ich bin nicht die einzige Schülerin, die einen Kampf gegen einen Schurken angetreten ist, und nur, weil die Presse meinen Kampf übertragen hat, bin ich jetzt interessant für die Leute."
Ich atme tief durch und balle die Fäuste.
"Ich will nicht die Heldin der Öffentlichkeit sein und jetzt schon die Lizenz bekommen, nur weil ich mich in einem einzigen Kampf halbwegs gut geschlagen habe. Diese Aufmerksamkeit wird nicht lange anhalten, vor allem, weil ich auf Bewährung bin und nicht weiter ohne Erlaubnis meine Spezialität anwenden darf. Nicht sehr heldenmäßig, hm? Ich weiß nicht, was die Leute an mir finden, was andere nicht auch haben, und es ist mir egal. Ich werde ein Superheld, auf legale und richtige Art und Weise. Also, ich bin einfach weiterhin eine normale Konkurrentin für dich, Katsuki. Ich brauche dieses Geschwafel nicht. Ich will es nicht."
Stille kehrt ein und ich verziehe leicht das Gesicht, bevor ich mich All Might zuwende und ihn bittend anschaue, damit der Unterricht endlich losgehen kann. Glücklicherweise tut der Mann auch genau das und beginnt damit, das heutige Training zu erklären.
"Also gut Kinder, wir üben heute eine etwas abgeänderte Version des Helden vs. Schurken, das ihr bereits vom ersten Semester kennt. Anstelle von Zweierteams werden nun allerdings bewusst Einzelkämpfe hervorgerufen, um das Szenario zu kreieren, dass ihr als Held oder Schurke die letzte Instanz zwischen Sieg oder Niederlage verkörpert."
Nur zögerlich wenden sich alle All Might zu und warten gespannt ab, wer gegen wen antreten muss. Als schließlich mein Name fällt, horche ich auf und beobachte All Might, der nun in die zweite Box greift und somit meinen Gegner heraussucht.
"Junge Shirizou, du trittst gegen den jungen Tenya Iida an!"
Was denkt ihr, welche Aussage wurde von wem aus der Klasse getroffen?
Und welcher Meinung seid ihr bezüglich Akira, sollte sie für ihren Kampf belohnt oder bestraft werden? Und wenn bestraft, ist ihre Bewährung zu glimpflich oder richtig so?
Bin gespannt auf eure Meinung! :)
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elementary || shoto todoroki
FanficAkiras Vater hat das junge Mädchen auf die UA gelassen, damit sie eine Heldin wird und ihre Familie stolz machen kann. Dass Akira eigentlich gar nicht die natürlichen Voraussetzungen dafür haben dürfte, weiß niemand. Niemand außerhalb ihrer Familie...