Kayas Perspektive:
Einige Sekunden spürte ich die Erleichterung in mir, bis ich den Test genauer betrachtete. Ich hatte ihn zu früh betrachtet, weil ich es nicht mehr ausgehalten hatte. Doch jetzt sah ich ein Schimmern. Ich drehte mich und hielt ihn ins Licht.
Ich erstarrte und meine Augen waren wie festgeklebt auf die beiden roten Striche vor mir. Der zweite wurde langsam deutlicher, aber nun nicht mehr zu übersehe. Kein Zweifel. Da waren nun zwei rote deutliche Striche. Panisch atmete ich ein und griff nach der Packung. Vielleicht waren zwei Striche ja doch für „nicht schwanger", doch innerlich wusste ich, was es bedeuten würde. Ohne etwas dagegen tun zu können liefen mir die Tränen über die Wange. Fuck ich war schwanger. Was sollte ich denn jetzt bitte tun?Ungefähr zehn Minuten dauerte es, bis Julian an der Tür klopfte. Eilig versuchte ich meine Tränen wegzuwischen und aufzuhören mit dem Weinen, doch er schien mich schon gehört zu haben.
„Kaya kann ich reinkommen?" hörte ich ihn durch die Tür fragen und schaffte es nur verheult „ja" zu antworten.
Die Tür öffnete sich langsam und er betrat mit sorgenvollem Blick den Raum. Der Test lag einen Meter von mir entfernt. Ich hatte es nicht mehr ausgehalten ihn zu sehen. Angestrengt schaute er auf den Boden vor sich, wo der Test mit den zwei Strichen lag und nahm ihn hoch, um ihn sicher genauer anzuschauen. Er betrachtete den Test einige Sekunden ruhig, bevor er zu mir runter blickte.
„Du bist schwanger?" fragte er leise und ich nickte überfordert.
Langsam ließ er sich zu mir nieder und nahm mich einfach nur in den Arm ohne etwas zu sagen. Wieder strömten mir die Tränen aus den Augen. Beruhigend strich er mir über den Rücken, während ich einfach nur völlig überfordert weinte. Er war zwar nicht Felix, doch dass jemand da war, war gut.
Fuck, Felix. Ich zuckte zusammen. Ich würde ihm davon erzählen müssen. Die Panik stieg in mir auf. Wie sollte ich ihm das bitte erzählen? Er würde ausrasten. Schließlich waren wir beide nicht bereit für ein Kind. Es passte nicht in unser Leben. Er war die Hälfte der Zeit unterwegs. Es würde ihm seine Karriere versauen, dachte ich und neben der angst davor, dass ich in mir ein mini Wesen trug, kam jetzt noch die Angst, dass ich es Felix beibringen musste.
Julian schwieg solange, bis ich anfing etwas zu sagen.
„Ich kann das nicht" schluchzte ich und zog meine Knie an meine Brust.
Meine Stimme zitterte so wie mein Körper.
„Was kannst du nicht?" fragte Julian sanft und ich spürte, dass er mich anblickte, doch ich hatte nicht die Kraft um hochzuschauen.
„Ich kann das Kind nicht bekommen und ich kann Felix davon nichts erzählen" murmelte ich in mein Oberteil, welches schon nass von den herabströmenden Tränen war.
„Hier wird nichts übereilig entschieden!" sagte Julian etwas ernster und schaute mich dabei an.
„Du musst das Kind nicht bekommen. Das kannst du dir alles überlegen, aber mit Felix reden musst du, wenn es von ihm ist" sagte er fast streng.
Wie sollte ich denn mit Felix reden? Er würde mich dafür hassen. Ich würde sein Leben zerstören. Wir hatten nie über Kinder oder Familie gesprochen. Dafür waren wir ja auch erst viel zu kurz zusammen. Eine richtige Beziehung führten wir schließlich nicht einmal ein Jahr. Das war viel zu früh für ein Kind. Außerdem war er an dem Höhepunkt seiner Karriere. Das passte alles nicht und er würde mich verlassen, wenn ich das Kind behalten würde. Ich war mir sicher. Felix hatte nie gesagt, dass er Kinder wollte. Ich konnte es mir nicht vorstellen. Ich konnte das Kind eh nicht bekommen. Ich war nicht abgesichert. Ich wusste von nichts. Das alles kam viel zu plötzlich.
„Ich kann es ihm nicht sagen" schluchzte ich.
„Kaya, was willst du denn sonst tun?" fragte er geduldig und ich überlegte.
Traute ich mich überhaupt das Embryo wegzumachen? Ich wusste es nicht, doch es bekommen war ja auch keine Möglichkeit.
„Ich weiß es nicht, aber ich... ich kann es ihm nicht sagen"
„Wieso nicht? Er is dein Freund? Es ist Felix" versuchte Julian zu verstehen wieso ich es ihm nicht sagen konnte.
„Julian Felix ist die Hälfte der Zeit auf Tour. Das ist sein Leben. Er ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere und wir haben nie über Kinder gesprochen. Es passt vorne und hinten nicht" erklärte ich frustriert und schlug die Hände über meinem Kopf zusammen.
„Aber du kannst es ihm nicht verheimlichen. Wenn du das Kind bekommst wird er es herausfinden, wenn du nicht vorhast alleine auszuwandern. Und wenn du dich für eine Abtreibung entscheidest, ist es gut ihn an deiner Seite zu haben. Das kann eine schwere Zeit werden und ihr werdet für einander da sein dann".
Ich zuckte hilflos die Schultern. Ich konnte das doch alles nicht. Es war eine loose loose Situation.
„Fuck" schrie ich einmal meinen Frust hinaus.
Wieso genau ich? Wieso wir?
„Ihr müsst darüber reden" sagte er entschieden und hielt mir sein Handy hin, wo Felix Kontakt zu sehen war.
Wie ein kleines Kind schüttelte ich meinen Kopf energisch. Ich konnte ihm das doch nicht übers Telefon sagen. Das würde es nur noch schlimmer machen.
„Ich kann ihm das nicht übers Handy sagen" murmelte ich leise und er nickte verstehend.
„Es ist Felix. Wenn du sagst, dass er nachhause kommen soll, dann wird er den nächsten Flieger nehmen" sprach Julian mir aufmunternd Mut zu.
„Aber seine Tour..." setzte ich an, wurde jedoch unterbrochen.
„Scheiß auf die Tour. Das ist so nebensächlich. Es ist Felix. Der würde doch alles stehn lassen, wenn mit dir was ist" sagte er nur und wackelte mit dem Handy in meinem Sichtfeld.
„Und was soll ich ihm sagen?" fragte ich verunsichert, während ich meine Hände nach seinem Handy ausstreckte.
„Bitte ihn her zu kommen. Sag dass es wichtig ist" schlug Julian mir vor und ich nickte einfach nur.
„Wollen wir vielleicht dafür aus dem Bad raus?" fragte er und hielt mir, nachdem er aufgestanden war, seine Hand entgegen.
Dankbar lächelte ich ihn an und ließ mich von ihm hochziehen. Er verließ das Bad zuerst und lief in Richtig des Wohnzimmers, doch im Flur blieb ich stehn. Mein Gefühl sagte mir, dass ich alleine mit ihm telefonieren sollte, da wir uns einfach lange nicht mehr gesprochen hatten.
„Ich geh ins Schlafzimmer" informierte ich ihn nur und er nickte kurz.
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Fokus (Felix Lobrecht FF)
FanfictionWorauf will man in seinem Leben den Fokus setzten? Das fragt sich Felix, nachdem er Kaya kennengelernt hat. Die beiden verstehen sich gut, doch es ist nicht so einfach, wie man von außen denken könnte. Jeder hat seine ganz eigenen Probleme und dazu...