Dort angekommen steigen wir aus und ich schaue an der Fassade des Hauptgebäudes hoch, bevor ich eine Berührung an meiner Hand spüre. Überrascht schaue ich hin und sehe so, wie Shoto seine Hand mit meiner verschränkt. Mein Blick wandert zu seinen Augen hoch und er schaut mich ruhig, aber erwartungsvoll an.
"Willst du drüber reden?" fragt er und ich seufze leise.
"Ich schätze, Herr Aizawa ahnt, dass etwas mit mir nicht stimmt." gebe ich dann zu und kaue unsicher auf der Innenseite meiner Wange herum.
"Meinst du, weil er deine Spezialität nicht löschen konnte?"
Ich nicke.
"Er konnte die Luft und Erde löschen, aber das Wasser und Feuer nicht. Ich nehme mal an, das liegt daran, dass Luft und Erde Teil meiner natürlichen Spezialität durch meine Eltern sind, das Feuer und Wasser hingegen künstlich hinzugefügt wurden. Die beiden Elemente gehören so gesehen nicht zu mir, ich sollte sie eigentlich gar nicht haben. Deshalb hat Herr Aizawa dieses 'Unnatürliche' auch nicht löschen können."
Wir fangen an, loszulaufen und steuern den Baum an, der inzwischen so etwas wie 'unser Ort' geworden ist. Shoto hält noch immer meine Hand und sein Daumen streicht immer wieder langsam über meinen Handrücken, was einen angenehmen Schauer über meine Haut jagt.
Schließlich setzen wir uns ins weiche Gras, mit dem Rücken an den Stamm und irgendwie endet das Ganze so, dass ich meine Beine über seine gelegt und er einen Arm um mich gelegt hat, wobei sein Daumen nun immer wieder sanft über meinen Oberarm fährt und leichte, wahllose Muster zeichnet. Mein Kopf lehnt an seiner Schulter und ich spiele gedankenverloren mit dem Stoff seines blauen Anzug.
"Ich finds immer noch unglaublich, dass du alleine Herr Aizawa bezwingen konntest. Und dass du trotz unserer aussichtslosen Lage einen kühlen Kopf bewahrt und uns da rausgebracht hast." meint Shoto irgendwann in die Stille hinein, weshalb ich schmunzeln muss.
"Naja, dass ich das Feuer benutzen konnte, habe ich zufällig herausgefunden und gegen Herr Aizawa konnte ich wahrscheinlich auch nur gewinnen, weil er überrumpelt war und nicht erwartet hat, dass ich trotzdem noch mit meiner Spezialität agieren konnte."
"Trotzdem ist Herr Aizawa stark und nicht jeder hätte es an deiner Stelle geschafft, selbst wenn er die gleichen Voraussetzungen gehabt hätte. Wie hast du es eigentlich geschafft, ihn zu überwältigen?"
Ich hebe meinen Kopf wieder an und greife nach einem Grashalm, um mit diesem spielen zu können.
"Ich hab ihm Wasser in die Augen gespritzt." fange ich leicht kichernd an.
"Dadurch hat er seine Augen schließen müssen und dieser Moment hat gereicht, um mithilfe des Windes an ihn heranzukommen und ihm die Handschellen anzulegen. Genau dann kam auch schon die Durchsage, dass wir bestanden haben."
Shoto schaut mich ebenfalls leicht lächelnd an und beobachtet mich, wie ich meine Aufmerksamkeit auf den Grashalm in meiner Hand richte.
"Shoto sag mal... hab ich dir eigentlich wehgetan mit dem Feuer? Heute bei der Prüfung, meine ich." frage ich dann irgendwann einfach und schaue zurück zu dem Jungen, der mich immer noch ein klein wenig verträumt mustert.
"Nein, keine Sorge. Ich bin immun gegen Feuer, solange es nicht zu viel innerhalb einer kurzen Zeit ist. Du kannst mir mit der Menge auf die kurze Dauer nicht wehtun, da musst du dir keine Gedanken drum machen." beruhigt er mich leise und legt eine Hand auf meinen Oberschenkel, um mich etwas näher an sich ziehen zu können.
Nun sind wir uns wieder so nahe wie damals in der Seitengasse, und wir alle wissen sicher noch, worauf das letztes Mal hinauslief. Ich schlucke und mustere sein Gesicht, bevor ich eine Hand hebe und ganz sanft über die gerötete Haut um sein linkes Auge fahre.
Erst zuckt er ein wenig, lässt es dann aber doch geschehen und fährt stattdessen nun mit der Hand, die nicht auf meinem Oberschenkel liegt, zu meinem Gesicht hoch, wo sein Daumen dann über die kleine Narbe auf meiner Wange fährt, die mein Vater mir damals hinzugefügt hat.
"Du bist wirklich hübsch..." murmelt Shoto dann kaum hörbar, doch es reicht, um meine Wangen deutlich zu erhitzen. Eine angenehme Wärme steigt in meinem Körper auf, aber anders als die, die ich spüre, wenn ich meine Spezialität einsetze.
"Ich... ich find dich auch toll, Shoto. Deine Augen, dein Lächeln, selbst wenn du es nicht so oft zeigst... auch deine Narbe. Ich habe dir schon mal gesagt, dass sie dich besonders macht, und das meine ich auch so."
Sein Blick wandert von meinen Augen runter zu meinen Lippen und ich kann sehen, wie er schluckt, bevor er wieder aufschaut und mir fest in die Augen sieht, fast so, als würde er mir in die Seele schauen wollen.
Es wird still zwischen uns, nur diese unsichtbare Spannung, die sich langsam wieder aufbaut, ist noch da. Meine Hand rutscht leicht herunter zu seinem Hals, während er seine nun richtig auf meine Wange legt und mein Gesicht so etwas näher zu sich zieht.
Unsere Lippen sind nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt und erneut fällt sein Blick nach unten, wobei er dieses Mal nicht wieder hochschaut. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um ein Grinsen zu verhindern, bevor ich mich dann vorlehne und endlich diesen restlichen Abstand zwischen uns vernichte.
Es ist erst das zweite Mal, dass wir uns küssen, doch schon jetzt fühlt es sich wahnsinnig intensiv an. Früher, als ich noch kleiner war, habe ich viel über Romanzen und körperliche Nähe gelesen, doch jetzt, dank Shoto, weiß ich auch endlich, wie sich das anfühlt.
Shoto ist der Erste, mit dem ich diese Art der Nähe teile, und ich würde es mit niemandem lieber tun. Er ist genau so unerfahren wie ich, was es irgendwo noch ein Stück aufregender macht, aber auch einfacher, sich aufeinander einzulassen.
Meine Hand wandert von seinem Hals in seinen Nacken und ich übe ein wenig Druck aus, um den Jungen noch etwas näher bei mir spüren zu können. Von seinem Körper geht eine angenehme Wärme aus, die von Sekunde zu Sekunde immer etwas intensiver wird.
Ich spüre ganz genau, wie Shoto sich mir vollkommen hingibt und in diesen Kuss fallenlässt, als wäre es etwas, was er sich schon sehr lange herbeigesehnt hat. Durch meine eigenen Gedanken muss ich sanft lächeln, was Shoto durch den Kuss leicht spüren kann.
Seine Hand, die auf meinem Oberschenkel geruht hat, wandert zu meinem unteren Rücken, wo er sie dann ablegt und so sicherstellt, dass ich nahe bei ihm bleibe. Er bewegt seine Lippen etwas kräftiger gegen meine, ohne dabei aber grob oder wild zu werden.
Irgendwo in seinem Kuss liegt immer noch diese Sanftheit, die er tief in sich versteckt gehalten hat und zum ersten Mal merke ich, was für ein Softie Shoto in Wirklichkeit ist.
Es vergehen einige Minuten, die wir einfach genießen, bevor wir uns dann doch endgültig wieder lösen und uns etwas außer Atem in die Augen schauen.
"Verdammt, daran könnte ich mich gewöhnen." murmle ich und streiche mit meinem Daumen kurz neckend über seine Unterlippe, während Shoto glücklich vor sich hin lächelt.
"Geht mir genau so." meint er genau so leise wie ich und atmet tief durch, um wieder richtig zu Atem kommen zu können.
"Akira, hör zu... ich weiß, wir hatten gesagt, dass wir uns Zeit lassen und in Ruhe herausfinden wollen, was zwischen uns ist, aber..."
"Du möchtest das zwischen uns festlegen?" frage ich, da er nicht so recht zu wissen scheint, wie er seine Gedanken formulieren soll. Scheinbar habe ich die besseren Worte für diese Situation, aber das ist okay, für Shoto ist das alles hier auch komplett neu. Der Junge nickt langsam.
"Gut, dann stell ich die Frage: Würdest du mit mir zusammen sein wollen?"
Shotos Augen weiten sich und er schaut mich mit leicht geöffnetem Mund an, weshalb ich leise lachen muss. Schließlich überwindet er seine Schockstarre dann aber und er fängt erneut an, zu nicken.
"Gerne, Akira."
hahaa, there we go, sie sind endlich zusammen! ^^
Hat ja auch nur 41 Kapitel gebraucht🥴
DU LIEST GERADE
elementary || shoto todoroki
FanfictionAkiras Vater hat das junge Mädchen auf die UA gelassen, damit sie eine Heldin wird und ihre Familie stolz machen kann. Dass Akira eigentlich gar nicht die natürlichen Voraussetzungen dafür haben dürfte, weiß niemand. Niemand außerhalb ihrer Familie...