vol. 18: Trainingsverletzung

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Mit einem mulmigen Gefühl im Magen folge ich Ochako die Gänge entlang, bis tatsächlich irgendwann Izuku und Tenya in Sichtweite kommen. Zuerst sehen die beiden fröhlich aus, doch als sie mich erblicken, tritt sofort wieder dieser verletzte Blick in ihre Augen und ihr Lächeln flacht deutlich ab.

"Wartet Leute, lasst es sie erklären. Ich habe gehört, was los war und es ist verständlich, wieso sie nichts gesagt hat."

Ich schlucke und verschränke meine Arme vor der Brust, bevor ich sehe, wie die beiden Jungs sich tatsächlich erwartungsvoll zu mir drehen. Also beginne ich sofort von Neuem, über meine Vergangenheit und Erlebnisse zu berichten, zumindest von dem, was auch Shoto, Ochako und Herr Aizawa mittlerweile wissen.

Ich kann einfach noch nicht mit der gesamten Wahrheit herausrücken, dazu kann ich mich dann doch noch nicht durchringen. Vermutlich wäre das ohnehin noch zu viel zu Verarbeiten, ich selbst habe ja Monate gebraucht, um meine Entstehungsgeschichte zu akzeptieren.

"Ich weiß, das ist noch lange nicht alles, aber ich kann noch nicht alles erzählen. Dazu bin ich noch nicht weit genug und ihr mit Sicherheit auch nicht drauf vorbereitet. Ich bin ja schon froh, dass ihr euch meine Geschichte überhaupt anhört."

Mit diesen Worten beende ich meinen kleinen Einblick und blicke in zwei vollkommen schockierte Augenpaare. Tenya ist der erste von beiden, der es schafft, sich aus seiner Schockstarre zu lösen und kratzt sich am Hinterkopf.

"Ich... ich wusste nicht, dass du es so schwer hast, Akira. Das tut mir aufrichtig leid, ich hoffe du kannst uns verzeihen."

Izuku nickt heftig, während ich mit dem Kopf schüttle.

"Ich bin diejenige, die sich entschuldigen muss. Ihr seid meine Freunde, ich hätte euch das sagen müssen."

Nun verneint Ochako.

"Es ist absolut nachvollziehbar, weshalb du niemandem etwas gesagt hast. So etwas sagt man nicht einfach aus dem Nichts heraus und es ist einfach blöd gelaufen, dass es so ans Licht gekommen ist und nicht so, wie du es wolltest. Wie wäre es, wenn wir das alles einfach hinter uns lassen und du uns den Rest anvertraust, wenn du dich dazu bereit fühlst?"

Erleichtert nicke ich, denn es scheint, als hätten meine Freunde mir wirklich verziehen.

"Ich danke euch." murmle ich und löse meine verkrampfte Haltung ein wenig. Dass die drei sich meine Geschichte angehört haben und mich endlich verstehen, hilft mir ungemein, mich wieder zu fangen und beruhigen zu können. Eine Art unsichtbare Last fällt von meinen Schultern und sofort verschwindet auch diese Unsicherheit wieder, was ich mit am meisten begrüße.

"Gut, jetzt, da diese Sache aus der Welt geschafft ist, muss ich dich mal loben: Dein Kampf gemeinsam mit Shoto war wirklich beeindruckend. Ich konnte zwar nicht allzu viel beobachten, aber ihr zwei gebt ein gutes Team ab!"

Kurz blinzle ich überrascht, bevor ich lächeln muss und mich bei Izuku bedanke. Ja, es stimmt, Shoto und ich sind ein gutes Team, besonders, weil unsere Spezialitäten sich gut ergänzen.

Deutlich entspannter als zuvor und sogar mit einem leichten Lächeln auf den Lippen folge ich den anderen zurück zum Klassenraum und unterhalte mich ein wenig mit ihnen über meine Spezialität, auch wenn ich immer noch nicht gerne darüber rede, denn noch immer ist nicht die gesamte Wahrheit raus.

Aber jetzt weiß ich, dass meine Freunde es mir nicht böse nehmen, dass ich ihnen noch nicht komplett alles erzählen möchte. Und ich fühle mich irgendwie so, als wäre ich es meinen Freunden schuldig, mehr über meine Spezialität zu erzählen, weil ich so viel von ihr über Monate vor ihnen geheimgehalten habe.

elementary || shoto todorokiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt