63. okay

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Felix Perspektive:

Die letzten Tage war mir eine Idee gar nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Vielleicht war es zu früh und überstürzt, aber der Gedanke daran fühlte sich zu richten an, um ihr nicht den Vorschlag zu machen. Noch immer lag sie nackt an mich gekuschelt und schaute mich liebevoll aus ihren caramellfarbenden Augen an. Ich hatte sie so vermisst während ich auf Tour war. Zwar hatten wir uns vor zwei Wochen gesehen, die Umstände waren natürlich weniger schön gewesen zu beginn, doch sie so selten zu sehen reichte mir nicht. Am liebsten wollte ich sie immer bei mir haben. Ich wollte mit ihr aufwachen, mich morgens mit ihr fertig machen, mit ihr kochen und abends mit ihr in einem Bett einschlafen.
Ich räusperte mich einmal und legte mir im Kopf Worte zurecht.
„Ich weiß wir sind noch nicht besonders lange zusammen und kennen uns gerade mal ein Jahr" begann ich zu sprechen und schaute dann in ihr weiches Gesicht.
„Aber schon jetzt kann ich mir nicht mehr vorstellen, wie es ohne dich ist" sprach ich weiter.
Sie lächelte mich an, doch als ich wieder den Mund öffnete schien ihr ein Gedanke durch den Kopf zu gehen der sie schockte.
Ich stoppte kurz, sprach dann aber doch weiter, als sie nichts erwiderte. Mich interessierte was sie gerade gedacht hatte, doch entschied mich dagegen zu fragen.
„Du kennst ja meine Bude und die ist locker groß genug für zwei. Ick wollte daher fragen, ob du vielleicht... zu mir ziehen willst" sprach ich die Frage aus, welche mir auf der Luge lag und es kostete mich wirklich Überwindung.
Wir hatten noch nie über zusammenziehen gesprochen und einen Korb bekam niemanden gerne. Somit wartete ich gespannt und versuchte mir ihre Reaktion genau einzuprägen. Ihre Augen wurden groß und ein breites Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. Gleichzeitig schien sie aber auch etwas erleichtert, was mich verwirrte.
„Ja sehr gerne" antwortete sie dann gefühlt eine Ewigkeit später auf meine Frage.
Ein Stein fiel mir vom Herzen und augenblicklich explodierte die Freude in mir. Mein Herz klopfte so heftig in meiner Brust.
„Wirklich?" wollte ich mich versichern und sie nickte heftig.
„Unbedingt. Ich bin doch eh schon so viel bei dir" sagte sie und ich zog sie noch näher an mich, um meine Lippen leicht auf ihre zu legen.
„Und denkst du nicht, dass es etwas zu früh ist?" fragte ich sie dann, da mir der Gedanke im Kopf herum schwirrte.
Von außen betrachtet war es das nämlich bestimmt.
„Ich denke nicht. Außerdem fühlt es sich richtig an hier drin" kicherte sie und stützte sich etwas ab, um auf ihre Brust zu zeigen.
„In deinen Titten fühlt es sich richtig an?" ließ ich es mir nicht nehmen schief grinsend zu fragen, was Kaya nur noch mehr zum lachen brachte.
„Ja genau. Meine Brüste sagen mir, dass es die richtige Entscheidung ist" scherzte sie.
„Mein Schwanz sagt mir dit auch" pflichtete ich ihr lachend bei.
„Das glaube ich dir sogar. Aber gegen jeden Morgen zusammen aufwachen würde ich auch nicht protestieren" sagte sie und zwinkerte einmal.
„Hast recht. Und dann morgens und abends Sex in UNSEREM Bett" fing ich an zu träumen.
Passend dazu ließ ich meine Hände über ihren Rücken zu ihrem Hintern fahren, wo ich anfing diesen zu kneten.
„Du Morgenmuffel bist viel zu müde, um mich morgens zu verwöhnen" lachte sie wieder und ich merkte wie ausgelassen und glücklich sie der Gedanke an unser Zusammenleben machte.
Mir ging es genauso.

Kayas Perspektive:

„Wir sehen uns dann nächste Woche" wank ich Felix, welcher mich mit dem Auto zum Bahnhof gebracht hatte, damit ich in den Zug zurück nach Berlin steigen konnte.
Er nickte nur und hob ebenfalls kurz die Hand, bevor er das Fenster wieder hoch fuhr und ich den großen Bahnhof betrat. Ich lief durch die Halle, wo die Züge angeschlagen waren und entdeckte meinen ICE schnell. Schon jetzt hatte er 15 Minuten Verspätung und ich ließ mich auf einem der unbequemen Metallstühle nieder. Anstatt mein Handy raus zu holen entschied ich mich dazu mich umzusehen. Auf sein Handy schaute man ja eh zu viel. Einige Personen hatten es eilig und rannten fast mit ihren Koffern an mir vorbei. Andere schauten auf ihre Handys oder schienen Freunde abzuholen. Es hatte etwas beruhigendes die Menschen zu betrachten. Ich wusste, dass Felix es liebte einfach mal zu beobachten und ich nahm mir vor, dass ich es in der Wartezeit genauso machen wollte.
Dann fiel mein Blick auf den großen Nachrichten-Bildschirm und ich musste schlucken.
>Drei Teenager verunglücken auf Landstraße. Fahrer schwerverletzt ins Krankenhaus gebracht< stand dort die Kurzmeldung und dazu war ein typisches Bild von dem Krankenwagen. Sofort brannte sich das blaue Licht in meine Augen. Dieses Bild hatte enorme Ähnlichkeit mit dem, welches bei Jacobs Tod in den Nachrichten gewesen war. Der Krankenwagen, die dunkle Landstraße und das kaputte Auto. Ich musste wieder schlucken.
Ganz ruhig Kaya, versuchte ich mir einzureden und atmete tief durch. Ich rechnete fest mit einer Panikattacke, doch auch nachdem ich den Bildschirm einige Sekunden betrachtet hatte passierte nichts. Verwundert schaute ich auf meine Hände. Wieso fingen sie nicht an zu zittern?
Zwar war es gut, aber gleichzeitig verwunderte es mich. Solche Nachrichten waren schon immer Auslöser für Panik bei mir gewesen. Doch meine Atmung blieb stabil und auch das enge Gefühl blieb aus.
Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass die Therapie, welche ich seit Anfang des Jahres machte etwas brachte. Im Alltag dachte ich kaum darüber nach. Brav ging ich jede Woche zur Therapiestunde und merkte in der darauffolgenden Nacht meist, dass es mich beschäftigte, doch im Alltag hatte sich sonst nichts bei mir verändert. Auch mit Felix hatte ich wenig über die Therapie gesprochen. Wir hatten die Übereinkunft getroffen, dass wir nicht nach der Therapie des jeweils anderen fragten. Wenn ich mal etwas erzählen wollte, dann tat ich das und bei ihm war es gleich. Die Verwunderung, dass die Nachricht auf dem Bildschirm bei mir keine Panik auslöste war groß.
An der Stelle, wo sonst die Angst und das ungute Gefühl einsetzte, spürte ich etwas anderes. Ich konnte nicht genau beschreiben welches Gefühl es war. Es fühlte sich aber gut an. Irgendwie würde ab jetzt alles gut werden dachte ich. Ich hatte einen wunderbaren Freund, zu welchem ich ziehen würde, mein Job würde in Zukunft möglicherweise neue Dinge für mich bereit halten und zum ersten Mal hatte ich keine Panik bekommen, auch wenn ein direkter Auslöser da war. Ich spürte einen Funken an stolz in mir. Ich würde das hinbekommen!
Vielleicht war das der erste große Schritt in eine wunderbare Zukunft. Vielleicht würde ich es endlich schaffen, mit Jacobs Tod klar zu kommen. Vielleicht würde nun alles beginnen. Ich lächelte vor mich hin. Die Nachricht war noch immer auf der Tafel zu sehen und nun schaute ich aktiv hin. Es passierte nichts. Das Gefühl in mir festigte sich.
Erstaunlicherweise machte mir in dem Moment auch der Gedanke an Jacobs Friedhof keine Angst mehr. Woher ich die Kraft nahm und wie dieses Gefühl mich ausfüllte wusste ich nicht. Doch was ich wusste war, dass ich Jacob besuchen wollte, wie ich es mir an Neujahr vorgenommen hatten. Ich war nun bereit dazu, das spürte ich. Genau dieses Gefühl versuchte ich mir zu merken, um es übermorgen bei der nächsten Therapiestunde aufzugreifen und meiner Therapeutin zu erzählen. Und wenn Felix erstmal wieder in Berlin war wollte ich auch ihm davon erzählen.

Fokus (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt