Teil 11

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LUAN


"Weiß sie nicht, dass wir sie auch aus dieser Entfernung hören können?" fragte mich Ace, als er zu mir kam, nachdem Leona ihn so nett darum gebeten hatte zu gehen. "Nein. Sie weiß auch nicht was wir genau sind." erklärte ich ihm und ließ meinen Blick von Leona zu Mia schweifen. 

"Was hast du mit ihr gemacht?" wollte ich wissen, als ich ihren zitternden Körper selbst von hier sehen konnte und ich dann zu ihm sah. Auf seinen Lippen bildete sich ein breites Lächeln, was mir deutlich machte, dass er mit der Kleinen geschlafen hatte.

"Sie mit dem Gedanken vertraut gemacht, dass sie mich heiraten wird." erwiderte er, während er zu den beiden sah und ich auch wieder zu den beiden sah. "Wann?" hakte ich nach, denn er war anders. Er machte gerne kurzen Prozess und das würde bei der Sache vermutlich nicht anders sein. "Nächste Woche." sprach er aus und bestätigte meinen Gedanken.

"Sie hat sich nicht gewehrt." erklärte er mir schlicht, als würde er nicht wissen, dass sie das vermutlich trotzdem nicht gewollt hatte. "Weil sie Angst hatte." sprach ich meinen Gedanken aus und sah ihn leise lachen.

"Menschliche Frauen sind anders als unsere Frauen." sprach er aus, was mich zu ihm sehen ließ und ich mich fragte was er damit meinte, da ich nie mit Menschen anbahnte. "Sie fühlen sich viel besser an." sprach er weiter und ließ mich leise auflachen, denn für mich würde sich Leona so oder so gut anfühlen. Ganz egal ob sie ein Mensch oder ein Wolf gewesen wäre.

Zumindest hoffte ich das doch stark.

Meine Augenbraue hob sich, als ich wieder zu den beiden sah und sie zu den kleinen Jungen gingen und sie dann bei ihnen stehen blieben. "Wieso leben die überhaupt noch?" wollte Ace wissen und hatte eigentlich Recht, aber die beiden würden uns das sicher nie verzeihen. "Weil sie ihnen nahe stehen." sprach ich aus und ging wirklich davon aus, ehe er anfing zu lachen. "Wenn du wüsstest was die über die beiden sagen, würden sie nicht mehr leben." sprach er aus und ließ mich zu ihm sehen, ehe ich Leona's sanfte Stimme hörte und ich das mit Ace später klären würde.

"Wie seht ihr denn aus?" fragte sie die drei und klang mir etwas zu besorgt. Mein Puls schoss in die Höhe, als ich sah, wie sie ihre kleine Hand auf die Wange von einem von ihnen legte. "Sie sollte ihre Hand da wegnehmen." sprach ich leise aus, während ich das sah und selbst diese kleine unbedeutende Berührung mir den Rest gaben.

"Die Frage ist wohl eher, wieso du die einzige bist, die noch gut aussieht." sprach er aus und schlug ihre kleine Hand aus seinem Gesicht. Geschockt riss sie die Augen auf, bevor sie ihre Hand sinken ließ. Was besser war für beide, ehrlich gesagt.

"Ich weiß es nicht. Er tut mir nichts. Zumindest bis jetzt nicht." sprach sie leise aus und ließ mich leise auflachen, bei den Worten. Ihren Blick ließ sie für einen Moment zu mir schweifen, bevor sich unsere Blicke trafen und ihr Blick bei mir verweilte.

"Hast du ihn wenigstens gefragt, was die mit uns vorhaben?" riss er sie von mir weg und das in einem Ton, der alles andere als freundlich war. Aber mich machte sie zur Sau, wenn ich mal lauter wurde und das kam bei ihr tatsächlich garnicht so oft vor, wie ich es gedacht hatte.

"Nein hab ich nicht. So gesprächig ist er nicht. Geh doch selber hin und frag ihn, da vorne sitzt er." sprach sie dann aus und klang nun mehr als zickig. Sauer würde es vielleicht sogar eher treffen.


"Würde den Kerl gehen lassen, wenn er echt die Eier hat und zu dir kommt." lachte Ace leise und wusste genau so gut wie ich, dass er nicht kommen würde. Seine Angst war greifbar, denn er hatte nicht mal in diese Richtung gesehen, als sie auf mich gezeigt hatte.

"Weißt du was? Ich kann mir sowieso schon denken, wieso du besser behandelt wirst, als der rest von uns." sprach er dann aus und damit riss er wohl nicht nur meine Aufmerksamkeit an sich, sondern die vom Rest der Rudels auch. "Ach ehrlich? Warum denn?" wollte sie wissen und war jetzt sauer. So sauer war sie bisher noch nie gewesen und ich konnte förmlich fühlen, wie sie brannte vor Wut. "Du schläfst mit ihm. Wie eine Nutte." sprach er wirklich aus und war entweder lebensmüde, bei ihrem Blick oder einfach nur dämlich.

Langsam stand ich auf, als ich das hörte und ich sah, wie die anderen mir direkt aus dem Weg gingen. Tief atmete ich durch, denn so würde sicher keiner mit ihr sprechen dürfen, auch wenn ich wirklich alles dafür gäbe, dass Leona meine kleine ganz persönlich Nutte sein würde. Was sie vermutlich nicht so sah.

"Halt die Schnauze und außerdem geht es dich nichts an." schrie sie und klang wie eine kleine Löwin dabei, bevor sie ihm eine verpasste und sie auf ihn losging. Sie verpasste ihm erst eine, dann noch eine. Und immer wieder, bis ich bei ihr ankam und Mia sie nicht von ihm losbekam.

Kaum merklich musste ich den Kopf schütteln, denn er war einfach schwächer, als meine kleine Leona, die ihm schon wieder eine reinhaute. Ihre Taille griff ich mir, bevor ich sie von ihm runterhob und sie ihm dann noch einen Tritt verpasste und ich sie ansah.

"Du hast sauber zugeschlagen." lobte ich sie und wusste nicht, wieso ich mir Sorgen gemacht hatte, dass die anderen Frauen sie tyrannisieren würden, denn sie würde sie alle windelweich prügeln. Eigentlich hätte ich mich ja gerne selber um ihn gekümmert, aber wenn er bei ihr schon so einging, dann wäre er bei meinem Schlag tot gewesen. Deswegen ließ ich ihn dann da liegen, ohne ihn anzurühren.

"Er ist sowieso schon sauer. Wenn du klug bist, gehst du lieber zu deinem Verlobten zurück." gab ich Mia den Tipp, als ich an ihr vorbeiging und sie sich zu ihm drehte und sie dann panisch zu ihm lief.

"Hab ich dir nicht gesagt, halte dich fern von ihnen?" wollte er leise knurrend von ihr wissen, während sie ängstlich vor ihm stand. "Es tut mir leid." sprach sie flüsternd aus und fing dann an zu weinen, als er nach ihrem Arm griff und sie hilfesuchend zu Leona sah, die aber nur mich anstarrte.


"Willst du was trinken? Oder essen?" wollte ich von ihr wissen, als ich sie an ihren Platz setzte und sie ihre Augen nicht von meinem Gesicht nahm und ich ihr ansah, dass ihr die Blicke der anderen auf uns beiden auch auffielen. "Ja, ich will mir die Kante geben." erwiderte sie dann und das war sowas von willkommen für mich. 

"Hier, bitte." reichte ich ihr ein Glas und sah ihr dabei zu, wie sie sich das Glas runterkippte und sie dann draufzeigte und noch einen wollte.

"Luan." sprach sie mich irgendwann an, als sie betrunken war und sie mich zu ihr sehen ließ. "Warum behandelst du mich so?" wollte sie von mir wissen und schien an die Worte zu denken, die der Kerl vorher gesagt hatte. "Willst du eine ehrlich antwort?" hakte ich nach, da ich mir unsicher war, ob sie das wirklich hören wollte. "Sonst würd ich dich nicht fragen oder?" erwiderte sie und klang dabei genau so trocken, wie sonst auch immer.

"Weil du meine Seelenverwandte bist." gab ich dann ehrlich zu und musste mir dann ihr wunderschönes Lachen anhören. Lieber Mond, dieses Lachen war so umwefend schön, dass ich sie mir fast gepackt hätte und sie geküsst hätte.

"Bist du nicht zu alt um an sowas zu glauben?" lallte sie mich an, was mich leise auflachen ließ und es für sie wie ein Märchen klang. Aber es war kein Märchen. Nicht hier bei uns. "Glaubst du nicht dran?" hakte ich nach und sah sie den Kopf leicht schütteln, ehe sie dann langsam aufstand und ich ihr dabei zusah, wie sie zu Mia und Ace ging.

"Ich brauch sie kurz." lallte sie ihn an und sah zu Mia. Mia ließ ihren Blick zu Ace schweifen, ehe er einmal leicht nickte und wir sicher beide gespannt waren, was Lena von ihr wollte. Einen Kuss drückte er ihr auf die Lippen, den sie nur sehr zögerlich erwiderte.


Ich sah meine kleine Leona an, wie sie Mia mit sich zog und sie dann beide mitten im Raum stehen blieben und wir sie nun alle ansahen. "Lass uns tanzen. Wie früher." bat sie Mia leise lachend und war eindeutig mehr als betrunken. "Leo, es läuft keine Musik." sprach die Kleine aus, während ich Leona wieder lachen hörte. "Ich mach unsere Musik" lachte sie dann leise und fing an leise zu singen und beim Mond. Ein Engel einfach.

Meinen Blick hielt Leona fest, während ich mich manchmal fragte, wie sie so sein konnte. Sie hatte todesangst und hasste hier vermutlich alles und jeden und doch klang sie so unglaublich fröhlich und riss hier die Laune mit sich. Selbst Mia, die vorher noch geweint hatte, lachte leise und sie tanzten wirklich.


„Eine andere Welt"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt