36. Eifersucht

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Kayas Perspektive:

>Ich komm noch rum< las ich die Nachricht, welche mir auf dem Handy angezeigt wurde und freudig hielt ich mein Handy in Leas Richtung.
„Felix kommt noch" rief ich über die Musik hinweg und sie streckte ihren Daumen nach oben.
Es war Freitag und wir waren mit ein paar Freunden in einem kleinen Club und genossen den Wochenendbeginn.
Es war bereits halb zwölf, doch auch wir waren erst seit einer halben Stunde hier. Vorher hatten wir noch bei Lea und ihrem Mitbewohner vorgetrunken. Der Pegel war bei uns allen gut und lustig tanzten wir miteinander. Ein Typ, rechts an der Bar, warf Lea schon die ganze Zeit blicke zu und lachend hatte ich sie vor ein paar Minuten auf ihn aufmerksam gemacht. Sie hatte ihn kurz gescannt und sich dann von mir verabschiedet. Ich war zurück zu den Anderen gegangen.
Also ich mich wieder umschaute, entdeckte ich Lea an der Bar, welche schon zu mir schaute und mir bedeutete, dass ich zu ihr kommen sollte. Ich bahnte mir einen Weg durch die tanzenden Menschen, um zu meiner besten Freundin zu gelangen.
„Und?" fragte ich nur verwundert, dass sie nach nicht mal 10 Minuten nicht mehr bei dem Typen stand.
„Der hat mir mein halbes Ohr abgekaut. Irgendwas mit Liebeskummer hat der gefaselt. Ich hab ab da dicht gemacht. Männer mit Liebeskummer vögel ich nicht. Das gibt meist nur stress, wenn die Ex das nicht cool findet oder sie wieder zu einander finden" stöhnte Lea nur genervt.
Tröstend streichelte ich ihren Arm.
„Du hast es wirklich ganz schwer heute" sagte ich ironisch und bemitleidete sie.
Ein Typ hatte sie vorhin schon abblitzen lassen, als sie ein Gespräch mit ihm beginnen wollte, aber von sowas ließ sie sich nicht die Laune verderben.
„Ja aber echt! Der sah so heiß aus und dann das..." sagte sie enttäuscht.
„Du findest schon wen für heute Abend" sagte ich und musste kichern.
„Du sagst das so, als würde ich das immer so machen" empörte sie sich.
„Was? Ich?" Tat ich überrascht.
„Naja also die letzten fünf Male sind fünf verschiedene Typen aus dem Club mit zu dir" sagte ich mit einem zwinkern.
„Du hast recht, aber es waren nicht immer einmalige Sache" versuchte sie sich zu verteidigen.
„Mir ist das egal, solang ich nicht bald Tante werde" versicherte ich ihr lachend und nahm dankend die Shots an, welche wir gerade bestellt hatten.
„Puhhh ne. Jetzt nhn Kind wäre echt der Horror. Ich tu aber alles um das zu verhindern. Vertrau mir da mal" sagte sie und stieß mit mir an.
„Dann bin ich ja beruhigt" sagte ich und wir kippten beide den Shot in unseren Hals.
„Und wie sieht es jetzt mit deinem Felix aus? Hattet ihr Sex?" fragte sie ohne scharm gerade heraus.
Fast hätte ich mich verschluckt.
„Lea wir sind nicht mal mehr zusammen" erinnerte ich sie.
„Ja das heißt ja nicht, dass ihr nicht schon gebumbst habt" warf sie nur ein.
„Bevor man eine Beziehung eingeht, sollte man schon mal wissen, ob der andere es im Bett drauf hat" sagte sie streng und belehrend.
„Bor Lea" rief ich fast etwas erschrocken.
„Aber ne haben wir nicht. Wir haben uns ja erst beim letzten Date geküsst" gab ich schüchtern zu.
„What? Das hattest du gar nicht erzählt. Wir sehen uns zu selten! Wirklich das geht so doch nicht" sagte Lea.
„Aber wie war der Kuss? Erzähl mir alles" forderte sie sofort.
„Wir haben uns einfach geküsst" tat ich unbeeindruckt, obwohl mir bei dem Gedanken schon wieder die Schmetterlinge im Bauch herum tanzten.
„Und wie war es? Ich mein ihr hattet euch ja schon auf Tour und so geküsst, aber trotzdem"
„Es war toll. Keine Ahnung. Es war einfach nur schön und irgendwie auch anders als auf Tour. Ich kann es nicht beschreiben..." versuchte ich ihr zu erklären, doch sie nickte nur grinsend.
Wir quatschten noch eine Weile und tranken dabei.

Nach knapp zwanzig Minuten entdeckte ich dann Felixs Gesicht in der Menge. Lea und ich standen noch an der Bar. Als ich Anstalten machte, ihm auffällig zu winken, zog Lea jedoch schnell meinen Arm wieder runter.
„Der findet uns schon" sagte sie und zwinkerte mir nur zu.
„Bin ich dir peinlich, wenn ich so winke?" wollte ich schmunzelnd von ihr wissen.
„Vielleicht etwas. Der blonde Typ dahinten schaut hier her und grinst mich so an..." nuschelte sie verlegen und ich ließ es ihr zuliebe mit dem winken bleiben.
Felix würde uns wahrscheinlich wirklich finden. Der Club war schließlich nicht unendlich groß. Trotzdem folgte ich ihm mit den Augen und beobachtete, wie er nach mir Ausschau zu halten schien.
Und auf einmal war es soweit. Wie aus dem Nichts trafen sich unsere Augen und seine Bewegung stoppte für einen Moment abrupt.
Zielstrebig lief er auf uns zu und mein Bauch fing an zu kribbeln. Den Blickkontakt verloren wir dabei nur selten, wenn er Leuten auswich. Ich freute mich ihn wieder zu sehen. Er kämpfte sich durch die Menge zu uns durch, bis er direkt vor mir stand.
„Hi" sagte ich schüchtern.
„Hey" erwiederte er und legte seine Hände auf meine Hüfte, um mich zu ihm zu ziehen.
Ich wusste nicht, ob er mich zur Begrüßung küssen wollte. War das nicht vielleicht komisch? Schließlich waren wir ja nicht zusammen. Wir waren gut befreundet, hatten nur ein paar Dates und hatten uns bei unserem letzten Date geküsst. Und ich hatte dieses Kribbeln in meinem Bauch, aber zusammen waren wir ja schließlich nicht.
Doch er ließ mir keine Zeit zum Nachdenken, denn in dem Moment, wo er mich zu sich zog, legte er kurz seine Lippen auf meine. Ein schneller Kuss. Ich musste grinsen und er lächelte mich von oben an.
„Du schmeckst ziemlich nach Vodka" stellte er nur fest und betrachtete dann Lea, welche neben uns stand.
Los ließ er mich dabei jedoch nicht und seine Hände lagen auf meinen Hüften.
„Hey Felix" sagte Lea nur und reichte mir dann den nächsten Shot, den wir zusammen tranken.
Dabei stand ich noch direkt vor Felix, weil er mich nicht wirklich los gelassen hatte. Und eigentlich wollte ich auch nicht, dass er mich wieder los ließ. Ich mochte die Nähe schließlich.
„Aha. So ein Abend ist das also?" hörte ich Felix lachend fragen, als er die Shots erblickt hatte.
Lea zuckte nur die Schultern und dann grinste er mich wieder an.
Kurz darauf nahm er jedoch seine Hände von meiner Hüfte. Sofort vermisste ich seine Berührung.
Einmal kurz ließ er seine Augen über mein Outfit wandern. Ich trug eine Jeans und dazu ein sehr enges blaues Langarmshirt was bauchfrei war. Ich konnte ein leichtes Grinsen in seinem Gesicht erkennen.
Mein Blick ging von Felix zu Lea, welche neben ihm stand und somit mir gegenüber. Sie hatte seinen Blick verfolgt und zog nur anzüglich die Augenbrauen hoch, was mich fast zum lachen brachte.
„Hm?" machte Felix, doch ich schüttelte bloß den Kopf.
Er drehte sich kurz zur Bar und bestellte sich ein Bier.
„Hast du den Blick gesehen?" flüsterte Lea aufgeregt und hüpfte auf der Stellte.
„Was meinst du?" fragte ich etwas verwundert.
Ich hatte gesehen wie Felix mich angeschaut hatte. Auch sein leichtes Grinsen hatte ich wahrgenommen, aber was meinte sie?
„Das war doch so offensichtlich. Der Typ ist verschossen in dich. Dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. Der ist nicht nur aufs bumbsen aus. Sowas würde ich erkennen" entschied sie und umarmte mich freudig.
„Das will ich ja auch mal hoffen" lachte ich, um irgendwas zu sagen.
Das Lea meinte er würde etwas für mich empfinden, rührte mich irgendwie. Vielleicht war dem ja wirklich so. Wir hatten schließlich gesagt, wir würden einfach mal schauen. Dass er mich mochte, hatte er ja schon gesagt. Allein bei der Vorstellung, dass Felix auch in mich verliebt sei, wurde das Kribbeln wieder stärker.
Als Felix sich wieder zu uns umdrehte zwinkerte mir Lea noch einmal schnell zu.
Felix hob an mich gewandt fragend die Augenbraue, doch ich wank nur ab.
„Komm wir stellen Felix den anderen vor" entschied dann Lea und nahm mich an der Hand, damit ich ihr folgte.
Felix wiederum folgte mir und so liefen wir durch die Menge zu dem Rest, mit dem wir hier waren.
„Kurze Frage, stellst du ihn als dein Freund vor?" wollte Lea von mir wissen, als wir den Anderen immer näher kamen und unsicher blickte ich einmal über meine Schulter zu Felix.
Zusammen waren wir ja nicht. Das hatte ich ihr vorhin ja auch gesagt, aber er war ja auch nicht nur irgendwer. Also war er nicht mein Freund, aber auch nicht nur ein Freund. Das würde jetzt bestimmt komisch werden. Wie stellte ich ihn den Anderen am besten vor, meine Gedanken begannen zu rasen und ich spürte den Alkohol. Wir kamen der Gruppe immer näher und fast alle drehten sich zu uns um. Ich wurde nervös.
„Wie-" wollte ich Felix fragen und drehte mich im gehen zu ihm um.
Er lächelte, legte mir sanft die Hand auf den Rücken und sagte nur „ich mach schon".
Er schien verstanden zu haben, was meine Frage gewesen war und als wir bei den Anderen ankamen öffnete er sofort seinen Mund.
„Hey, ick bin Felix" sagte er in die Runde und lächelte einmal.
Kurz stellten sich auch alle Anderen vor. Von der Seite betrachtete ich Felix dabei, wie er anfing kurzen Smalltalk führte. Ich wusste, dass er es nicht gerne tat und verstand ihn gut. Diese oberflächlichen Gespräche mit >wie geht es dir?<, >was arbeitest du?< und so fand ich auch immer sonderbar. Doch er war es von seinem Job wohl genauso gewöhnt wie ich von meinem.
Durch ein Stupsen wurde ich dabei unterbrochen, wie ich Felix anschaute und drehte mich um. Ein Mädchen, ich wusste ihren Namen nicht mehr, aber irgendwer von meinen Kumpels hatte sie mitgebracht, lächelte mich an.
„Ist das dein Freund?" wollte sie von mir wissen.
Erschrocken schaute ich ihr ins Gesicht. Was sollte ich denn jetzt sagen? Sie hatte mich völlig überrumpelt mit der Frage und ich verstand nicht, wieso sie das wissen wollte.
„Ähmm" stammelte ich etwas herum bis sie abwartend die Augenbrauen hoch zog.
„Also?" fragte sie nun nicht mehr ganz so freundlich, sondern fast etwas zickig.
„Ne er ist nicht mein Freund" sagte ich dann gezwungener maßen und es entsprach ja auch der Wahrheit.
„Sehr gut" sagte sie schnippisch und schob mich etwas zur Seite, um sich selber neben Felix zu stellen.
Was war denn bitte mit der los? Ich spürte den fragenden Blick von Lea auf mir. Er sollte so viel heißen wie, was war denn das? Ich zuckte selber verwirrt die Achseln. Ich schaute zu Felix, welcher sich mit Leas Mitbewohner unterhielt und dann zu dem Mädchen neben ihm. Ihre Hand ließ sie langsam zu seinem Arm wandern.
Sobald sie ihr berührte, drehte er sich zu ihr um. Er schien verwundert zu sein, dass nicht ich die Person war welche ihn berührt hatte. Kurz blickte er zu mir und lächelte, doch sobald das Mädchen zu sprechen begann, schaute er zu ihr. Er ging ein Gespräch mit ihr ein.
Mit komischen Gefühlen betrachtete ich die beiden, bis Lea nach mir griff und mich ein paar Meter weg zu sich zog.
„Was hat die denn bitte fürn Problem?" fragte sie mich genervt und nickte zu dem Mädchen, was Felix mittlerweile schöne Augen machte.
„Ich weiß nicht. Sie wollte wissen, ob er mein Freund ist" erzählte ich ihr von dem Gespräch.
„Du hast nicht ernsthaft >nein< gesagt?".
Geschockt schaute mich meine beste Freundin an.
„Mensch Kaya. Das is für sie doch eine Einladung" .
Betreten schaute ich zu meinen Füßen.
„Aber wir sind ja nicht zusammen. Sonst wäre das gelogen. Was mach ich denn jetzt?" wollte ich von ihr wissen.
„Erstmal trinken wir noch einen! Die machen safe nur Smalltalk. Felix will doch nichts von so einer billigen bitch" sagte sie und zog mich wieder mit sich.
Auf dem Weg zur Bar fing Lea an über das Mädchen her zu ziehen.
„Aber was für eine Bitch. Er ist keine zwei Minuten da und schon wirft sie sich an ihn ran. Das ist doch armselig" murmelte sie wütend vor sich hin.
„Bestimmt ist sie eigentlich echt nett" verteidigte ich das Mädchen, doch der böse Blick von Lea brachte mich zum schweigen.
„Bestimmt nicht. Ich seh ihr an, dass sie ein Biest ist".
Damit war die Sache beendet und Lea gab uns den nächsten Vodka Shot aus.

„Und jetzt komm mit mir tanzen. Du bist viel zu nachdenklich. Das mag ich nicht" sagte sie, als wir die leeren Gläser auf die Theke stellten.
Zusammen tanzten Lea und ich eine ganze Weile bis ich sah, wie das Mädchen versuchte Felix auf die Tanzfläche zu ziehen. Ich erstarrte kurz. Felix blickte sich suchend um und einen kurzen Moment trafen sich unsere Blicke, doch dann verlor ich ihn aus den Augen. Meine Gedanken fingen wieder an zu rasen und der Alkohol verstärkte meine Eifersucht. Es verletzte mich, dass Felix anstatt mit mir zu tanzen, nun mit dieser Bitch hier irgendwo war. Wir hatten uns zehn Tage nicht gesehen. So hatte ich mir unser Wiedersehen nicht vorgestellt. Er hatte mir gegenüber keine Verpflichtungen, aber trotzdem dachte ich, dass wir nicht noch mit anderen sowas machten. Ich hasste mich selber dafür, dass ich solche Gedanken hatte und die Eifersucht in meiner Brust spürte. Doch ich musste das Ausblenden. Felix würde mir nicht den Abend versauen.
Gerade als ich anfing mich damit abzufinden, dass Felix nun wohl mir ihr tanzte, grinste mich Lea fett an.
„Was is?" fragte ich und beugte mich zu ihr, damit sie mich trotz der Musik verstand.
Wieso grinste sie so? Ich war gerade eher genervt von der Situation und versuchte mich zu entspannen. Felix, der kommen wollte, weil wir uns sehen wollten, tanzte schließlich gerade mit irgendeiner Bitch. Tief durchatmen, redete ich mir gut zu. Aber was hatte Lea denn?
„Was is?" wiederholte ich die Frage.
Sie nickte jedoch nur kurz und in dem Moment spürte ich große weiche Hände an meiner Hüfte. Ich wäre erschrocken gewesen, dass mich jemand im Club so anfasste, doch da Lea mich angrinste wusste ich, dass ich mir keine Sorgen machen musste. Sobald mich die Person berührte wusste ich wer es war. Ich erkannte jetzt auch seine Hände und den Griff.
Felix. Ich wusste es und als ich mich wieder von Lea weg lehnte, konnte ich auch seinen Duft riechen. Erst stand ich mit meinem Rücken zu seiner Brust und grinste in mich hinein.
Lea blickte mich leicht streng an und eilig drehte ich mich zu ihm um. Seine Hände wanderten dabei mit, so dass sie mich die ganze Drehung lang berührten.
„Ick hab dich gesucht" sagte er laut und grinste verlegen zu mir herunter.
„Du warst doch beschäftigt" sagte ich kurz zickig und er nickte langsam.
„Tut mir leid. Die hat mich echt zugelabert und auf einmal warst du weg" entschuldigte er sich.
„Hm" machte ich nur und biss mir auf die Lippe, um mir einen blöden Kommentar zu verkneifen.
Ich war betrunken und wollte jetzt nicht mit so etwas ankommen. Er bemerkte natürlich meine Stimmung. Gut im Verbergen war ich bei sowas nicht.
„Warst du eifersüchtig oder wieso bist du so zickig?" fragte er dann und schien fast, als würde ihn das amüsieren.
„Ich eifersüchtig nö! Und ich bin auch nicht zickig!" verteidigte ich mich eilig und fragend hob er eine Augenbraue.
„Nein!" sagte ich mit Nachdruck und abwiegend bewegte er seinen Kopf, doch ich erkannte sein Grinsen.
„Gut. Denn dafür gäb es keenen Grund" sagte er dann charmant und beugte sich zu mir, um mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen zu drücken.
Das stimmte mich wenigstens etwas sanft. Ich konnte von seinen Lippen nie genug bekommen. Sie waren einfach so weich und perfekt.
Ich war schon in Gedanken versunken und schien ihn anzustarren, bis er sich zu mir runter beugte.
„Ich sehe was du denkst" sagte er leicht rau und mir lief ein Schauer über den Rücken.
„Lass uns tanzen" flüsterte er dann nah an meinem Ohr und berührte kurz mit seinen Lippen meinen Hals.
Dass es kein Versehen war, erkannte ich an seinem frechen Blick. Ich musste schlucken.
Ich nickte kurz und schon zog Felix mich mit sich in die Menge an Leuten.

Fokus (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt