6. Weiber oder?

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„Kaya dein Handy klingelt" schrie Samuel aus der Küche.
„Ja. Warte ich komme" schrie ich zurück und rannte aus meinem Zimmer in die Küche.
Verwundert schaute ich auf mein Handy, wer mich jetzt bitte anrufen würde. Ich sah eine Namen auf meinem Display aufleuchten, welche mich schon ein Mal angerufen hatte. Es musste Felix sein. Ich freute mich.
„Wer is das?" fragte Samuel neugierig und reichte mir mein Handy, welches gerade den Klingelton wiederholte.
„Hallo, hallo ich bins dein neuer Klingelton, du has-" ich nahm das Gespräch an und ging in mein Zimmer zurück.
„Hallo?" fragte ich verwirrt in mein Handy. Wieso rief er jetzt an?
„Hey, hier ist Felix. Sorry dass ick störe. Hast du einen Moment?" fragte er und ich bejahte.
„Es geht um zwei kleinere Shows morgen und übermorgen in Köln. Julian wäre eigentlich mitgereist, aber er ist leider krank. Da Becci anderweitig beschäftigt ist, stehen wir jetzt vor dem Problem, dass ick keinen Manager mitnehmen kann... Jedoch sind die bei den Venues da so nervig, dass die mir echt auf die Eier gehn" erklärte er und ich zog die Augenbrauen hoch ohne dass er das sah.
„Ähm okay..." meinte ich überfordert und fragte mich, was das wurde.
„Da du mich je bei den beiden Shows letzte Woche begleitet hast, hatte ick deinen Boss gefragt, ob ick mir dich ausleihen könnte" erklärte er und ich hatte kurz Probleme ihm zu folgen.
„Deshalb hatte Becci, nachdem ich ihr dich vorgeschlagen hatte, deinen Boss angerufen. Und laut ihm, dürftest du die nächsten drei Tage mit mir nach Köln. Er sieht es als Chance auf Erfahrungen oder sowas hat er gelabert laut Becci" schilderte er mir die ganze Situation.
„Ich habs noch nicht ganz verstanden" gab ich zu und ließ mich auf mein Bett sinken.
„Also eigentlich wollt ick fragen, ob du zwei Tage Managerin für mick spielen willst in Köln" erklärte er mir und lachte am anderen Ende kurz auf.
„Also natürlich nur wenn du willst. Schließlich kennen wir uns jetzt net so gut".

Das kam sehr überraschend. Ich schätzte es jedoch an seinem Angebot, dass ich das Gefühl hatte wirklich selber entscheiden zu können. Ich wurde nicht vor vollendete Tatsachen gestellt. Kurz fing ich an zu grübeln. Was waren die Vorteile? Zum einen mal was neues. Natürlich auch Felix besser kennen lernen. Das Treffen war echt nett gewesen. Gab es dann auch Nachteile, fragte ich mich. Eigentlich fielen mir keine ein. Wieso sollte ich als ablehnen?
„Ich würde sagen, why not?" sagte ich nachdem ich mir das ganze zwei drei Mal durch den Kopf hatte gehen lassen.
Wenn sogar mein Chef einverstanden war, wäre bestimmt alles entspannt. Probieren konnte ich es ja mal. Außerdem waren es nur zwei Tage. Selbst wenn es doof wäre, würde es schnell vorbei gehen.
„Nice" hörte ich ihn sich am anderen Ende freuen.
„Also wir würden heute Mittag starten und sind dann drei Nächte im Hotel" gab er mir noch die Grundinfos.
„Okay ist notiert" sagte ich. Heute schon starten. War zwar spontan, doch würde funktionieren.
„Wie fahren wir denn?" stellte ich dann eine Rückfrage.
„Mit meinem Auto. Also kannst du auch zwei Koffer an Klamotten mitschleppen. So wie die Weiber halt sind nh?" lachte er mit rauer Stimme ins Telefon.
„Ey nur weil ich nh Frau bin, muss ich nicht immer tausend Sachen mitnehmen" wehrte ich mich, doch er lachte nur weiter.
„Ich hatte geplant so gegen 12 Uhr hier zu starten, weil ich heute Abend noch zu einem Kumpel wollte. Ich würde vorschlagen, dass ich dich bei dir abhole?" bot er mir an.
„Wenn es kein Umweg ist gerne. Sonst kann ich auch mit U-Bahn wo hin" schlug ich vor ich, doch er meinte, dass es schon gehen würde.
„Ach und deinen Pulli bring ich dir dann auch wieder mit. Hab ihn sogar gewaschen" sagte ich stolz.
„Danke, aber wäre auch net schlimm gewesen, wenn du ihn noch etwas bei dir hast. Hättest ihn auch wann anders zurückgeben können" lachte er. So wie er das sagte, wirkte es, als würde er davon ausgehen, dass wir uns nun öfter treffen würden. Etwas kribbelte kurz in mir, bis ich mich ermahnte. Kurz darauf legten wir auf.

Ich würde mit ihm zu zweit drei Tage weg sein. In mir begann etwas hibbelig zu werden. Ein kleiner Teil von mir mochte ihn vielleicht ein bisschen zu viel. Er sah gut aus, war wirklich sehr aufmerksam und vor allem lustig. Er war genau mein Typ, obwohl er eigentlich zu dem gehörte, was ich früher gar nicht als mein Typ bezeichnet hätte.
Doch die Gedanken schlug ich mir aus dem Kopf. Wir waren beruflich dort. Außerdem war er älter. Und nur weil ich ihn einmal privat getroffen hatte, hieß es nicht mal, dass wir Freunde waren. Peinlich berührt von meinen eigenen Gedanken entschied ich mich dazu, zu packen.
>Bin da< zeigte eine Nachricht auf meinem Handy von Felix.
Schnell verabschiedete ich mich von Samuel und legte den Zettel, welchen ich Finn geschrieben hatte auf den Küchentisch. In einer Hand trug ich meine Jacke und in der anderen meine Reisetasche. Statt eine Handtasche hatte ich mich entschieden, mein Eastpack mitzunehmen, da es einfach praktischer für Unterwegs war. Eilig stieg ich die Stufen runter und erreichte die große Haustür. Sobald ich sie geöffnet hatte erblickte ich Felix Mercedes in zweiter Reihe in der Sonne parkend. Ich musste schmunzeln. Meine Sonnenbrille, welche in meinen offenen Locken gesteckt hatte, setzte ich auf meine Nase und lief auf den Wagen zu. Anstatt auszusteigen, öffnete sich der Kofferraum und ich wuchtete meine Tasche hinein.

Fokus (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt