54. Köln 2

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Kayas Perspektive:

Fragend setzte ich mich im Bett etwas auf.
„Was is los?" fragte ich Felix, welcher nun mittlerweile wieder seine Shorts trug und aus dem Bad kam.
„Dit Kondom is gerissen" erklärte er die Lage und augenblicklich rutsche mir mein Herz in die Hose.
Fuck, das hatte ich noch nie. Was hieß das jetzt überhaupt? Was waren dir nächsten Schritte? Ich war noch nicht bereit für ein Kind. Wir konnten jetzt doch kein Baby bekommen. In mir stieg die Panik auf und augenblicklich begann ich zu zittern und im nächsten Moment spürte ich meine Tränen.
Tränen der Überforderung und Verzweiflung. Scheiße wie hatte das passieren können, fragte ich mich.
Meine Gedanken hörten nicht auf, bis ich wahrnahm, wie Felix sich neben mich setzte und in seinen Arm zog.
„Kaya, das ist nichts was unlösbar is" sagte er und versuchte mich zu beruhigen.
Dabei lächelte er mich an und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, während er die Decke um mich legte, da ich noch nackt war.
Wieso war er bitte so entspannt? Uns war das Kondom gerissen. Da konnte man doch nicht entspannt bleiben. Schließlich war etwas von ihm in mir, was dafür sorgen könnte, dass wir Nachwuchs bekamen. Wieso drehte er nicht völlig durch wie ich?
„Scheiße was machen wir denn jetzt?" fragte ich überfordert in den Raum hinein und fühlte mich schlagartig nüchtern, während mir weiter Tränen die Wange hinunter liefen.
„Erstmal atmen" murmelte er und hob mich auf seinen Schoß, um mich zu beruhigen, da mein Atem abgehakt und hektisch geworden war.
„Weißt du wann dein Eisprung ist oder ob der schon war?" fragte Felix dann sachlich und kopfschüttelnd griff ich nach meinem Handy auf dem Nachttisch.
Mit zitternden Fingern tippte ich auf die App und schaute mir meinen Zyklus an. Zwei Tage bis zum Eisprung. Stand dort fett geschrieben und ich musste schlucken.
„In zwei Tagen" antwortete ich Felix und hielt ihm mein Handy unter die Nase, damit auch er es sehen konnte.
„Dit is suboptimal" sagte er und griff nun ebenfalls nach seinem Handy.
Ich zuckte zusammen. Scheiße, gab es jetzt keine Lösung für das Problem oder wie?
„Kaya atmen. Suboptimal heißt nur, dass wir was holen müssen. Es gibt nh Lösung dafür. Ja?!?"
Ich versuchte ruhig zu atmen und nickte einmal langsam.
„Ich schau mal wo die nächste Apotheke offen hat. Wenn wa kein Nachwuchs wollen, sollten wa nämlich lieber die Pille danach holen"
Ich war froh, dass er das Denken übernahm. Ich nickte zustimmend und war dabei noch immer in meinen Gedanken, welche die ganze Zeit nur "fuck" schrieen. Das Wort „Pille danach" sagte mir jedoch was und schaffte es, minimal mich zu beruhigen.
„Also in Mülheim hat eine Apotheke Notdienst. Lass uns anziehen und dahin. Die Apothekerin oder so weiß bestimmt wat zu machen is" wollte Felix mich aufmuntern, aber ich war noch immer zu geschockt und blickte nur gerade aus.
Als er bereits seine Jogginghose an hatte bemerkte er, dass ich noch nackt auf dem Bett saß.
„Dit ist wirklich nicht so unglaublich schlimm, wie es im ersten Moment scheint. Mir ist das vor mehreren Jahren schon mal passiert. Wir fahren da hin und dann schauen wir okay?" fragte er sanft, während er mich leicht hochzog und mir seinen Pulli reichte, den ich einfach nur überzog.
Es war der Gucci Pullover von heute Abend und sein Geruch beruhigte mich minimal. Danach griff er nach meinem Slip und reichte ihn mir, damit ich ihn mir über zog. Als letztes gab Felix mir eine Jogginghose von ihm und lächelte mir aufmunternd zu.
„Ist es das erste Mal, dass dir dit passiert?" wollte Felix wissen, als er nach meiner Hand griff und wir das Hotelzimmer zusammen verließen.
„Ja" war das einzige was ich raus brachte.
„Wie gut, dass du nhn Profi dabei hast" lachte er kurz und versuchte die Stimmung aufzulockern, doch so richtig klappte es nicht.
„Darfst du denn überhaupt fahren oder hast du getrunken?" kam mir dann plötzlich der Gedanke.
„Ich kann fahren. Hab nur am Anfang des Abends ein Bier getrunken" sagte er und als ich ihn prüfend anschaute wiederholte er es nochmal.
„Wirklich Kaya. Ich würde dich niemals in Gefahr bringen. Ick bin als Jugendlicher einmal betrunken gefahren. Ick ham mir geschworen, ich mach dit nie wieder" versprach er mir und ich nickte einmal.
Ich vertraute Felix. Er würde nicht fahren, wenn er betrunken war.
Somit liefen wir zum Fahrstuhl, welcher uns in die Tiefgarage brachte. Während ich schon schweigend auf dem Beifahrersitz saß, gab er noch die Adresse im Navi ein und startete dann den Motor. Sobald wir auf der Straße waren, legte sich seine Hand beruhigend in meine, welche auf meinem Oberschenkel lag.
„Kaya das wird alles" sagte er sich sicher und bremste ab, als die Ampel rot wurde.

Schüchtern betrat ich die Apotheke mit Felix an meiner Seite. Meine Hand klammerte sich regelrecht an seine. Er musste mir Halt und Mut geben. Eine ältere Apothekerin stand hinter dem Tresen und schaute zu uns.
„Was kann ich für euch tun?" duzte sie uns sofort und lächelte wie eine freundliche Oma.
Ich begann zu zittern und schaute nervös umher, bis ich ihr offenes Gesicht erblickte. Felix drückte einmal meine Hand, um mir Kraft zu geben es selber auszusprechen.
„Ähm... also uns is das Kondom... gerissen" stotterte ich und sie nickte verstehend, als würden Kundinnen das Problem täglich haben.
Für sie war das vermutlich ganz normal, während ich mich irgendwie schämte.
„Das ist doch kein Problem, was wir nicht bewältigen können" versicherte sie mir zuversichtlich und wank mich ein Stück näher an den Tresen.
Felix und ich traten näher und beruhigend strich er meinen Rücken.
„Junger Herr, du kannst bitte draußen warten" wandte sie sich dann an Felix, welchen sie offensichtlich aus der Apotheke haben wollte, bevor sie mit mir sprach.
Etwas verwirrt schaute Felix zu mir. Ich wollte seine Hand erst nicht loslassen. Er musste doch bei mir sein und mir Kraft geben. Doch er lächelte mich beruhend an und nickte kurz, bevor er mir sein Portmonee reichte und die Apotheke verließ.
„Also zuerst einmal. Bist du freiwillig hier?" fragte die Dame und ich nickte.
„Ja"
„Okay gut. Ich muss das einmal fragen. Daher hab ich deinen Freund... daher hab ich ihn auch kurz rausgeschickt, damit wir offen reden können"
Ich nickte nur.
„Mir is das noch nie passiert. Ich weiß gar nicht was ich machen soll. Ich will noch kein Kind bekommen" brachte ich hervor und wäre fast wieder am weinen gewesen.
„Wir bekommen das hin! Wann ist denn dein Eisprung?" fragte sie dann ruhig.
„In zwei Tagen" antwortete ich und versuchte einmal tief durchzuatmen.
„Okay. Dann würde ich dir zu der Pille danach raten. Die nimmst du gleich ein. Dadurch verschiebt sich dein Eisprung und die Gefahr einer Schwangerschaft wird verhindert" erklärte sie mir und ich nickte, als Zeichen dass ich es verstanden hatte.

Mit einer Tüte der Apotheke stieg ich zurück ins Auto. Sie hatte mir noch alles genauer erklärt und mich auch über die Nebenwirkungen aufgeklärt, welche gefühlt unendlich lang waren. Betreten lächelnd gab ich Felix sein Portemonnaie zurück.
„Ich geb dir das später wieder" sagte ich leise, doch er schüttelte den Kopf.
„Auf keinen Fall. Ick zahl das!" entschied er nur.
Schweigend saßen wir nun nebeneinander in dem Auto vor der Apotheke und wussten nicht so recht mit der Situation umzugehen.
„Ähm hast du die jetzt schon genommen?" fragte er dann etwas peinlich berührt.
„Ne. Will ich lieber im Hotel" murmelte ich.
Bevor er den Motor startete, beugte er sich nochmal über die Mittelkonsole und hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen.
„Kaya, es wird alles gut gehn. Versuch dir nicht zu viele Sorgen zu machen" flüsterte er und streichelte einmal meine Wange bevor er startete.
Seine Hand legte sich wie selbstverständlich auf meinen Oberschenkel und ich griff nach ihr, da ich gerade diese Kraft brauchte. Ich schaute auf die Straße vor uns. Es nieselte noch immer. Bis vor einer halben Stunde war noch alles gut gewesen. Ich hatte nackt im Bett gelegen. Mit dieser Wendung des Abends hatte ich nicht gerechnet. Felix wohl genauso wenig.
Es war alles gut, redete ich mir selber so lange ein, bis ich es mir fast glaubte.

Nervös saß ich auf dem Hotelbett und Felix neben mir. Auf dem Nachttisch stand ein Glas Wasser und Felix hielt die Packung mit der Pille danach in der Hand. Zu sehr zitterten meine Hände. Wieso ich so sehr am Rad drehte wusste ich irgendwie auch nicht, aber beruhigend strich Felix mir immer wieder über den Rücken, bis ich mich bereit fühlte und ihm die Packung aus der Hand nahm. Schnell drückte ich die Pille aus dem Plastik und nahm sie mit Wasser in den Mund. Ich zählte innerlich bis drei, bevor ich sie runterschluckte. Sobald sie aus meinem Mund war, empfing mich Felix und ich kuschelte mich an seine Brust.
„Tut mir wirklich leid" flüsterte er, obwohl wir beide wussten, dass er genau wenig etwas dafür konnte wie ich, wenn das Kondom riss.
„Lass und bitte einfach schlafen" flüsterte ich überfordert mit den Emotionen des Abends.
Zusammen legten wir uns hin und er schlang seinen Arm von hinten um meine Seite, während er mich an seine Brust zog. So seitlich schliefen wir ein.

Fokus (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt