46. zu hohe Blinkfrequenz

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Kayas Perspektive:

„Erzählst du Mama, Papa und den anderen eigentlich von Felix?" wollte Finn wissen, als er zu mir ins Auto stieg.
Wir waren früh dran. Ich hatte entschieden mit Auto zu fahren, weil ich ja später noch zu Felix wollte und an Weihnachten wollt ich wirklich ungerne alleine mit der S-Bahn durch Berlin fahren. Vielleicht war mein Auto nicht mehr das beste und ich nutze es auch selten, aber genau für sowas war es super. Nachdenklich schaute ich meinen Bruder an. Ich hatte zwar die letzten Tage viel Zeit gehabt darüber nachzudenken, was oder ob ich es meinen Eltern erzählen wollte, doch irgendwie hatte ich keinen Entschluss gefasst. Hauptsächlich hatte ich seit dem ich offiziell Urlaub hatte rumgelegen und mal wieder richtig viel gelesen. Und die restliche Zeit hatte ich mich mit Freunden getroffen. Felix war beruflich noch eingespannt gewesen und war auch noch in Köln gewesen. Er hatte zwar gefragt ob ich spontan mit wollte, doch da war ich leider schon mit einer Freundin verabredet gewesen, welche aus Stuttgart zu besuch gekommen war. Somit hatte ich ihn gar nicht so viel gesehen, wie ich es gerne gemacht hätte. Alle Geschenke hatte ich in meiner Tasche verstaut. Auch Felix war dabei. Es war in Zeitung eingepackt, so wie auch die anderen. Ich hatte keine Lust gehabt extra Geschenkpapier zu kaufen. Das war eh überbewertet und am Ende auch unnötig, weil es sofort wieder im Müll landete.
„Ich muss ja irgendwas sagen, die lassen mich ja nicht einfach so früh gehn ohne Grund" sagte ich und er stimmte mir lachend zu.
„Ich glaub ich sag, dass ich mit Freunden verabredet bin und einer Geburtstag hat, welchen wir feiern wollen. Ist ja nicht gelogen" meinte ich und er nickte verstehend, während ich den Motor startete.
„Dann auf gehts in die Höhle des Löwen" lachte er, als ich auf die Straße fuhr und wir uns in den Verkehr einreihten.

„Hallo meine Lieben" empfing uns unsere Mutter mit einem riesigen Grinsen in der Wohnungstür.
Sie nahm Finn, welcher vor mir die Treppen hoch gegangen war in den Arm und drückte ihn liebevoll an sich, bevor sie ihn einmal kurz begutachtete.
„Wenigstens immer noch kein Tattoo im Gesicht" nickte sie zufrieden und schob ihn sanft beiseite, um mich begrüßen zu können.
Unsere Eltern waren nie so überzeugt von Finns Tattoos gewesen und er machte sich immer wieder den Spaß daraus ihnen zu drohen sich ein Tattoo ins Gesicht zu machen. Meine Mutter drehte bei dem Gespräch jedes Mal durch.
„Du strahlst ja so" sagt meine Mutter, als sie mich auf einer Armlänge abstand hielt und mein Outfit begutachtete.
Ich wurde rosig im Gesicht, weil ich nicht wusste, was ich antworten sollte.
Dann zog sie mich wieder in ihre Arme.
„Du siehst hübsch aus Kaya" sagte sie und dankbar lächelte ich sie an.
„Geht schon durch. Nils und Amara sind auch schon da" sagte Mama und legte ihre Hand auf meinen Rücken, um mich zu den anderen zu führen.
Mein Vater saß bereits auf dem Sofa und unterhielt sich mit meinem Bruder und seiner Freundin, doch als alle uns sahen standen sie freudig auf.
„Ich dachte schon wir sind zu früh, aber du bist ja immer der Streber gewesen" lachte Finn, als er Nils begrüßte und ich musste schmunzeln.
Währenddessen kam mein Vater auf uns zu und nahm mich in den Arm.
„Ich seh dich viel zu selten Kleine. Ich bin froh dass du da bist" sagte er und ich nickte bestätigend.

Als eine halbe Stunde später auch Anton und unsere Oma da waren, setzten wir uns alle an den Esstisch. Meine Mutter hatte gekocht und stolz erzählte Christian, was meine Mama gezaubert hatte. Dabei grinsten die beiden sich die ganze Zeit an, sodass es schon fast komisch war dabei zu sein. Manchmal fragte ich mich echt, wie man nach so vielen Jahren noch glücklich zusammen sein konnte. Würden Felix und ich das auch sein, wenn wir in dreizig Jahren noch zusammen wären dachte ich, doch der Gedanke war unnötig. Schließlich waren wir nicht mal mehr einen Monat zusammen und es war alles noch so frisch. Ich sollte lieber an das Jetzt denken und in 20 Jahren an das wie es dann wäre.

Alle erzählten von ihren Leben und was bei ihnen momentan so los war. Ich hörte so halb zu während ich aß und dachte viel darüber nach, wie lange man wohl mit einer Person glücklich sein konnte und was dazu gehörte. Erst als meine Oma mich am Arm berührte riss es mich aus den Gedanken.
„Was?" fragte ich verdattert und alle lachten herzlich.
„Wie diese Tour war wo du warst?" wollte sie lächelnd wissen.
„Ach so. Ja sorry" entschuldigte ich meine Unaufmerksamkeit.
„Ist unsere Kleinste etwas mit den Gedanken bei nhm Mann und hat sich verknallt?" neckte mich Nils und wie ein Teenager steckte ich ihm bloß den Mittelfinger entgegen, bis meine Mutter mich streng anschaute und ich ihn wieder runter nahm.
Dass er recht hatte, gab ich natürlich nicht zu.
„Nein bin ich nicht du Blödmann" redete ich mich schlecht raus und drehte mich dann zu Oma, um ihr von der Tour zu erzählen.
„Es war wirklich cool. So viele Städte und die Leute waren so nett. Also es ist zwar ganz anders als im Büro der Job, aber es hat so viel spaß gemacht und ich hab mich so wohl dabei gefühlt" gestand ich und zufrieden lächelte sie.
„Wie ist denn eigentlich dieser Felix Lobrecht so privat?" fragte Amara und gespannt schauten mich nun alle an.
„Ähm also Felix ist cool" brachte ich heraus und suchte im Kopf nach den richtigen Worten, um sie meiner Familie zu sagen.
Ich sah, wie Finn zielsicher nach seinem Glas griff, um sein leichtes Grinsen zu verbergen. Na toll. Ich suchte weiter nach Worten, doch Amaras nächste Frage half mir aus dem schwimmen.
„Ich hatte mal gehört, dass der voll der proll sei und so, aber als Nils meinte, dass du mit dem auf Tour gehst, hab ich mal in seinen Podcast reingehört und der wirkt da voll sympathisch" sagte sie und lachte etwas verlegen.
„Der ist auch voll sympathisch. Das ganze Team ist richtig cool. Die Zeit war wirklich entspannt. Zwar Arbeit, aber lustige" sagte ich, was der Wahrheit entsprach.
„Und gehst du nochmal mit dem auf Tour?" wollte mein Vater wissen.
„Ne bis jetzt ist das nicht geplant" sagte ich, weil Felix und ich nie darüber gesprochen hatten.
„Schade, sonst wäre ich wirklich gerne mal vorbei gekommen. Nh Freundin meinte sein Programm sei wirklich gut" meinte Amara und bestätigend nickte ich.
„Gut auf jeden Fall, aber ich kann Felix sonst auch nochmal fragen, ob es noch Tickets gibt fürs Frühjahr" bat ich ihr natürlich an.
„Oh ja gerne" sagte sie und grinste mich an.
„Aber hast du mit dem denn noch viel zu tun? Ihr arbeitet ja nicht mehr zusammen, wenn ich das richtig verstanden habe oder?" wollte mein Vater natürlich wissen und ich biss mir kurz auf die Lippe.
Ups. Wie sagte ich ihnen jetzt nur, dass wir noch Kontakt hatten? Weil unser Kontakt war ja sehr innig, aber das würde ich ja nicht aussprechen.
„Ach so ja ab und an haben wir im mal Kontakt gehabt, auch mit seiner Mitarbeiterin Nadja hab ich noch zu tun" sagte ich und versuchte es so normal wie es nur ging wirken zu lassen.

Fokus (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt