In der Pause stehe ich vielleicht etwas zu hektisch auf und gehe gemeinsam mit Ochako und den beiden Jungs aus dem Klassenraum, als plötzlich jemand meinen Namen ruft und ich durch den Klang seiner Stimme beinahe zusammengezuckt wäre.
Eine angenehme Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus, die mich gleichzeitig aber auch leicht erschaudern lässt. Kurz schließe ich meine Augen, bleibe stehen und drehe mich dann doch zu Shoto um, der daraufhin ebenfalls kurz vor mir zum Stehen kommt.
Wir schauen uns in die Augen, während ich darauf warte, dass er anfängt, zu reden. Ich weiß, was er möchte, aber trotzdem ist er derjenige, der das Gespräch sucht.
Einige Schüler laufen an uns vorbei, wobei der ein oder andere einen verstohlenen Blick zu uns wirft. Klar, gerade in unserem Jahrgang sind Shoto und ich mittlerweile dafür bekannt, diejenigen zu sein, die eher niemanden an sich ranlassen, von daher ist es interessant zu sehen, dass ausgerechnet wir beide miteinander reden.
"Was ist los?" fragt Shoto da und ignoriert alles um uns herum, während ich den Blickkontakt abbreche und den Kopf senke.
"Gar nichts... Mir geht's gut, Shoto." murmle ich nach kurzem Zögern, kann aber aus dem Augenwinkel sehen, wie der Rot-Weißhaarige leicht den Kopf schüttelt.
"Das glaube ich dir nicht." sagt er und ich gucke wieder hoch, direkt in seine Augen.
"Ist es wegen gestern?" fragt er leise nach und in seinen Augen liegt leichte Sorge. Denkt er, dass die Umarmung falsch war?
"Was... meinst du?"
Shoto atmet tief durch.
"Die Umarmung, war sie... zu viel?"
Meine Augen weiten sich leicht und ich schüttle schnell den Kopf.
"Nein Shoto, keinesfalls. Wirklich, ich habe die Umarmung... ich mochte es."
Vorsichtig lächle ich und spüre, wie die anfängliche Nervosität meinerseits langsam wieder verschwindet. Es gibt ja eigentlich auch keinen Grund, in seiner Nähe nervös zu sein oder mich unwohl zu fühlen, ich steigere mich nur wieder in etwas hinein.
Ich sehe, wie Shoto langsam nickt, aber noch nicht wirklich überzeugt zu sein scheint, weshalb ich ohne groß weiter nachzudenken einen Schritt auf ihn zumache und meine Arme um ihn lege. Meinen Kopf kuschle ich an seine Schulter, schmiege meinen Körper näher an seinen und atme dann tief durch, bevor auch Shoto realisiert, was passiert und seine Arme ebenfalls um mich legt.
Vorsichtig drückt er mich enger an sich und ich spüre, wie sein Herz sanft für mich spürbar gegen seine Brust schlägt. Auch meins klopft etwas schneller als normal, doch das ignoriere ich in dem Moment einfach und genieße die Umarmung und das gute Gefühl. Seine Wärme und der Duft, der von ihm ausgeht, umgeben mich und ich schließe mehr aus einem Reflex die Augen, gebe mich dem Jungen damit vollkommen hin.
Seine Arme liegen sanft, aber bestimmt auf meinen Schultern, während meine eigenen um seinen Bauch geschlungen sind und ich mich so ganz nahe an ihn drücken kann, als würde ich nie wieder loslassen wollen.
Keine Ahnung, wie lange genau wir da standen, aber irgendwann löse ich mich langsam wieder und bemerke dann erst, dass meine Freunde inzwischen weitergegangen sind, vermutlich, um Shoto und mir die Zeit zu geben, die wir brauchen.
"Shoto, denk bitte niemals, dass so etwas falsch ist, okay? Ich mag deine Umarmungen, mit denen macht man nie etwas falsch."
Shoto mustert mein Gesicht für einen Moment und nickt schließlich langsam.
"Aber... wieso hast du dann Abstand gesucht? Ich meine..."
Schnell unterbreche ich ihn.
"Mach dir keine Gedanken, okay? Ich... bin heute nur nicht so gut drauf und war, um ehrlich zu sein, auch ein wenig... verwirrt. Aber du hast nichts falsch gemacht, Shoto. Wirklich nicht."
Endlich scheint er überzeugt zu sein und so lächle ich erleichtert, bevor wir dann gemeinsam durch die Schule gehen, bis es zur nächsten Stunde klingelt. Als wir den Klassenraum wieder betreten und uns gerade zu unseren Plätzen begeben haben, da sagt Shoto noch einmal meinen Namen.
"Hey Akira."
Fragend drehe ich meinen Kopf zu ihm und warte auf seine Ausführung.
"Wenn... wenn du reden willst, dann... bin ich da, okay?"
Überrascht hebe ich meine Augenbrauen und nicke dann, überrascht über die offene Fürsorge von Shoto. Den restlichen Unterricht über konnte ich mich dennoch nicht richtig konzentrieren, zu sehr verwirren mich meine Gedanken und Gefühle momentan.
Wenn ich bei Shoto bin und wir etwas zusammen machen, bin ich abgelenkt und genieße die Situation, aber sobald ich wieder allein bin oder nichts direkt mit ihm zu tun habe, fängt mein Kopf sofort wieder an, sich zu drehen.
Seit Shoto angefangen hat, sich auch etwas offener mit seinen Gefühlen zu zeigen, zumindest mir gegenüber, kommt eine leise Hoffnung in mir hoch, dass er mich auch mögen könnte. Und das nicht nur im freundschaftlichen Sinne, sondern so, dass aus uns... mehr werden könnte.
Gedankenverloren spiele ich mit dem Stift in meiner Hand herum und trommle hin und wieder zusammenhangslose Melodien mit dem stumpfen Ende des Stifts auf das Papier. Dabei höre zumindest halbwegs Present Mic zu und versuche gleichzeitig, meine Gedanken zu ordnen, weshalb mein Kopf ganz schön ins Rauchen gerät.
Glücklicherweise scheint Present Mic nicht mitzubekommen, dass ich nicht komplett aufmerksam bin, weshalb ich schließlich doch durch den Unterricht komme und wir dann für den heutigen Tag entlassen werden.
Die nächsten Tage über konnte ich mich glücklicherweise wieder normal Shoto gegenüber verhalten und auch, wenn mich diese Unwissenheit, was meine Gefühle betrifft, immer noch verunsichert, habe ich beschlossen, alles einfach auf mich zukommen zu lassen und mich damit auf meine Gefühle einzulassen. Es bringt nichts, sich unnötig den Kopf zu zerbrechen, wenn da eventuell gar nichts sein könnte, also schiebe ich jegliche Gedanken an dieses Thema einfach beiseite.
Die Wochen, die ich nun schon auf die UA gehe, haben mich als Person komplett verändert und mich endlich zu einem Menschen gemacht. Ich bin jemand, der seine Gefühle zumindest mit der Zeit zulassen kann und der sogar endlich echte Freunde gefunden hat. Ich fühle mich menschlich, was für mich persönlich ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Heldendasein war.
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elementary || shoto todoroki
FanfictionAkiras Vater hat das junge Mädchen auf die UA gelassen, damit sie eine Heldin wird und ihre Familie stolz machen kann. Dass Akira eigentlich gar nicht die natürlichen Voraussetzungen dafür haben dürfte, weiß niemand. Niemand außerhalb ihrer Familie...