Kayas Perspektive:
Seit Jacobs Todestag war jetzt eine Woche vergangen. Ich war wieder normal bei der Arbeit gewesen und wenn mich jemand fragte wie es mir ging, antwortete ich immer >gut<. Irgendwie waren meine Gefühle gerade so gemischt. Wenn ich mir nur oft genug sagen würde, dass es mir gut ging, dann würde das auch so werden. Zumindest dachte ich das zeitweise. Ich wusste ja, dass einige Phasen mal schlechter waren als andere.
Jacob war nicht mehr so präsent in meinen Gedanken und es ging mir wirklich besser als vor einer Woche. Es wurde wieder, was auch mit an jemand ganz bestimmten lag. Felix und ich hatten uns fast jeden Tag gesehen, nachdem ich bei ihm übernachtet hatte. Zwei Mal hatte ich seit dem bei ihm übernachtet, nachdem wir zusammen kocht hatten. Die Abende waren toll und vor allem gemütlich gewesen. Wir hatten tiefe und auch ernste Gespräche geführt, aber mindestens auch genau soviel auf seinem Sofa geknutscht und gekuschelt. Zu mehr als Küssen und zarten Berührungen war es noch nicht gekommen und ich wusste auch nicht, ob ich schon bereit dafür war. Felix hatte aber auch nie Anstalten gemacht. Es schien, als wären wir beide einfach zufrieden mit dem wie es gerade war. Besprochen was das zwischen uns beiden war, hatten wir jedoch auch noch nicht. Gerade wurde doch alles gut, hatte ich das Gefühl. Wir lachten zusammen und alberten rum, wie frisch verliebte, was wir ja auch wahren. Also ich zumindest und er doch hoffentlich auch, dachte ich schmunzelnd. Anders vorstellen konnte ich es mir jedoch auch nicht wirklich. Wir waren so vertraut geworden. Noch so viel mehr, als wir es als Freunde geworden waren.
Nachdem Felix mir letzten Mittwoch ans Herz gelegt hatte über eine Therapie nachzudenken, hatten wir noch einmal darüber gesprochen. Während des Kochens waren wir nochmal zu dem Thema gekommen. Während ich auf seiner Küchenzeile gesessen hatte, hatte er sich zwischen meine Beine gestellt. Wir hatten uns tief in die Augen gesehen und er hatte das ganze noch einmal sanft angesprochen. Und tatsächlich hatte ich mir an dem Abend, nachdem ich von ihm zurück in meine WG gefahren war, meinen Laptop geschnappt und mich über Therapeuten in Berlin informiert. Ihm hatte ich davon aber noch nichts erzählt. Es war erstmal meine Sache. Ich wollte schauen, ob das was für mich war. Erzählen könnte ich es ihm später immer noch.Auch heute waren Felix und ich verabredetet. Es war Freitag und wir hatten abgemacht, dass ich nach meiner Arbeit zu ihm fahren würde und wir mal wieder zusammen kochen würden. Die letzten beiden Male hatte er die Gerichte ausgesucht. Heute war ich dran. Ich hatte das fantastische Rezept meiner Großmutter für Kartoffelklöße rausgesucht, von dem ich ihm letzte Woche vorgeschwärmt hatte. Mit zwei vollen Tüten Einkäufen stand ich vor seiner Wohnung und drückte auf die Klingel, doch niemand öffnete. Genervt stellte ich die schwerere Tüte zwischen meine Beine und holte mein Handy aus der Hosentasche. Drei Mal hatte ich jetzt schon geklingelt. Wieso öffnete er denn nicht?
Meine Finger waren kalt und etwas taub, als ich auf das Display tippte. Die letzten Novembertage waren die Temperaturen auf um die 5 Grad gesunken und ich hatte natürlich vergessen Handschuhe oder so anzuziehen. Woher hätte ich aber auch heute morgen wissen sollen, dass ich später vor Felix Tür warten müsste. Er hatte eigentlich gesagt, dass er zuhause wäre.
Ich öffnete Kontakte und gab Felix Namen in der Suche ein.
„Hallo?" meldete sich Felix am anderen Ende schon nach kurzem klingeln.
„Hey. Ich steh vor deiner Tür" informierte ich ihn und lauschte.
Im Hintergrund waren bei ihm deutlich Straßengeräusche zu hören. War er denn gar nicht zuhause?
„Fuck sorry. Ick bin in 5 Minuten da. Ick war noch beim Sport, dachte du musst länger arbeiten" entschuldigte er sich sofort.
„Ne ich war heute pünktlich durch und bin direkt zu dir" sagte ich.
„Ich hatte dir sogar geschrieben" schob ich etwas genervt hinterher.
Beim Verlassen des Büros hatte ich ihn doch extra informiert, dass ich einkaufen gehen würde und dann zu ihm fahren würde.
„Ja sorry, jetzt seh ick das erst. Hatte mein Handy auf stumm. Tut mir wirklich leid. Ick mach schnell" sagte Felix und ich nickte kurz bevor ich auflegte.
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Fokus (Felix Lobrecht FF)
FanficWorauf will man in seinem Leben den Fokus setzten? Das fragt sich Felix, nachdem er Kaya kennengelernt hat. Die beiden verstehen sich gut, doch es ist nicht so einfach, wie man von außen denken könnte. Jeder hat seine ganz eigenen Probleme und dazu...