elementary || shoto todoroki

vol. 68: Rettungsstrategien

"Akira!" ertönt dann auch schon Herr Aizawas Stimme, ausnahmsweise erstaunlich überrascht und nicht ruhig und monoton wie ich es gewohnt bin. Ich atme laut aus und laufe zu meinem Klassenlehrer, der etwas weiter von der Tür des Lehrerzimmers entfernt neben Blood Hero steht und sich wohl bis vor wenigen Sekunden mit ihm unterhalten hatte.

Nun schaut er allerdings fragend und auch etwas besorgt zu mir, während ich außer Atem vor ihm zum Stehen komme und aufgebracht blinzle, ziemlich besorgt über meine Theorie zu der Entführung meines Vaters.

"Herr Aizawa bitte, Sie müssen meinen Vater retten, so schnell wie möglich!" stoße ich dann irgendwie hervor, noch immer etwas aufgewühlt und durcheinander, während Blood Hero neben meinem Klassenlehrer nun schnauft und die Arme vor seiner Brust verschränkt.

"Die Helden bringen deinen Vater schon wieder sicher zurück, mach dir keine Sorgen. Das ist allerdings noch lange kein Grund, hier einfach hereinzuplatzen und den Respekt uns gegenüber mit Füßen zu treten!"

Ich presse kurz meine Lippen aufeinander und schüttle den Kopf, natürlich hat Blood Hero keine Ahnung, warum mir die Rettung meines Vaters wichtig sein könnte.

"Verzeihen Sie bitte meine Ausdrucksweise, aber mein Alter ist mir scheißegal. Unter anderen Umständen könnte er von mir aus auch auf ewig bei der Liga verbleiben, aber das hier... ist leider etwas komplizierter."

Für einen Moment schließe ich meine Augen und hebe dann meine Hände, um so meine Dringlichkeit besser zum Ausdruck bringen zu können.

"Herr Aizawa bitte, mein Vater könnte ein wirkliches Problem darstellen, wenn er nicht schnellstens von der Liga wegkommt!" sage ich direkt an meinen Lehrer gewandt, der zum Glück auch schnell zu verstehen scheint.

Er legt eine Hand auf meinen Rücken und schiebt mich so aus dem Lehrerzimmer heraus, damit wir ungestörter reden können. Als wir eine ruhige Ecke erreichen, drehe ich mich wieder zu dem Schwarzhaarigen und balle angespannt die Hände zu Fäusten.

"Woran denkst du, Akira?" fragt Herr Aizawa nach und schaut mich aufmerksam an, die Augenbrauen leicht gehoben und seine sonst so müden Augen weiter geöffnet.

"Sollte mein Vater einknicken und der Liga alles über mich und das Besondere an mir erzählen, hätte Shigaraki dann die Möglichkeit, dieses neue Wissen für seine Noumus anzuwenden. Sie könnten beliebig stärker gemacht und mit allen möglichen Spezialitäten ausgestattet werden und jetzt, wo All Might weg ist, hätten wir nur umso größere Probleme, gegen sie anzukommen. Es geht mir nicht darum, dass mein Geheimnis weiter gehütet ist, aber es darf nicht passieren, dass dieses Geheimnis missbraucht wird!"

Während meiner Erklärung habe ich mich immer weiter angespannt und meine Stimme ist kaum vernehmbar lauter geworden, weshalb Herr Aizawa schließlich seine Hände auf meine Schultern legt und so versucht, mich zu beruhigen.

"Du hast recht Akira. Euer 'Familiengeheimnis' sollte keinesfalls in falsche Hände geraten, wir müssen tatsächlich so schnell wie möglich dafür sorgen, dass dein Vater wieder freikommt. Ich werde mit Endeavor reden, soweit mir das möglich ist, aber es kann sein, dass du das erklären musst. Ich weiß, gerade ihm gegenüber ist das problematisch, aber angesichts der momentanen Lage bleibt uns kaum etwas anderes übrig."

Ich schlucke hart, denn es graut mir davor, Endeavor gegenüberstehen zu müssen und ihm zu berichten, dass ich die Kontrolle über das Feuer von ihm habe. Aber Herr Aizawa hat recht, wenn das hilft, dass wir schnell handeln können, muss ich über meinen Schatten springen, und Endeavor als neuer Nr.1-Held wäre eine sehr große Hilfe.

"Gut, ich kümmere mich darum und gebe dir Bescheid, sobald ich Neuigkeiten habe. Du gehst jetzt zurück und versuchst, dich nicht verrückt zu machen, okay? Alles wird gut, die Liga wird nicht dahinter kommen, was ihr als Familie hütet und sie werden es auch nicht gegen uns verwenden können."

Ich schnaufe und nicke, nicht komplett überzeugt.

"Wenn mein Alter es schafft, dichtzuhalten, haben wir eine Chance, sonst wird es schwer." murmle ich, weshalb Herr Aizawa eine Augenbraue hebt und mir dann kurz den Kopf tätschelt.

"Wir schaffen das schon." meint er einfach nur, was ich hinnehme, ohne weiter etwas darauf zu erwidern. Herr Aizawa nickt mir kurz noch zu, bevor er wieder im Lehrerzimmer verschwindet und ich mich so schweren Herzens wieder daran mache, zurück zu den Dorms zu gehen.

Dort angekommen werde ich sofort von meinen Freunden belagert, die mich fragen, wo ich war, was ich gemacht habe und wieso ich so davongestürmt bin. Ich hebe die Arme, um sie beruhigen zu können und zucke dann mit den Schultern, da ich von jetzt an quasi machtlos bin.

Es liegt in den Händen der Pro-Helden, meinen Alten zu retten und Schlimmeres zu verhindern, ich kann da nicht viel tun, würde es vermutlich nur schlimmer machen, wenn ich auf eigene Faust handeln würde.

"Ich habe mit Herr Aizawa geredet und er kümmert sich jetzt um alles. Endeavor wird mit eingespannt und die Helden werden ihr Bestes geben, um zu helfen." fasse ich kurz zusammen, nachdem ich meine Theorie zu der Entführung meines Vaters erklärt habe, und verstaue dann meine Hände in den Taschen meiner Jacke, bevor mir Shotos fragender Blick auffällt.

"Wieso wird mein Alter einbezogen?" fragt mein Freund, woraufhin ich tief durchatme.

"Seit All Might im Ruhestand ist, ist Endeavor der neue Nr.1-Held und somit das beste Werkzeug dafür, meinen Alten so schnell wie möglich zu retten, um Schlimmeres zu verhindern."

Shoto schüttelt den Kopf und atmet tief durch, bevor er mir fest in die Augen schaut.

"Mein Vater wird nicht helfen. Nicht, solange er nicht selbst davon überzeugt ist, dass große Gefahr besteht."

Ich nicke zustimmend, das ist mir auch schon bewusst,

"Genau deshalb werde ich ihm wohl von der Wahrheit erzählen müssen. Der Gedanke daran gefällt mir auch nicht, aber da es gefährlicher sein kann, wenn mein Vater nicht dichthalten kann, nehme ich das in Kauf und erkläre deinem Vater von der... hitzigen und kritischen Lage, der wir uns gegenübersehen."

Meine Freunde und insbesondere Shoto schauen mich schockiert an, weshalb ich den Blick senke und unbeholfen mit den Schultern zucke.

"Wirklich eine Wahl bleibt da nicht. Unter anderen Umständen hätte ich es vermieden, Endeavor einzubinden, aber es ist jetzt so, wie es ist. Wenn ich deinen Vater so überzeugen kann, zu helfen, ist es das wert, Shoto."

Ich schaue meinem Freund fest in die Augen, während er kurz einfach zurückschaut und schließlich laut ausatmet, bevor er nickt.

"Gut, aber dann begleite ich dich. Ich kenne meinen Alten besser als du, als sonst irgendjemand, also kann ich helfen, falls es nicht so läuft, wie geplant."

Ein sanftes Lächeln bildet sich auf meinen Lippen und ich stimme nickend zu. Trotz meiner Anspannung vor einem möglichen Gespräch mit Endeavor kann ich so etwas entspannen, immerhin habe ich dann Shoto und wohl auch Herr Aizawa an meiner Seite.

So sollte es einfacher sein, dass der neue Nr.1-Held mir zuhört und dann auch glaubt. Das hoffe ich zumindest.