Virginia - Der Prediger, seine Frau und ein Bad

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Willkommen ihr Lieben!

Widmen wir uns heute dem leicht schiefhängenden Haussegen bei
Familie Kenway. Deutlich zeigen sich die Erziehungsunterschiede
in den Jahrhunderten. Master Kenway hat eine, für uns zumindest,
recht strenge und kühle Erziehung genossen. Wohingegen
Mistress Kenway ausschließlich auf das Wohl, die Liebe und
Geborgenheit ihrer Kinder aus ist.

Dieser Streit war im Grunde vorprogrammiert und es wird nicht
der letzte dieser Art bleiben. Denn seien wir ehrlich, es kann
nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen sein!

Ich wünsche viel Vergnügen beim Lesen und bitte bleibt gesund!

LG MrsHEKenway

PS: Vermutlich ist dies eher ein Kapitel für Eltern ;)


Kapitel 2

*** Der Prediger, seine Frau und ein Bad ***


Das Mittagessen fiel ein wenig schweigsam aus. Ich sah, dass Haytham immer noch nicht gut zu sprechen auf mich war.
Als ich Edward zu Bett gebracht hatte, ging ich hinunter in das Arbeitszimmer meines Mannes, um ihm von dem bevorstehenden Besuch in zwei Stunden zu berichten. Bei meinem Eintreten sah er kurz auf, widmete sich dann aber wieder dem Schriftstück vor sich.
„Hast du einen Moment Zeit?" fragte ich leise.
„Was hast du dieses mal angestellt?" kam es kalt von ihm, ohne mich eines Blickes zu würdigen!
„Nichts, vergiss es einfach wieder." ich drehte mich um und ging hinaus. Dann sollte er doch weiter schmollen!
„Wie du meinst!" hörte ich noch die gelangweilte Stimme meines Templers.
Unschlüssig, was ich jetzt machen sollte, saß ich auf den Treppenstufen und starrte vor mich hin.
Mit einem frischen Kaffee machte ich mich auf in mein Arbeitszimmer. Doch auch dort wusste ich nicht so recht etwas mit mir anzufangen. Stattdessen stand ich am Fenster mit dem Becher in der Hand und sah auf die Auffahrt hinaus.

Was war bitte so schlimm daran, dass ich die erste Nacht wieder im eigenen Heim für unseren Sohn angenehm machen wollte? Was begriff Haytham daran nicht, dass Kleinkinder schneller Angst hatten, als wir Erwachsenen, weil sie vieles noch nicht verstanden? Es war EINE Nacht, in welcher ich nicht bei meinem Mann lag! Das hieß doch nicht, dass ich ihn nicht mehr liebte!
Immer wieder gingen mir diese Gedanken durch den Kopf, doch das alles brachte mich nicht weiter, im Gegenteil. Ich wurde zunehmend wütender auf Haytham! Er war schon immer etwas schwierig, er hatte halt seine Prinzipien.
Ich beschloss kurzerhand meine Gefühle niederzuschreiben. Nicht in mein Tagebuch, sondern einfach auf ein Blatt Papier, damit ich meinen Kopf frei bekam.
Erschrocken sah ich auf, als es plötzlich klopfte. War es schon so weit für den Prediger? Ich bat darum, herein zukommen, doch statt unseres Besuchers erschien mein Ehemann in der Tür.
„Was soll das noch werden, wenn ich fragen darf?" wieder dieses Kalte in seiner Stimme. Oh, das Spielchen beherrschte ich auch!
„Ich weiß nicht, sag du es mir. Du schmollst hier rum, weil ich mich nicht ausschließlich um dich gekümmert habe!" auch meine Worte kamen unterkühlt aus mir heraus.
„Ich hatte dir gesagt, dass Edward sein Zimmer ab jetzt bezieht. Genauso wie es auch in Frankreich schon war. Also warum hast du dich mir widersetzt und bist hinüber gegangen? Zählt mein Wort mal wieder für dich gar nicht?" er presste diese Worte hinter zusammengebissenen Zähnen hervor, während er mich wütend ansah.
„Weißt du eigentlich, wie sich ein kleines Kind fühlt, wenn es immer wieder aus einem normalen Alltag gerissen wird? Weißt du, wie er sich gefühlt hat letzte Nacht? Er hatte Angst. Angst, weil keine Schiffsbewegungen mehr zu spüren waren. Angst, weil er unsere Nähe nicht mehr hatte. Angst, weil er in einer für ihn völlig ungewohnten Umgebung Mutterseelen alleine war!" meine letzten Worte schrie ich förmlich, weil ich innerlich zu brodeln begann!

Von schicksalhaften Zeitreisen und dem Ruf der NornenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt