42. Vorweihnachtszeit ist Stress und Vorfreude

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Kayas Perspektive:

Die folgenden zwei Wochen verbrachten wir viel bei Felix in der Wohnung. Schließlich waren in meiner WG noch mein Bruder und Samuel, welche noch nichts genaueres von dem Typen wussten, mit dem ich so viel Zeit verbrachte. Immer wieder fragten sie, doch nicht mal einen Namen hatte ich ihnen gegenüber erwähnt. Sicher war sicher. Ich war mir sicher, dass sonst beide schnell 1 und 1 zusammen zählen könnten und von Felix auf Felix Lobrecht gekommen wären, mit welchem ich ja auf Tour gewesen war. Ich wollt das ganze lieber erstmal für mich behalten und schauen was so werden würde. Schließlich war das ganze ja irgendwie recht frisch.
Somit genossen wir die, fast etwas heimlich wirkenden, Treffen meist bei ihm in der Wohnung. Ich fühlte mich mittlerweile echt wohl bei ihm. Auch das aufwachen neben ihm, genoss ich jedes Mal, wenn ich bei ihm übernachtet hatte, was leider doch seltener geschehen war, als wir es geplant hatten. Ich hatte mit der Arbeit viel zu tun und er hatte ein paar Tage besuch von einem alten Kumpel der bei ihm im Gästezimmer übernachtet hatte. Draußen war richtiges Mistwetter geworden. Seit dem 09. Dezember war es stürmisch und regnete fast durchgehend. Ich vermisste die Sonne jetzt schon. Es zerrte auch an meinen Nerven. Ich erwischte mich im Büro schon immer wieder dabei, wie ich sehnsüchtig den Kalender betrachtete. Zum einen wollte ich Sonne, aber fürs erste würde mich auch Urlaub reichen. Am 20.12. würde mein Urlaub beginnen. Ich wollte seit langem mal wieder meine Eltern besuchen, bei welchen ich auch Weihnachten verbringen würde. Da von meinen Geschwistern niemand Kinder hatte, feierten wir meist alle zusammen bei meinen Eltern. Auch meine Oma war da.
Die entspannte Vorweihnachtsstimmung kam bei mir jedoch noch nicht so auf, denn mir fehlten Geschenke. Und jeder mit einer mittelgroßen Familie konnte mich verstehen. Für drei Geschwister, zwei Eltern und eine Oma etwas zu finden war nicht gerade easy.
Mit Musik auf den Ohren hatte ich mich deshalb in das schlechte Wetter gewagt. Für meine Brüder und meinen Vater war das Geschenk dieses Jahr schon fast einfach gewesen. Wir würden zusammen ins Stadion gehn, so wie wir es früher oft getan hatten. Mein Vater würde es einfach toll finden mit uns allen mal wieder etwas zu machen und meine Brüder liebten klischeehaft Fußball. Somit blieb noch die Frage was ich meiner Mutter schenken könnte und meiner Oma. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt mit den beiden einfach zu einer Tanzaufführung oder so zu sehen. Schließlich hatte ich meine Begeisterung für das Tanzen durch meine Oma und meine Mutter bekommen. Als meine Oma jünger war, war sie Tänzerin gewesen und die Begeisterung hielt bei ihr dafür noch immer an. Genauso wie meine Mutter es von ihrer Mutter geerbt hatte, so hatte ich es von ihr. Ich musste mich die nächsten Tage auf jeden Fall mal informieren was es da so gab. Außerdem fehlte mir noch Felix Geschenk. Felix, den hatte ich irgendwie immer wieder vergessen. Auch für ihn bräuchte ich was. Schließlich hatte er auch noch Geburtstag. Mit einem Kopf voller Gedanken betrat ich das erste Geschäft ohne Plan. Ich schlenderte umher, schaute mir wunderschönes Geschirr an und stöberte bei Büchern.
Diese ganzen Geschenke stressten einen immer so. Was war nur das perfekte Geschenk für meine Mutter, weil ich wollte mich nicht auf Karten fürs Tanzen verlassen? Erleichtert atmete ich auf, als ich in einer Buchhandlung ein Bestseller entdeckte, welcher spannend erschien. Ich entschied mich zum Kauf. Ihr würde das Buch gefallen. Für Oma überlegte ich noch einmal, aber somit war meine Familie mit Geschenken erstmal versorgt.
Nun stand ich jedoch vor der eigentlich viel schwereren Aufgabe. Felix Geschenk. Ihm nicht zu schenken kam mir komisch vor. Er war mein Freund, wenn auch noch nicht lange, aber trotzdem. Gleichzeitig kam es mir jedoch auch komisch vor ihm etwas Materielles zu schenken. Felix hatte genug Geld, sodass er sich eigentlich alles was er brauchte selber kaufte. Auch in seiner Wohnung war mir noch nichts aufgefallen, was er verbessern könnte oder was ich ihm dafür schenken könnte. Ein Bilderrahmen mit Foto kam mir irgendwie zu kitschig vor. Außerdem hatten wir soweit ich weiß kein Foto zu zweit. Etwas Materielles war schwer für ihn zu finden. Vielleicht eine Aktion oder so überlegte ich, während ich durch den Regen auf weitere Geschäfte zu lief.
Es war erstaunlich wenig los, fiel mir auf. Vermutlich lag es an dem miesen Wetter. Ich dachte über Aktionen nach. Felix und ich könnten in eine Therme fahren, kam mir die Idee, doch diese wurde durch den nächsten Gedanken zunichte gemacht. In eine Therme gingen Pärchen. Wir waren zwar eins, doch da Felix zumindest etwas in der Öffentlichkeit stand, würden ihn vielleicht Leute erkennen und bis jetzt hatten wir uns Draußen immer zurück gehalten. Wir liefen zwar Händchenhaltend durch Berlin, doch hier störte das auch niemanden hatte er mir mal versichert. Aber Küsse und andere Zärtlichkeiten vermieden wir und wenn er erkannt wurde, gingen wir automatisch etwas auf abstand. Es störte mich jedoch nicht, auch wenn ich die ersten zwei drei Male wo er angesprochen worden war, ein komisches Gefühl im Bauch gehabt hatte. Doch jetzt war ich dran gewöhnt. Eigentlich wurde er fast jedes Mal angesprochen wenn wir irgendwo draußen waren, vor allem von jüngeren Fans. Aber wenn viel los war, dann fiel auch weniger auf, ob wir Händchen hielten oder nicht. Wenn nicht gerade Wetter wie heute war, waren tausende Menschen unterwegs. Da fiel es nicht so auf. In einer Therme jedoch schon. Solang wir nicht öffentlich als Pärchen erkannt wollten werden, ging es somit leider nicht. Also musste eine neue Idee her. Wellnessabend Zuhause, kam mir in den Kopf. In Leas Eis.de Kalender waren verschiedene Massageöle gewesen, welche man benutzen könnte. Ich schüttelte den Kopf. Ich blamierte mich hier gerade nur vor mir selber. Also kein Wellnessabend bei ihm!
Jetzt wo meine Gedanken jedoch schon bei dem Kalender waren konnte ich nicht anders, als auch an Lea zu denken. Eine knappe Woche hatten wir nichts voneinander gehört, bis sie mich letzten Samstag angeschrieben hatte, dass sie das ganze gerne klären würde. Wir hatten uns beim Vietnamesen getroffen und anfänglich war es komisch gewesen. Es war ruhig zwischen uns, was nicht normal war für Lea und mich. Doch nach der Bestellung hatte sie angefangen sich zu entschuldigen. Sie schien die Woche viel darüber nachgedacht zu haben und sich bewusst geworden zu sein, dass ihre Aussagen übergriffig gewesen waren. Mir war ein kleiner Stein vom Herzen gefallen. Auch wenn ich wusste, dass Lea kein schlechter Mensch war, so hatte ich trotzdem Angst gehabt, sie hätte nicht verstanden was das Problem gewesen war. Mehrfach hatte sie sich bei mir entschuldigt und gesagt, wie unangenehm es ihr im Nachhinein sei. Ich hatte ihre Entschuldigung natürlich angenommen. Wir hatten nett geredet und alles hatte sich soweit wieder eingependelt. Ich hatte ihr von dem Stress auf der Arbeit erzählt und auch wie Felix mir um Jacobs Todestag herum geholfen hatte dies zu überstehen, auch wenn dieser schon etwas her war. Sie hatte von ihrer Dienstreise erzählt und sich noch ein Dutzend Mal entschuldigt, dass ihre Dienstreise über den Todestag gewesen war und sie deshalb nicht für mich da hatte sein können.
Auch lange nachdem wir aufgegessen hatten, hatten wir noch am Tisch gesessen. Sie hatte erzählt, dass sie auf der Reise etwas mit ihrem Vorgesetzten gehabt hatte und ich war fast an meinem Getränk erstickt, bis sie gesagt hatte, dass es nur ein Spaß gewesen sei. Ihr Chef war mitte 50, hatte Frau und Kinder. Der Schock hatte mich völlig lahm gelegt, doch sie hatte nur herzlich gelacht und gesagt, dass der doch etwas zu alt sei. Zusammen zu lachen hatte uns gut getan nach dem Konflikt.
Wir hatten uns wieder vertragen, was mir ein gutes Gefühl gab. Doch auch für sie brauchte ich noch ein Geschenk.

Fokus (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt