vol. 80: Konfliktbeseitigung

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"Ich muss mit dir reden, Sho." fange ich an, weshalb seine Miene sofort sanft wird und er den Kopf schüttelt.

"Ich bin dir nicht böse, Akira. Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen oder dergleichen." sagt Shoto und ich schlucke hart. Dieser Junge ist mir gegenüber wirklich zu verständnisvoll und gutherzig gestimmt, so sehr, dass es schon in meiner Brust wehtut.

"Genau darum geht es, Shoto. Ich muss mich sehr wohl entschuldigen, denn ich habe dich in dem wohl unpassendsten Augenblick alleine gelassen, den es gibt. Du hast mir vertraut, ich habe dein Vertrauen gebrochen. Wie zur Hölle kannst du da nicht wütend sein?" gebe ich von mir und strecke fragend die Hände von mir, während Shoto mir gegenüber die Schnalle seines Rucksacks etwas fester packt.

"Ich bin wütend, das kannst du mir glauben. In erster Linie bin ich aber erleichtert, dass es dir gut geht und du immer noch hier bist, selbst wenn auf Bewährung."

Frustriert lache ich auf und lasse kurz den Kopf hängen, bevor ich ihn schüttle und dem Jungen mir gegenüber wieder in die Augen schaue.

"Wenn du wütend bist, dann lass deinen Frust doch raus! Friss das nicht in dich hinein, schrei mich an und sag' mir, wie du dich wirklich fühlst, du hast jedes Recht dazu!"

Shoto schüttelt den Kopf.

"Ich werde dich nicht anschreien, Akira." meint er einfach nur, weshalb ich meine Hände zu Fäusten balle und am liebsten selbst losschreien würde.

"Wieso zur Hölle nicht?! Mach bloß keine Ausnahme bei mir, nur weil ich deine Freundin bin!" rufe ich laut aus und sehe, wie auch der Junge sich nun weiter anspannt. Wir stehen noch immer im Gang der Umkleiden herum, theoretisch könnte jeder unserer Mitschüler jetzt an uns vorbeikommen oder zumindest mithören, was wohl auch einige machen, so wie ich sie kenne.

"Ich mache keine Ausnahme, weil du meine Freundin bist. Ich will dich nicht anschreien, weil du das Wichtigste in meinem verschissenen Leben bist!" erwidert Shoto, wobei seine Stimme am Ende dann doch etwas lauter geworden ist.

"Ich will das Risiko nicht eingehen, dich zu verlieren, wenn ich mich vergesse und unfair dir gegenüber werde." schiebt der Junge dann noch hinterher, deutlich leiser als vorher und er lässt den Kopf hängen. Ich halte inne und blinzle ein paar Mal überrascht.

"Du... du denkst, ich würde dich verlassen, weil wir uns einmal streiten und du laut mir gegenüber wirst?" frage ich vorsichtig nach, und nach kurzem Zögern nickt der Rot-Weißhaarige dann wirklich.

"Oh Shoto, das wird nicht passieren. Schon gar nicht in dieser Situation, wo ich Scheiße gebaut habe und du wirklich jedes Recht dazu hättest, wütend auf mich zu sein. Zu einer Beziehung gehört Streit dazu, man muss sich doch aussprechen können und da kochen die Emotionen nunmal manchmal über. Es wäre doch viel schlimmer, wenn man alles in sich hineinfrisst und es irgendwann alles auf einmal rausplatzt!"

Vorsichtig nähere ich mich dem Jungen an und lege meine Hände auf seine Wangen, um seinen Kopf sanft wieder hochdrücken zu können und so die kleinen Tränen zu sehen, die in seinen Augen schimmern und drohen, herunterzukullern. Augenblicklich weiten sich meine Augen.

"Ich... wenn ich daran denke, dich anzuschreien, dann fühle ich mich, als... als wäre ich wie mein Vater. Ich will nicht, dass du Angst vor mir bekommst und aufhörst, mich zu lieben, so wie meine Mutter es bei meinem Vater getan hat." gibt Shoto leise zu, sodass niemand außer mir das hören konnte.

"Du bist nicht wie dein Vater, Sho, du bist viel besser. Ich kann mich glücklich schätzen, dich zu haben, daran wird ein kleiner Streit nichts ändern, daran werden hunderte Streits nichts ändern können, okay? Ich habe keine Angst vor dir und ich werde auch nicht aufhören, dich zu lieben. Du wirst mich nicht mehr so schnell los, Shoto."

Am Ende lache ich leise, weshalb auch Shoto leicht lächelt, noch immer mit den Tränen in den Augen. Ich ziehe seinen Körper an mich und lege schützend meine Arme um ihn, weshalb auch er sich sofort an mich kuschelt und laut ausatmet.

"Ich will dich trotzdem nicht anschreien." murmelt er gedämpft gegen meine Schulter, weshalb ich nicht anders kann, als zu schmunzeln und dann sanft zu nicken.

"Ist okay. Versprich mir nur, deine Gefühle nicht zurückzuhalten und mit mir darüber zu reden. Auch ohne Anschreien."

"Versprochen."

Ich nicke und beiße mir kurz auf die Unterlippe, bevor ich ihn sanft wieder etwas von mir drücke und tief durchatme.

"Du willst das wahrscheinlich nicht hören, aber... es tut mir leid, Shoto. Ich wollte dich nicht hintergehen."

Nun ist Shoto derjenige, der seine Hände auf meine Wangen legt und mir tief in die Augen schaut, bevor er mir antwortet.

"Stimmt, ich will das nicht hören. Ja, es war uncool, mich in... ausgerechnet der Situation allein zu lassen, aber solange so etwas nicht noch einmal vorkommt, ist es okay. Du hast im Gegenzug dein Leben für Ochako, Herr Aizawa und mich eingesetzt und dir jetzt eine Bewährungsstrafe aufgehalst, also sind wir so gesehen quitt."

"Ja, obwohl ihr drei mir nur gefolgt seid und es deshalb meine Schuld ist, dass ihr überhaupt..."

Weiter komme ich gar nicht, denn Shoto schüttelt den Kopf und drückt meine Wangen etwas zusammen, sodass mein Mund zu einer Art Kussmund gedrängt wird und ich überrascht über diese Aktion von ihm aufgehört habe, zu reden. Dann muss ich leise lachen und fasse nach seinen Händen, um etwas Druck von meinen Wangen nehmen zu können.

"Shh, wir belassen es einfach dabei. Die Bewährung reicht als Strafe aus, also schauen wir einfach nach vorne und konzentrieren uns darauf, Helden zu werden. Auf legalem Wege, ja?"

Ich nicke und merke, wie mir ein riesiger Stein vom Herzen fällt. Zwar verlief das Gespräch nicht so, wie ich es erwartet hätte, aber es ging gut aus, das ist das Einzige, was zählt.

Und jetzt, wo ich endlich alles geklärt habe, Shoto wieder fest und sicher auf meiner Seite wissen darf und mit einer Bewährung davongekommen bin, steht wirklich nichts weiter im Weg, um den nächsten Schritt Richtung Heldenlizenz machen zu können.

Ich werde eine Heldin, aber dazu sind erst einmal mehr als zwei weitere Jahre hier an der UA Pflicht, wo mich mit Sicherheit noch viele Hürden und Abenteuer erwarten werden. Und sobald meine Bewährung abgelaufen ist, bin ich auch wieder richtig frei.

Es wird bestimmt alles am Ende aufs Gute hinauslaufen, da bin ich guter Dinge. Und vor allem mit Shoto bei mir weiß ich, dass ich alles schaffen kann.

Shoto und ich schaffen das schon. Zusammen.

Tja Leuds, wie soll ich sagen... mit diesem Kapitel und dem Happy End unserer beiden Helden ist die Story damit zum Ende gekommen.
Ich habe dieses Buch wirklich gern geschrieben und umso mehr freut es mich, dass es seine Leser gefunden hat, die Spaß und Freude daran hatten, es zu lesen.
Danke an euch alle, die mich mit jedem Vote und jedem Kommentar unterstützt haben! Akira und Shoto danken euch für die Unterstützung❤️🤍

elementary || shoto todorokiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt