76. Glückwunsch

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Kayas Perspektive:

"Ick muss mal kurz mit Becci telefonieren und den anderen Bescheid geben, dass ick aus privaten Gründen nicht zurück zur Tour komme" sagte Felix und stand vom Sofa auf, wo wir zusammen gesessen hatten.
Bis zum Frühstück war es mir heute verhältnismäßig gut gegangen, doch das hatte leider nicht den ganzen Tag angehalten. Die Übelkeit war zurück gekehrt und ich hatte mich schon wieder erbrochen. Felix versuche mir so gut es ging zu helfen, aber mehr als für mich da sein konnte er auch nicht. Einen Termin bei meiner Frauenärztin hatte ich zu meinem Glück schon für übermorgen bekommen und ich hatte Felix angesehen, dass er schon freudig nervös deshalb war.
"Du musst nicht die ganzen nächsten Wochen absagen" sagte ich ehrlich und setzte mich auf.
"Ick will aber doch bei dir sein und dich unterstützen" versuche er zu erklären.
"Aber ich bin doch gerade erst am Anfang. Ich kann hier zuhause alles alleine und du hattest dich so auf die Tour gefreut" warf ich ein und er nickte.
Nach dem Film dreh der letzten Wochen, hatte Felix sich total auf die Tour gefreut. Zwar hatten auch die Tage am Set Freude gemacht, doch ich hatte gespürt, dass es ihn auch stresste, da alles perfekt werden sollte. Wegen mir musste der die Tour nicht absagen.
Wenn die Übelkeit nicht so akut war, war ich bis auf den Gips ja nicht eingeschränkt.
„Wirklich? Ick hab irgendwie das Gefühl, dass ich nun auf dich aufpassen muss" sagte Felix und ich war froh, dass er mir seine Sicht erklären wollte.
„Ich kann gut auf mich aufpassen Felix. Ich glaube wir gehen uns hier nur auf den Geist, wenn du jetzt die komplette Sommertour ausfallen lässt" gab ich zu bedenken und er überlegte einen Moment.
„Aber was ist, wenn es dir schlecht geht?" fragte er besorgt.
„Die Seele aus dem Leib kotzen kann ich mir auch alleine. Und laut Internet fangen die starken Symptome erst später an. Ich bin ja nicht sterbends krank sondern nur schwanger" sagte ich und lächelte Felix zuversichtlich zu.
„Okay. Diese Woche bleibe ick aber noch hier! Ick würde nämlich gerne mit zu deiner Ärztin und damit wir einfach noch eine ganze Woche haben, um das alles so zu realisieren. Danach steig ich für die folgenden drei Wochen wieder mit in die tour ein" schlug er vor und ich nickte.
„Das hört sich doch gut an" sagte ich und war froh über die Lösung.

Zwei Tage später:

„Frau Winter" rief mich die Sprechstundenhilfe auf und ich stand von meinem Stuhl auf.
Felix, welcher bis jetzt erstaunlich ruhig neben mir gesessen hatte, folgte mir etwas unsicher. Schließlich war Frauenarzt für ihn eine komplett neue Erfahrung und etwas amüsierte es mich schon. Er hatte schon im Wartezimmer interessiert herum geschaut und durch die Magazine auf dem Tisch geblättert.
„Guten Tag Frau Winter" begrüßte mich meine Ärztin im Behandlungszimmer und schüttelte mir die Hand.
„Hallo" erwiderte ich freudig und trotzdem etwas nervös.
„Und Sie sind?" wendete sie sich danach an Felix, welcher etwas hinter mir stand.
„Lobrecht" sagte dieser und schüttelte ebenfalls ihre Hand.
„Dann setzten Sie sich mal" sagte sie und deutete auf die beiden Stühle gegenüber ihres Schreibtisches.
Sobald ich saß, griff ich nach Felix Hand und er streichelte einmal über meinen Handrücken, während wir uns anlächelten. Es war irgendwie eine komische Situation. Hier saßen wir nun zusammen bei meiner Frauenärztin.
„Also wenn ich das richtig verstanden habe, vermuten Sie, dass sie schwanger sind?" fragte mich die Ärztin und ich nickte.
„Mir geht es seit zwei Wochen schon so komisch. Ständig übel und auch erbrechen. Ich habe dann vor drei Tagen einen Test gemacht und der war positiv" erklärte ich und sie nickte.
„Dann würde ich vorschlagen, dass wir als erstes ein Ultraschallbild machen, das geht am schnellsten" sagte sie und erhob sich schon wieder von ihren Stuhl.
„Sie müssen bitte einmal ihren Bauch frei machen und dürfen sich dann auf die Liege legen" erklärte sie mir freundlich und ich folgte ihren Anweisungen, während Felix lost versuchte nicht im Weg zu stehen.
„Wenn Sie wollen können Sie sich hier neben mich setzten Herr Lobrecht" bat ihm meine Ärztin an und deutete auf einen Hocker neben sich.
Felix nahm den Platz dankend an, während auf meinem Bauch die kalte Paste verteilt wurde. Ich erkannte, wie Felix Blick gespannt auf meinem Bauch ruhte. Einige Male fuhr meine Ärztin mit dem Gerät über meinen Bauch und gespannt betrachtete ich ihr Gesicht, denn der Bildschirm war von mir weggerichtet. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sich auf dem Gesicht der Ärztin ein lächeln abzeichnete.
„Ich darf Ihnen beiden Gratulieren. Sie sind wirklich schwanger" sagte sie und drückte einen Knopf, bevor sie mir den Bildschirm zuwandte.
Viel konnte ich nicht erkennen, doch als sie mit ihrem Finger auf die helle Färbung in der Mitte zeigte, wurde mir bewusst, was ich dort sah. Es war mein Kind. Unser Kind. Ich war schwanger und das war nun nicht zu leugnen. Eine einzelne Träne lief meine Wange hinab und ich spürte Felix Hand, welche nach meiner Griff, während auch er ein paar mal blinzeln musste. Das erste Bild unseres Kindes. Wir waren beide emotional und irgendwie konnte ich es trotzdem nicht realisieren. Zwar hatte ich seit dem positiven Test schon das Gefühl gehabt und es innerlich gewusst, aber das war nun die hundertprozentige Bestätigung.
Der Gedanke, dass ich dieses Kind nicht wollte, waren seit vorgestern komplett verschwunden und an die Stelle war Freude getreten. Felix und ich würden das schaffen, denn wir wollten es schaffen.
„Ich drucke Ihnen die Bilder natürlich aus" sagte meine Ärztin leise und durchbrach damit die Stille.
„Danke" flüsterte ich nur.
„Ich geb Ihnen einen Moment und bereite drüben schonmal Ihren Mutterpass vor" sagte sie und stand leise auf, um in den angrenzenden Raum zu verschwinden.
„Wir bekommen ein Baby" sprach Felix es leise aus und ich nickte mit glasigen Augen.
„Ick glaube, es gibt niemanden der in dem Moment glücklicher ist als ick" sprach er leise und küsste mich liebevoll.

„Ich würde damit rechnen, dass Sie in der sechsen oder siebten Woche sind, aber genaueres wissen wir erst mit der Blutabnahme" sagte sie, sobald wir wieder im Behandlungszimmer angekommen waren.
„Ich gebe Ihnen Ihren Mutterpass gleich mit. Den haben Sie bitte immer dabei. Dass Sie während der Schwangerschaft auf Alkohol, andere Drogen und rauchen verzichten sollen, muss ich Ihnen vermutlich nicht erklären" sagte sie freundlich und ich nickte.
„Dann nimmt meine Assistentin Ihnen gleich noch Blut ab und an der Rezeption machen sie bitte einen Termin für in 6 bis 8 Wochen"

Als die Ärztin uns jeweils die Ultraschallbilder reichte, war ich wieder den Tränen nah und strich einmal über das kleine Foto und das noch kleine Embryo, welches zu sehen war. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Felix aus seiner Jeans sein Portmonee zog und es aufklappte. Im nächsten Moment ließ er das Foto hinein gleiten und verstaute das Portmonee zurück in seiner Hosentasche. Die Geste rührte mich, denn ich wusste, dass er sein Portmonee überall dabei hatte und somit auch unser kleines Geheimnis nun immer mit sich tragen würde. Ich wusste, dass wir das hinbekommen würden.

„Hast du auch so hunger wie ich?" fragte ich Felix, sobald wir den Arzt verlassen hatten.
„Ne noch nicht. Haben ja gerade erst gefrühstückt, aber auf was hast du denn Bock?" wollte er wissen und ich überlegte.
„Döner" entschied ich dann und er begann zu lachen.
„Es ist erst halb eins und du hast heute morgen noch gekotzt, aber egal. Wenn meine Püppi Döner will, dass soll sie Döner bekommen" sagte er und zufrieden nickte ich.
Als wir uns in Bewegung setzten, wollte ich nach Felix Hand greifen, doch rechtzeitig fiel mir auf, dass das nicht ging. Wir sollten nicht Händchen haltend in der Öffentlichkeit herum laufen. Besonders nicht seit den Artikeln. Felix hatte bemerkt, was ich vor gehabt hatte und schaute mich entschuldigend an. Ich wusste, dass er es auch nicht mochte, aber es war besser so. Besonders jetzt wenn ich schwanger war, war es besser, wenn nichts an die Öffentlichkeit kam und so liefen wir nur nebeneinander her, bis ich den Dönerladen sah.

„Lass uns dort auf die Bank setzten" schlug ich vor und Felix nickte, während er die Straße schon überquerte.
„Ick muss noch kurz nh Instastory machen und den Fans bescheid geben, dass ich aus privaten Gründen eine Woche aussetzte. Mit der Crew ist alles abgesprochen" sagte Felix und ich nickte nur, während ich den ersten Bissen nah.
„So meene Freunde. Wie ihr es vielleicht mitbekommen habt, bin ick aus privaten Gründen vor drei Tagen noch vor der Show abgereist und werde diese Woche auch net mit auf Stand-Up 44 Tour sein. Ab nächster Woche bin ick jedoch wieder am start. Bis dahin bleibt lieb zu einander. Rüssel" machte Felix eine kurze Aufnahme und lud diese einfach hoch.

Paar Tage später:

„Wenn ick von der Sommertour wieder da bin sprechen wir mit Becci. Wir schauen dann mal wie das wegen der Novembertermine ist" sagte Felix und zog mich noch einmal an sich.
"So machen wir das. Und genieß die Tage auf Tour" sagte ich und küsste ihn zärtlich.
"Mach ick, aber ich werde dich vermissen Püppi"
Das bekannte Kribbeln breitete sich in mir aus und ich grinste ihn an.
"Ich dich auch"
"Und wie gesagt, ick will jeden Tag ein Foto von deinem Bauch" grinste er und ich verdrehte die Augen.
"Felix ich bin in der 7. Woche. Man sieht da nicht viel" erinnerte ich ihn.
"Egal" meinte er nur und ich zuckte die Achseln.
Wenn er wollte, dann sollte er Fotos bekommen.

Fokus (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt