Direkt, nachdem die Schule für den heutigen Tag für beendet erklärt wurde, sehe ich Ochako auf mich zukommen und hebe fragend eine Augenbraue, während ich nebenbei meine Sachen in meinen Rucksack packe.
"Kommst du? Ich muss mit dir reden." sagt sie mit ihrer unschuldigen, zuckersüßen Stimme, doch mittlerweile kenne ich sie gut genug um zu wissen, dass da mehr hinter steckt. Trotzdem nicke ich einfach nur, schultere meinen Rucksack und folge ihr dann, aber nicht, ohne Shoto vorher noch einmal kurz zuzulächeln.
Den Weg über zu den Wohnheimen ist es ungewohnt ruhig und ich wollte das braunhaarige Mädchen schon fragen, ob etwas passiert ist, habe es mir dann aber doch gespart, als wir da schon unser Zimmer betreten.
Sobald ich die Tür hinter mir geschlossen und mich wieder zu ihr gedreht habe, schaut sie mich aus glitzernden, aufgeregten Augen an.
"Ich habe alles gesehen!" sagt sie und ihre Stimme überschlägt sich beinahe.
"Was?" frage ich verwirrt nach und blinzle, da ich wirklich nicht verstehe, was sie meint.
"In der Mittagspause. Du und Shoto. Am Baum?"
Überrascht hebe ich nun beide Augenbrauen und muss leicht lachen, bevor ich mich auf die Kante meines Bettes setze und tief durchatme.
"Ja, wir haben uns umarmt, was ist so schlimm daran?" frage ich simpel nach und Ochako lässt sich auf ihr Bett fallen, während sie mich die ganze Zeit nicht aus den Augen lässt.
"Aber das war keine normale Umarmung! So nahe, wie ihr da beisammensaßt, hätte man auch genau so gut denken können, dass ihr zwei ein Paar seid!"
Ich schüttle schnell den Kopf und schnaufe ungläubig.
"Vergiss es Ochako, Shoto und ich sind befreundet. Wir haben uns nur gegenseitig etwas anvertraut und Shoto war mir dankbar, dass ich ihn so akzeptiere, wie er ist. Deshalb hat er mich umarmt und dann saßen wir halt so da! Wir haben den Moment genossen, mehr nicht."
Ochako verengt ihre Augen leicht zu Schlitzen.
"Du sagst mir, dass Shoto Todoroki dich umarmt hat und dann, dass da nichts zwischen euch ist?"
Ich seufze.
"Freunde, das sind wir. Ochako ich verspreche dir, dass nichts zwischen uns passiert ist bis auf Umarmungen und das gegenseitige Anvertrauen. Also alles Sachen, die man eben unter Freunden macht!"
Das Mädchen mir gegenüber nickt nachdenklich.
"Und wie geht es dir damit?" fragt sie schließlich und ich gucke sie verwirrt an. Wie soll es mir damit schon gehen?
"Willst du denn, dass da mehr zwischen euch passiert?"
Etwas überrumpelt von dieser Art der Frage blinzle ich sie stumpf an und ziehe dann die Augenbrauen zusammen.
"Was ist das für eine Frage, Ochako? Ich bin froh, ihn als Freund zu haben und so offen ihm gegenüber sein zu können." antworte ich dann schließlich und senke den Blick, auf einmal unsicher über die Gedanken, die mir im Kopf herumgeistern.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Ochako aufsteht und sich neben mich auf dem Bett niederlässt.
"Das will ich auch gar nicht in Frage stellen, aber es ist schon irgendwie auffällig. Ihr zwei versteht euch so gut, seid euch so ähnlich und vertraut euch Sachen an, von denen außerhalb der Familie niemand etwas weiß, nicht einmal Izuku, Tenya oder ich... Manchmal, naja sieht es halt so aus, als wärt ihr..."
"Sind wir nicht, Ochako." sage ich schnell und nehme mir dann einen Hoodie und eine bequeme Hose zur Hand, um mich schnell umzuziehen und dann ins Bett fallen zu lassen.
"Und du hast dich noch nie gefragt, wieso du so schlecht drauf bist, wenn etwas zwischen Todoroki und dir vorgefallen ist?"
Ochako schaut mich unschuldig an, noch immer auf meiner Bettkante sitzend, während ich verstehe, worauf sie hinauswill.
"Willst du mir gerade sagen, dass ich Shoto mag?" stelle ich die Gegenfrage und setze mich wieder auf. Die Braunhaarige zuckt mit den Schultern.
"Überleg' doch mal, jedes Mal, wenn du und Todoroki nicht miteinander geredet habt oder er dich ignoriert hat, warst du schlecht drauf und traurig, hast dich zurückgezogen und warst extrem schnell gereizt. Sobald ihr euch dann ausgesprochen habt und wieder alles gut war, warst du wieder glücklich und freundlich."
Ich wende den Blick ab und starre nachdenklich auf die Bettdecke vor mir. Stimmt das? Habe ich wirklich so krass reagiert, nur weil Shoto nicht mehr da war?
"Jetzt wo du es sagst, mir war selbst aufgefallen, dass meine Emotionen sehr von Shoto abhängig waren und er so ziemlich der Einzige ist, der wirklichen Einfluss auf mich hat, aber... ich weiß nicht, was das heißt. Ich dachte, dass meine miese Laune mit meinem Vater zusammenhängt, aber dass es auch in diese Richtung gehen könnte... Sowas ist mir fremd, ich lerne noch, mit all diesem Fröhlichen und den Emotionen klarzukommen. Ich habe keine Ahnung, was ich fühle oder wie man diese Gefühle einordnen kann."
Ochako nickt verständnisvoll und lächelt mich aufmunternd an.
"Das ist ja auch vollkommen okay. Gefühle können verwirrend sein." sagt sie, bevor sie sich ebenfalls hinlegt und ein Buch hervorkramt, indem sie in letzter Zeit liest. Ich hingegen hänge nun meinen unschlüssigen Gedanken nach, die sich, mal wieder, um Shoto drehen, aber dieses Mal, weil ich mir in Bezug auf die Gefühle ihm gegenüber unsicher bin.
Dass Ochako selbst auch etwas nachdenklich bei ihrem letzten Satz klang, geht vollkommen an mir vorbei, zu sehr beschäftigt mich meine eigene Gefühlslage in diesem Moment.
Der nächste Tag war komisch. Ich konnte die Nacht über nicht so gut schlafen und musste mich am Morgen entsprechend aus dem Bett quälen, wo ich dann erstmal feststellen musste, dass ich von Shoto geträumt habe. Verwirrt habe ich den Kopf geschüttelt, mich fertig gemacht und bin dann gemeinsam mit Ochako zur Schule gegangen.
Auf halbem Wege fällt mir eine weitere Person auf, die unweit von uns entfernt mit jemand anderem, ebenfalls aus unserer Klasse, den Weg entlangläuft. Wirklich zu reden scheinen sie nicht, aber sobald ich Shoto erkannt habe, kommen mir wieder diese Gedanken über uns und ich wende den Blick ab.
Still höre ich Ochako zu, die aufgeregt davon erzählt, dass sie die heutigen Hausaufgaben unbedingt vortragen möchte, um eine gute Schülerin abzugeben.
Im Klassenraum angekommen unterbreche ich Ochako vorsichtig, um sie dann auf Izuku und Tenya hinzuweisen, die in dem Moment auf uns zukommen. Wir begrüßen uns lächelnd, als auch Shoto den Raum betritt und damit in mein Sichtfeld kommt. Etwas stiller als sonst lausche ich den anderen, bevor wir dann unsere Plätze einnehmen sollen und ich leise seufze.
Während ich zu meinem Pult gehe, schaue ich wie automatisch zu Shoto, der mich ebenfalls mustert, doch dann schaue ich schnell wieder weg und knete irgendwie nervös meine Handflächen. Die ganze Doppelstunde über bin ich seltsam durch den Wind und atme hin und wieder tief durch, um mich zu beruhigen.
Shotos Blick ruht immer mal wieder auf mir und ich muss mich wirklich zusammenreißen, nicht auch dauernd zu ihm zu schauen. Ich war dankbar für jede Ablenkung, sei es weil ich etwas von der Tafel abschreiben musste oder mich am Unterricht wirklich beteiligt habe, ich wollte nur nicht dauernd an meine Gefühle denken müssen.
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elementary || shoto todoroki
FanfictionAkiras Vater hat das junge Mädchen auf die UA gelassen, damit sie eine Heldin wird und ihre Familie stolz machen kann. Dass Akira eigentlich gar nicht die natürlichen Voraussetzungen dafür haben dürfte, weiß niemand. Niemand außerhalb ihrer Familie...