55. Erleichtert

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Felix Perspektive:

Während ich zurück nach Berlin fuhr, lag Kaya neben mir in dem Sitz und schlief. Heute Morgen hatte sie irgendwie neben der Spur gewirkt, was ich wirklich gut verstehen konnte. Gestern Abend war das natürlich nicht optimal gelaufen alles, aber wir hatten es ja hinbekommen. Zumindest lag es jetzt nicht mehr in unserer Hand. Ich hoffte einfach, dass die Pille funktionierte. Aber wieso sollte sie auch nicht?
Als sie schon geschlafen hatte, hatte ich mir nochmal die lange Liste an Nebenwirkungen und Reaktionen durchgelesen. Automatisch hatte ich mich noch schlechter gefühlt und ihre Übelkeit begann sofort heute morgen. Natürlich war ihre Laune daher nicht besonders gut.
Ich wusste, dass keiner von uns beiden was dafür konnte. Die Kondome waren in der richtigen Größe und sonst war ja auch nie was passiert. Manchmal hatte man einfach Pech. Trotzdem fühlte ich mich schuldig.
Aber wenigstens war es aufgefallen. Wenn ich es nicht bemerkt hätte, hätte das bedeuten können, dass sie schwanger geworden wäre. Ich schüttelte den Gedanken schnell ab. Es war ja alles gut gegangen. 

Die Fahrt über war unspektakulär. Ich hatte leise einen Talk von der Sternstunde Philosophie angemacht. Doch so richtig hörte ich nicht zu. Ab und an nahm ich mal Informationen auf und dachte mit, aber die Folge musste ich nochmal hören.
Bis wir in Berlin angekommen waren ließ ich Kaya schlafen. Erst als ich den Motor schon ausgeschaltet hatte, berührte ich sie sanft am Arm.
„Wir sind wieder da" flüsterte ich und kam mir etwas bescheuert vor, doch ich wollte sie nicht erschrecken.
Sie kniff ihre Augen fest zusammen und gähnte einmal bevor sie sich streckte. Sie sah niedlich dabei aus und ich konnte nicht anders als zu grinsen.

Kayas Perspektive:
Zwei Wochen später.

Ich bemerkte ja selber, dass ich seit Köln total zickig geworden war. Ich drehte völlig am Rad und fühlte mich schlecht, weil ich immer wieder kleine Streitereien mit Felix begann, die unnötig waren. Ich fühlte mich einfach komisch. Diese Pille danach hatte mich einmal ordentlich umgekrempelt. Außerdem plagte mich diese permanente Übelkeit, was nicht vorteilhaft im Alltag war und nicht gerade zu einer entspannten Laune beitrug. Trotzdem versuchte ich normal weiter zu machen. Schließlich war ich nicht krank oder so. Mein Körper hatte ja nur eine volle Dröhnung Hormone bekommen, um zu verhindern, dass ich möglicherweise schwanger wurde.
Außer Lea hatte ich natürlich niemandem davon erzählt. Finn hatte zwar einmal gefragt, ob bei mir irgendwas los sei, weil ich so zickig gewesen war, aber ich hatte bloß den Kopf geschüttelt. Besonders bei meinem neuen Team hatte ich das nicht erzählen wollen.
Das war privat. Ich versuchte einfach möglichst ausgeglichen und freundlich zu sein, auch wenn ich innerlich manchmal durchdrehte oder am liebsten heulen würde.
„Kaya komm mal bitte runter. Es war nur eine ganz normale Frage" versuchte Felix mich zu beruhigen, während ich schon wieder in mir spürte, wie es brodelte.
Wir stritten in seinem Schlafzimmer. Mein Gesicht war rot angelaufen, das spürte ich deutlich. Einen Großteil der letzten Woche hatte ich hier verbracht, schließlich war er in einer guten Woche schon los auf Tour.
Ich versuchte tief durchzuatmen und schloss eine Sekunde meine Augen. Wenn ich jetzt was falsches sagen würde, würde es in einem noch viel größeren Streit enden. Ich wollte mich ja entspannen, aber irgendwas in meinem Körper sträubte sich dagegen.
„Kannst du mich kurz alleine lassn. Ich muss runter kommen" bat ich Felix daher vernünftigerweise mit angespannter Stimme und er nickte relativ ruhig, während er sein Schlafzimmer verließ und die Tür hinter sich schloss.
Er hatte nicht glücklich darüber ausgesehen, aber wir wussten beide, dass es besser war einen Moment Ruhe zu haben und nachzudenken. Ich wollte nicht, dass es jetzt in einen riesigen Streit endete.
Wieder atmete ich tief ein und aus. Komm runter, redete ich mir selber gut zu. Wieso wir uns seit Minuten gestritten, konnte ich jetzt nicht mal mehr genau sagen. Ich zählte leise bis 50, bis ich das Gefühl bekommen hatte, dass mein Kopf etwas klarer war. Wenn ich den Grund schon nicht mehr wusste, dann konnte es wohl auch nicht so dramatisch sein. Ich würde mich entschuldigen und dann war die Sache bald vom Tisch und wir würden nicht nur schlechte Laune haben heute.

Fokus (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt