26. Sekt

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Kayas Perspektive:

Eilig räumte ich meine letzten Sachen zusammen. Heute würde es wieder los gehn. In einer halben Stunde war treffen und von dort würden wir nach Regensburg fahren, wo morgen die erste Show war. Mit Felix hatte ich seit dem Morgen, wo ich eilig seine Wohnung verlassen hatte nicht mehr geschrieben. Seine Klamotten hatte ich gewaschen und in meinem Koffer dabei, um sie ihm in einem passenden Moment wieder zu geben. Durch die Gruppe hatte ich alle Infos bekommen, welche ich für den zweiten Teil der Tour brauchte. Außerdem hatte ich kurz mit Becci geschrieben. Sie würde den Teil der Tour nicht mehr mitmachen. Somit waren wir nur noch zu siebt. Kawus würde wieder den Opener machen und Belz, Jakob, Nadja und Julian waren natürlich auch dabei.
„Tschüss" rief ich in die Wohnung.
Samuel und Finn hatte ich die letzten Tage zwar nicht so oft gesehen, weil beide ja normal arbeiten mussten, aber gestern hatten wir es uns alle zusammen auf dem Sofa bequem gemacht und gequatscht. Nur das oberflächliche Zeug, aber ich hatte es genossen. Ich erzählte weder von Felix, noch wo ich die Nacht nach Julians Geburtstag verbracht hatte. Dass wir dem Typen aus dem Club damals über den Weg gelaufen waren ließ ich auch bewusst weg. Ich wollte nicht darüber reden, am liebsten wollte ich nicht mal mehr darüber nachdenken.
Finns Zimmertür öffnete sich und er blickte verschlafen daraus hervor.
„Du bist gefühlt gestern erst wieder angekommen" beschwerte er sich und nahm nich dann in seine Arm.
Dabei rutschte sein T-shirt etwas hoch und ich erblickte ein neues Tattoo auf seinem linken Arm. Verwundert inspizierte ich es kurz. Es war ein dunkler Schmetterling. Er war dünner gestochen als die ganzen anderen Tattoo, die seinen Körper zierten.
„Seit wann hast du das?" fragte ich und deutete auf das Tattoo.
Es passte perfekt zu ihm, seiner Ästhetik und den restlichen Tattoos, welche seinen Körper zierten.
„Hat mir ein Kumpel vor paar Tagen gestochen" erzählte er und grinste dabei.
„Sieht sehr cool aus" sagte ich gedankenverloren und starte die feinen Linien an.
„Bei deinem Blick weiß ich nie, ob du es cool findest oder mir wie Mama gleich einen Vortrag darüber hältst, dass ich es irgendwann mal bereuen würde" lachte er und stupste mich an.
„Ach quatsch. Ich liebe deine Tattoos" sagte ich ehrlich und deutet auf das an seinem Arm, welches mein Lieblings Tattoo an ihm war.
„Wenn du auch mal eins willst, weißt du ja wen du ansprechen musst" sagte er und zwinkerte mir zu.
Brav nickte ich.
„In zwei Wochen bin ich wieder da" sagte ich dann und drückte ihn nochmal fest.
Es war der letzte Block der Tour für dieses Jahr. Nur noch zwei Wochen.
Ich war gespannt wie es werden würde. Schließlich hatten Felix und ich uns vor Julians Feier gemieden und seit dem auch keinen Kontakt mehr gehabt. Ob es so weitergehen würde oder wir vielleicht doch nochmal miteinander umgingen wusste ich nicht.

Als ich runter ging stand draußen Felix weißer Mercedes. Ich weiß nicht was ich erwartet hatte als Julian mir gestern geschrieben hatte, das sie mich mitnehmen würden. Aber dass Felix und er mich abholen würden irgendwie nicht. Doch es war das logischste gewesen. Schließlich kam Felix Auto auch mit auf Tour. Es nieselte leicht und ich schleppte meinen Koffer zum Auto. Der Kofferraum öffnete sich von alleine. Angeberauto, dachte ich mir und hiefte den Koffer hinein.
Danach öffnete ich die Tür hinter dem Beifahrersitz und ließ mich auf den Sitz fallen.
„Hey" begrüßte ich die beiden kurz und während Julian „hallo" sagte, nickte Felix mir nur kurz zu.
Sein blaues Auge war wieder verschwunden, was mich irgendwie beruhigte. Etwas sorgen gemacht hatte ich mir die letzten Tage schon, aber ihm schreiben hatte ich auch nicht wollen.
Schweigend der Musik lauschend fuhren wir zum Treffpunkt, wo bereits Nadja, Belz, Kawus und Jakob warteten.
Felix stieg kurz aus und bedeutete uns, dass wir sitzen bleiben konnten. Julian und ich taten dies auch. Schließlich regnete es draußen.
„Wie geht es dir?" fragte Julian und drehte sich im Sitz, um mich anschauen zu können.
Felix lief gerade auf die anderen vier zu und die Autotür war geschlossen.
„Gut" log ich und lächelte ihn an.
Die letzten Tage hatte ich mich komisch gefühlt. Ich hatte viel an Felix gedacht und mich gefragt, was überhaupt das Problem gewesen war bei uns. Wie es dazu gekommen war, dass wir in dieser Situation gelandet waren konnte ich mir irgendwie nicht mehr erklären. Bis vor ein paar Tagen war es für mich der logischste Gedanke, dass es zwischen uns nicht sein durfte. Es war einfach so, doch wenn ich jetzt versuchte mich selber zu verstehen fragte ich mich, wieso ich so schnell aufgegeben hatte. Ich hatte vielleicht kurz geglaubt das Felix häufig im Backstage Frauen abschleppte, doch wenn ich lange darüber nachdachte fiel mir auf, dass ich Felix kannte. So war er nicht. Ich glaubte ihm, als er mir gesagt hatte, dass ich nicht eine von vielen gewesen war. Doch trotzdem hatte ich das Gefühl in mir gehabt, das beenden zu müssen. Nun bereute ich es irgendwie.
Es war feige gewesen. All die Dinge, welche ich mir als Probleme eingeredet hatte, waren nüchtern betrachtet doch keine großen gewesen. Das war mir nochmal klar geworden als ich mich mit Lea getroffen hatte. Der Altersunterschied war nicht riesig und außerdem waren wir beide erwachsen. Dass er mein Chef war, sollte eigentlich auch kein problem darstellen, solang man es klar kommunizierte. Schließlich waren wir nicht Lehrer und Schülerin. Wir waren erwachsen und eine Romanze  zwischen Chef und einer Angestellten war ja nicht perse verboten. Das einzige was mir in den Sinn kam was vielleicht zu Problemen führen konnte war, dass ich keine Ahnung von Liebe oder sowas hatte. Ich hatte nie eine Beziehung gehabt. Doch der Gedanke machte mir keine Angst mehr, wenn ich daran dachte, dass Felix dieser Mann hätte sein können. Betonung auf hätte.
Doch nun war es vermutlich zu spät. Ich hoffe dass wir wenigstens befreundet bleiben könnten und es nicht zu komisch werden würde die nächsten Tage auf Tour. Ich würde einfach abwarten wie er die Situation händelte und dann genauso damit umgehen. Nicht sehr erwachsen aber egal. Ich könnte ihn jetzt nicht darauf ansprechen nachdem ich ihn schon zwei Mal eine Abfuhr erteilt hatte. Das erste Mal in Köln und das andere mal in Neu-Ulm, wo ich ihm auch seinen Pullover wiedergegeben hatte.
„Sicher, dass es dir gut gegt?" hakte Julian nach, da ich anscheint nicht wirklich anwesend gewirkt hatte.
„Ja alles gut. Mir geht es gut. Bin gespannt wie die nächsten zwei Wochen werden" sagte ich ehrlich und er pflichtete mir bei.
„Ich bin auch gespannt, aber freu mich auch darauf wenn es erstmal vorbei ist und ich frei habe" sagte er und grinste.
In dem Moment wurde die Tür von Nadja geöffnet und sie hüpfte auf den Sitz neben mich.
„Was geht?" fragte sie euphorisch und nahm mich so gut es im Auto ging in den Arm.
Ich musste sofort grinsen. Sie war einfach ein pures Bündel an Energie.
Sobald Felix wieder eingestiegen war machten wir uns auf den Weg nach Regensburg. Die Fahrt würde lang werden. Julian macht Musik an und nahm selten Wünsche entgegen, doch ich war zufrieden mit dem was lief.

Fokus (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt