vol. 22: Neues Zuhause

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Am Gelände der UA angekommen kann ich bereits von Weitem die anderen Schüler aus unserem Jahrgang entdecken und ziehe mir die Kapuze meines Hoodies etwas weiter ins Gesicht. Das 'Geständnis' meiner Eltern hat mir noch zusätzlich einen dumpfen Schlag verpasst und ich weiß so langsam echt nicht mehr, wo mir der Kopf steht.

Glücklicherweise gibt es nur in der Schule zur Unterrichtszeit eine Kleiderordnung, weshalb nun alle in ihren bequemsten Alltagsklamotten hier rumstehen und mein Outfit nicht wirklich auffällt. Ich halte nach einer bestimmten Person Ausschau und als ich Shotos rot-weiße Haare entdecke, schlucke ich.

Auch er trägt entspanntere Klamotten als das, worin ich ihn sonst bisher gesehen habe: Er hat eine schwarze Hose mit einem schwarzen Rollkragenpullover kombiniert und trägt dazu einfache, weiße Sneaker. Kurz bleibt mein Blick bei ihm hängen, als jemand fröhlich grinsend auf mich zugesprungen kommt und so meine Aufmerksamkeit auf sich zieht.

"Hallo Akira! Ich freue mich ja so, dass wir hier jetzt wohnen können! Dann ist mein Schulweg nicht mehr so lang und außerdem sehen wir uns viel öfter und... huch, wieso hast du denn solche Augenringe?"

Überrascht hebe ich meine Augenbrauen, ich wusste nicht mal, dass ich überhaupt welche habe!

"Stress zuhause." murmle ich schnell, als einige andere sich ebenfalls zu uns drehen. Vorsichtig fahre ich über die kleine rosa Narbe auf meiner Wange, die inzwischen wieder gut abgeheilt, aber immer noch etwas empfindlich ist.

Bevor Ochako noch etwas hätte sagen können, treten die Klassenlehrer der jeweiligen Klasse hervor und bitten um unsere Aufmerksamkeit.

"Also gut Kinder, wir werden gleich in unseren jeweiligen Klassen nachzählen, ob alle da sind und dann die Einteilung der Zimmer bekanntgeben. Es sind jeweils Zweierzimmer und ihr werdet nach Mädchen und Jungs getrennt aufgeteilt."

Nach dieser kurzen, generellen Ansage sehe ich bereits Herr Aizawa auf uns zu schlurfen und dann einen Zettel hervorkramen. Er ist inzwischen endlich seine Bandagen losgeworden, doch auch ohne diese sieht man ihm noch an, dass er einen harten, schmerzhaften Kampf hatte. Narben zieren sein Gesicht und lassen ihn noch geheimnisvoller wirken, allerdings haben wir uns alle bereits einigermaßen an sein unfreiwillig neues Aussehen gewöhnt.

Glücklicherweise bin ich mit Ochako auf einem Zimmer, sodass ich mich nicht wirklich unwohl fühle, sollte ich nicht alleine im Zimmer sein können. Mit ihr verstehe ich mich von den Mädchen her eh am besten und kann mich ihr eher anvertrauen, als einem der anderen Mädchen.

Allerdings kann sie mit ihrer andauernden überguten Laune auch echt anstrengend sein, denn jetzt neben mir auf dem Weg zu unserem Zimmer hüpft sie die ganze Zeit aufgeregt neben mir her.

"Ochako bitte. Ich bin echt nicht in der Stimmung." murmle ich kraftlos und ziehe die Kapuze etwas weiter runter, während das braunhaarige Mädchen neben mir sofort aufhört, herumzuspringen.

"Was ist denn nur los? Du machst mir echt Sorgen, Akira."

Ich seufze.

"Nicht hier." gebe ich einfach zurück und scheinbar gibt Ochako sich damit halbwegs zufrieden, denn ich sehe aus dem Augenwinkel, wie sie langsam nickt.

Wenig später erreichen wir unser Zimmer und ich öffne es mit der Karte, die ich bekommen habe. Ochako hat ebenfalls eine, also sind wir nicht voneinander abhängig, wenn jemand mal ins Zimmer will, der andere aber nicht oder so.

Das Zimmer ist ziemlich süß, hat aber alles, was man braucht. Hier ist eine Klimaanlage, eine Toilette, ein Kühlschrank, ein Wandschrank und sogar eine Veranda, was für nächtliche Gespräche immer gut ist. Ich atme tief durch und schleppe meine Taschen ins Zimmer, stelle sie in einer Ecke ab und lasse mich dann in eines der beiden Betten fallen.

"Wollen wir die Betten näher zusammenstellen?" fragt Ochako da und ich hebe den Kopf wieder an, um Ochako dann auf ihrem Bett sitzend zu sehen. Kurz überlege ich noch, bevor ich nicke und wir die Betten schließlich so hinstellen, dass noch ein Nachtschrank dazwischensteht und wir so zu beiden Seiten etwas Beinfreiheit beibehalten können.

Gerade will ich mich wieder hinlegen, da räuspert Ochako sich erneut, will wohl aber nichts sagen. Ich ahne bereits, worauf sie hinauswill und seufze laut. Da ich aber weiß, dass sie sonst nie nachgeben würde, setze ich mich auf die Bettkante, die ihrem Bett zugewandt ist und atme tief durch.

"Meine Eltern haben mir, kurz bevor ich losmusste, noch etwas gebeichtet, was mein ganzes Leben gewissermaßen noch schlimmer und komplizierter macht als es eh schon ist."

Ich reibe mir über die Stirn, während Ochako fragend den Kopf schief legt.

"Dein Leben ist doch aber nicht schlimm. Klar, dein Vater übertreibt maßlos mit dem Training, aber das ist doch jetzt vorbei und außerdem hast du deine Freunde, die alle für dich da sind!"

Sie ist immer so optimistisch allem gegenüber, wie niedlich.

"Ochako, so einfach ist das nicht. Du kennst bei Weitem noch nicht die gesamte Wahrheit über mein Leben und nach den Ereignissen der letzten Woche weiß ich nicht, ob ich jemals bereit sein werde, mich noch einmal jemandem gegenüber komplett zu öffnen."

Kurz ist es still.

"Hast du es Todoroki erzählt?"

Ich gucke hoch und sehe in ihr Gesicht, um nach etwas wie Enttäuschung zu suchen, doch ich finde nichts. Langsam nicke ich und erstaunlicherweise steht sie einfach auf, setzt sich neben mich und umarmt mich. Ohne zu zögern erwidere ich die Umarmung und seufze leise.

"Ist okay. Ich weiß, dass er dir viel bedeutet. Um ehrlich zu sein, war es mir irgendwie klar, dass du dich ihm als erstes anvertraust, das hat immer schon so gewirkt. Aber... wieso ist er jetzt wieder so distanziert?"

Erneut zieht sich etwas in meiner Brust zusammen und ich schlucke hart.

"Shoto hat das Ganze nicht so gut aufgenommen. Ich meine, mir war bewusst, dass er schockiert sein würde, aber dass er dann gar nicht mehr mit mir reden will?"

Meine Stimme ist leise und fast schon brüchig, aber das ist mir egal. Ochako kann meine traurige, gebrechliche Seite ruhig sehen, ich vertraue ihr.

"Das tut mir leid."

Die Braunhaarige streicht mir vorsichtig über die Haare, da meine Kapuze inzwischen wieder heruntergerutscht ist. Stumm nicke ich.

"Aber ich glaube, dass er sich wieder fangen wird. Du bist ihm auch wichtig, ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich so einfach aufgeben würde, er ist bestimmt einfach nur... schockiert."

"Ja, das ist er."

Sie scheint mich nicht gehört zu haben, denn sie sagt nichts mehr und umarmt mich einfach weiter, bis ich irgendwann so müde bin, dass ich mich schnell fertig mache und mich dann auch schlafen lege.

"Ochako?" frage ich in die Dunkelheit, da auch sie sich schlafen legen wollte.

"Ja?" kommt es fragend zurück und ich drehe mich so, dass ich in die Richtung schaue, in der ihr Bett steht.

"Ich danke dir." flüstere ich so laut, dass sie es gut hören müsste und ich kann mir ihr leichtes Lächeln gut vorstellen, als sie antwortet: "Gerne doch Akira. Du bist meine Freundin und mir sehr wichtig."

Auch die Zimmeraufteilungen bzw. der Aufbau dieser ist anders als im Manga/Anime, aber es gehört zu meiner Story und ist essenziell.
Tut mir leid, dass ich das erneut weiter abändern musste, aber Akira braucht jemanden an ihrer Seite! :)

elementary || shoto todorokiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt