45. Blicke wie im Museum

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Kayas Perspektive:

Leicht taumelnd verließen wir die Bar, wo wir bis gerade mit Felix Kumpeln José und Elvis gesessen hatten. Es war bereits zwei Uhr und ich fragte mich, wie wir uns bitte so sehr verquatscht hatten, dass ich überhaupt nicht mehr auf die Zeit geachtet hatte. Es war Freitag Nacht und es hatte keinen richtigen Anlass gegeben. Felix und ich waren locker verabredet gewesen. Ich hatte nachdem wir Abends noch im Gym gewesen waren vor paar Tagen nochmal bei ihm übernachtet. Fertig vom Sport hatten wir jedoch nichts mehr gemacht, außer die Pizza zu essen und danach schlafen zu gehen. Somit hatten wir noch kein zweites Mal sex gehabt. Allein die Vorstellung an unser erstes Mal machte mich jedoch verrückt. Seit dem Morgen danach, wo ich früh zur Arbeit gemusst hatte, war viel los gewesen. Felix und ich hatten ab und an kurz geschrieben, aber gesehen hatten wir uns bis heute Abend nicht. Deshalb hatten wir uns heute unbedingt sehen wollen und als seine Kumpels ihn gefragt hatten, hatte er entschieden, dass wir uns ihnen einfach anschließen würden. Anfangs war ich etwas skeptisch gewesen, schließlich wollte ich keinen Männerabend stören oder so, aber sobald wir hier in der Bar angekommen waren hatte ich mich wohl gefühlt. Dass wir alle jedoch so viel trinken würden hatte ich nicht auf dem Schirm gehabt.

„Hast du alles dabei?" fragte Felix an mich gewandt und ich nickte.
In meiner Tasche lagen mein Portmonee, mein Schlüssel, mein Handy, Kaugummi und ein Zopfgummi. Das wusste ich sicher, aber ich schaute lieber nochmal nach. Nicht dass ich angetrunken hier irgendwas vergessen würde.
„Ich hab alles" sagte ich und hielt mich an seinem Arm fest, um Halt zu bekommen.
Vielleicht hätte ich den letzten Cocktail lieber weggelassen, aber zu spät. Wenigstens war mir nicht übel, sondern ich war einfach nur gut drauf. Vermutlich lag das aber auch einfach an meiner Begleitung.
„Lass uns Taxi fahren. Um diese Uhrzeit ist U-Bahn der reinste tot" lachte Felix und im nächsten Moment hielt er schon sein Handy ans Ohr, um uns ein Taxi zu rufen.
Auch wenn er es herunterspielte wusste ich, dass auch er ordentlich getrunken hatte. Julian und er hatten gut gebechert bevor sein Bruder mit einer uns unbekannten Frau gefahren war. Dass Jule jemand war der nh Frau mitnachhause nahm hätte ich irgendwie nicht gedacht, aber die anderen hatten nur fett gegrinst und ihm "viel spaß" gewünscht.

„Danke. Stimmt so" hörte ich Felix noch sagen, als wir das Taxi vor seiner Haustür verließen.
Im nächsten Moment startete der Fahrer wieder seinen Motor und war auch schon in der Berliner Nacht verschwunden. Ich folgte Felix zu der Haustür und betrachtete ihn, während er in seine Hosentasche griff, um den Schlüssel hervor zu ziehen. Doch er schien ins Leere zu greifen, denn als nächstes tastete er seine Jackentaschen ab.
„Was is?" fragte ich ihn, als ich den angestrengten Gesichtsausdruck erkennen konnte.
„Ich find den Schlüssel net" gab er gereizt zu und suchte nochmal all seine Taschen ab, bis er plötzlich stoppte.
„Ach fuck den hat Julian. Er wollte vorhin noch was von mir holen und hatte seinen Schlüssel von meiner Wohnung net dabei" stöhnte er genervt auf und fuhr sich durch die Haare.
„Oh" war das einzige was ich hervor brachte.
Ein bisschen musste ich mich konzentrieren nicht zu kichern, da die Situation schon irgendwie lustig war. Vermutlich spielte der Alkohol hier mit rein.
„Ach fuck wie konnt ich dit vergessen" regte er sich auf und ich schaute betreten zu Boden, weil ich ja auch nichts tun konnte um das Problem zu lösen und mein leichtes Schmunzeln verbergen wollte.
„Ick ruf ihn mal an. Wenn der gebumst hat is der safe noch wach" versuchte Felix ihn zu erreichen, doch er ging nicht ran.
„Wir können auch zu mir. Also mein Bruder und Mitbewohner sind zwar da, aber besser als auf der Straße schlafen kurz vor Weihnachten oder?" fragte ich und kicherte leicht.
„Is dit denn okay? Ick mein die kenn mich nicht und gewöhnt, dass du Typen abschleppst sind die wahrscheinlich auch net oder?" wollte er wissen, was mich durch den Alkohol schon wieder etwas zum kichern brachte.
„Vielleicht führ ich ja nhn Doppelleben" behauptete ich, doch er schüttelte nur den Kopf und grinste.
„Dafür scheinst du mir zu unschuldig Püppi" erwiderte er und zwinkerte bei dem Wort "Püppi" einmal.
„Also zu mir?" fragte ich dann nochmal und er nickte.

Fokus (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt