64. Pille

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Kayas Perspektive:
Beide wieder in Berlin

Ich schob das Blister in mein Portmonee. Gestern hatte ich es rausgenommen und bevor ich es heute vergas, verstaute ich es schnell wieder dort, wo es seinen Platz hatte. Seit gut zwei Monaten nahm ich die Pille. Bis jetzt hatte ich mit Felix nicht darüber gesprochen, weil ich nicht genau wusste wie. Seit dem ich ein aktives Sexleben mit ihm hatte, wollte ich sicherheitshalber lieber doppelt Verhüten. Schließlich war nicht immer ein Kondom griffbereit und ich fühlte mich dadurch einfach sicherer. Aber auch der Vorfall, wo uns das Kondom gerissen war hatte mich so verunsichert, dass ich das Gefühl bekommen hatte, dass ich mehr brauchte um dem ganzen zu vertrauen. Seit dem war meine Sorge davor, dass es nochmal reißt, deutlich geringer geworden. Wobei wir uns die letzten zwei Monate auch nicht besonders viel gesehen hatten, weil er auf Tour gewesen war und ich ja auch mit Wincent weg.
Auch der Aspekt, dass die Schmerzen bei meiner Tage weniger wurden, hatte mich schlussendlich überzeugt. Schließlich waren meine Schmerzen sehr stark und zwei Tage konnte ich meist gar nichts machen. Bis jetzt fielen mir auch keine Nebenwirkungen auf. Es lief somit alles gut. Nur dass ich Felix eben noch nichts davon erzählt hatte war ein Problem. Ich hatte es mir aber fest vorgenommen. Ebenso hatte ich es noch nicht geschafft ihm zu erzählen, dass ich auf dem Friedhof gewesen war. Auch das wollte ich, sobald sich ein passender Moment ergab.
Er war seit vorgestern wieder zurück von seiner Tour. Nur kurz hatten wir uns seit dem gesehen, da es mit 12k viel zu tun gab und ich auch einiges zu tun hatte auf der Arbeit. Umso mehr freute ich mich ihn später zu sehen.
Mein Handy machte einen Ton und kündigte Felix neue Nachricht an.
>Hey, Wetter is ja nicht so geil. Wollen wir zusammen was kochen und einfach hier in bald UNSERER Wohnung entspannen?<
>Ja gerne. Wann soll ich rum kommen?< fragte ich, während ich mich für die Arbeit heute ready mache.
>Ick geh später noch ins Gym. Kannst ab 17 Uhr kommen< schrieb er und ich schickte einen Daumen hoch zurück, bevor ich mir die Haare in einen Zopf band und meine Tasche für die Arbeit zusammen kramte.

Zufrieden und mit Vorfreude drückte ich auf das Klingelschild, wo >Lobrecht< in dicken Buchstaben stand. Bald würde wohl auch mein Name dort stehen. Schließlich hatten wir überlegt zusammenzuziehen. Oder besser gesagt Felix hatte mich gefragt, ob ich nicht einfach zu ihm ziehen würde wollen, was ich wollte.
Ich war auf dem Weg glücklicherweise nicht nass geworden, obwohl es eigentlich den ganzen Vormittag am regnen war. Ich entschied mich den Aufzug zu nehmen, weil er eh gerade unten war. Als das >Ping< im obersten Stockwert ertönte, stieg ich aus und wurde von einem Felix in Jeans begrüßt. Leicht verwundert schaute ich seine Hose an. Sie sah spitze aus und war neu. Ich kannte sie zumindest noch nicht.
„Die sieht gut aus" sprach ich meine Gedanken laut aus und streckte mich kurz, um mir einen Kuss abzuholen.
Er grinste nur stolz und drehte sich albern einmal im Kreis, um mir die Hose von allen Seiten zu präsentieren. Als er seinen Hintern zu mir gedreht hatte, konnte ich es mir nicht nehmen zu lassen, einmal kräftig zuzuschlagen. Er zuckte kurz und ich fing sofort an zu lachen.
„Dit is doch mein Job" beschwerte er sich kurz lachend.
„Komm se rin" sagte er dann und ließ mich in die Wohnung, in welche ich nun auch bald ziehen würde.
„Da du die Hose ja jetzt gesehen hast zieh ich mir mal wieder eine Jogginghose an. Zum hier rumlungern trag ick ja keene Jeans" sagte er lachend und verschwand in seinem Schlafzimmer, während ich meine Schuhe auszog.

„Wir müssen später noch paar Sachen wegen dem zusammenziehen klären" murmelte er, als er wieder zurück kam.
„Hast du es dir doch anders überlegt?" fragte ich etwas unsicher, doch er schüttelte schnell den Kopf.
„Auf keenen Fall. Nur wir brauchen vielleicht einen Termin, je nachdem wie viel du mitbringst. Und vielleicht stellen wir was um und so... bis jetzt ist das ja alles mein Kram und du sollst dich dann ja auch wohl fühlen" sprach er aus und ich grinste ihn an.
„Ich freu mich so" sprach ich das erste aus, was ich dachte.
„Und ick mich erst Püppi, aber lass uns erst mal was essen. Ick hab hunger"
„Auf was hast du denn Lust?" fragte er als ich ihm in die Küche gefolgt war.
„Auf dich" war natürlich meine erste Spaßantwort und sofort verdüsterten sich seine Augen.
Im nächsten Moment hob er mich auf die leere Arbeitsfläche und stand zwischen meinen Beinen. Seine warmen Hände lagen auf meinen Oberschenkeln.
„Na wenn dit so is. Wir können das kochen auch überspringen" grinste er, doch ich schüttelte amüsiert den Kopf.
„Eben hattest du doch noch hunger" erinnerte ich ihn.
„Egal. Gibt wichtigeres" zwinkerte Felix mir zu.
„Ich habe aber auch hunger mitgebracht" sagte ich entschuldigend und frustriert ließ er seinen Kopf gegen meine Brust fallen, wo ich anfing seinen Nacken zu kraulen.
„Ick hab mal gehört man sollte Frauen nicht hungrig lassen sonst werden die zu Monstern" lachte er dann, bevor er mich wieder runter hob.
„Vielleicht" schmunzelte ich nur.
„Okay, also was mach wa?" fragte er dann langsam und entfernte sich von mir, um in seine Schränke schauen zu können.
„Mir eigentlich echt egal" murmelte ich und schmiegte mich an seinen großen Rücken, während er im Kühlschrank schaute, was wir kochen könnten.
„Wie wäre es mit Lasagne?" fragte er dann und ich stimmte brummend zu.
Ich hatte nicht vor ihn loszulassen.
„Willste mich denn die janze Zeit festhalten oder selber mithelfen?" fragte er amüsiert, als ich anfing an ihn gedrückt mit ihn zu laufen.
„Festhalten" sagte ich nur leise und ich spürte wie seine Brust durch das lachen vibrierte.
„Lass uns kochen und danach können wir kuscheln. Du hast mich eben auch abgewiesen. Außerdem hab ich noch eine Überraschung für dich" sagte er und sofort ließ ich ihn los, um ihn ansehen zu können.
„Was für eine Überraschung?" wollte ich neugierig wissen.
„Sag ich dir später. Sonst is es ja keine Überraschung mehr" schmunzelte er und als ich anfing zu schmollen, schob er mich auf einen der Hocker an der Anrichte.

Fokus (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt