7. Fahrstuhl

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Hey, das Kapitel ist glaube ich etwas länger geworden als die vorherigen. Ich hoffe es gefällt euch trotzdem. Schönes Wochenende euch :)

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„Bleibt gesund, seid stabil und bleibt nett zueinander. Das letzte Wort hat wie immer der wunderbare Tommi Schmitt" sagte ich ins Mikro und schaute zu Tommi rüber, welcher fast aufrecht mir gegenüber saß.
„Ja ich hab da gar nichts mehr hinzuzufügen. Genießt das tolle Wetter und bis dann".
„Rüssel".
Danach drückten wir auf >Aufnahme stoppen<. Erleichtert atmete ich durch, zwar war aufnehmen immer toll, doch bei so warmen Wetter wurde es schon mal anstrengend. Außerdem hatte ich mich die ganze Zeit zusammenreißen müssen, nicht an Kaya zu denken.
Wir hatten nachdem die beiden Frauen gegangen waren mal eben locker flockig fast zwei Stunden gequatscht, doch uns beiden war der Schweiß anzusehen. Tommi war mit den Lifehacks und 5 schnellen Fragen dran gewesen und es war wie immer einfach ein angenehmes Gespräch geworden. Langsam fingen wir an unsere Mikros weg zu räumen.
„Sag mal was ist das jetzt genau mit Kaya?" fragte Tommi mich, ich spürte seinen Blick und sein ernstes Interesse.
Im Podcast hatten wir das natürlich nicht besprochen, da ich mein Privatleben aus der Öffentlichkeit halten wollte. Glücklicherweise funktionierte dies gut. Von kurzen Liebschaften oder auch früheren Beziehungen war nie etwas unfreiwillig an die Öffentlichkeit gekommen und das sollte auch so bleiben.
„Was soll da denn sein Dicker?" lachte ich und ließ mich in dem Sessel tiefer nach hinten rutschen.
Dass es eine ausweichende Haltung war, wusste ich selber. Jemandem von meinen Gedanken zu erzählen machte ich nicht gerne.
„Komm schon Felix. Ich hab gesehen, wie du sie anschaust. Du kannst mir nicht erzählen, dass du sie nicht gut findest" probierte er etwas aus mir heraus zu locken.
Ich blieb stumm.
„Ich weiß doch, was dein Typ ist und außerdem lächelst du die ganze Zeit so bescheuert, wenn du an sie denkst. Das hab ich nach diesen zwei Stunden schon gemerkt" redete er einfach weiter.
Ich sagte wieder nichts und rief mir das Bild in den Kopf, wie sie unbeschwert die Pommes mit der Hand aß und lachte. Dieses Lachen hatte sie am ganzen Körper erfüllt und sie zum strahlen gebracht.
„Du machst es schon wieder" murmelte mein Gegenüber und grinste siegessicher.
Eine Locke hing ihm im Gesicht und mit seiner Hose und dem ordentlichen Pulli erinnerte er an einen Therapeuten, seine Haltung unterstützte diese Illusion.
„Ach kein Plan, Alter. Klar find ick sie irgenwie gut, aber ich weiß doch auch net" gab ich murmelnd zu und schnappte mir mein Handy als Ablenkung.
Er hatte den Plan jedoch durchschaut und legte seine Hand auf meinen Bildschirm.
„Komm erzähl mal. Vielleicht kann ich ja helfen" bat er an und sah mich auffordernd an.
Einen Moment dachte ich nach, bevor ich anfing zu sprechen.
„Ick kenn sie ja erst seit zwei Wochen. Sie hat zwei Shows organisiert und da haben wir uns dann zufällig getroffen. Ick hatte sie eine Woche davor schon mal im Club gesehen und paar Tage darauf im Café, aber ick hatte sie nicht angesprochen. Und dann stand sie bei der Venue vor mir. Ick hab mich gefreut, wie so nhn teenager. Am Abend wollten wa eigentlich noch Döner holen, aber auf einmal war etwas mit ihr. Keen plan was. Ick hab sie dann nachhause gefahren und dachte schon dit ganze wäre jetzt vorbei. Doch sie hatte mir auf einem Zettel ihre Nummer hinterlassen und paar Tage später rief ich sie an, um sich zu treffen"
Tommi hörte ruhig zu und nickte ab und an.
„Wir haben dann einen echt coolen Tag zusammen verbrach und heute morgen als Jule schrieb, dass er krank sei, fiel sie mir sofort ein. Ick hab dann bei ihrem Chef gefragt und der meinte es sei okay. Danach hab ick sie angerufen und sie hat halt zugesagt" schilderte ich die Situation von heute Vormittag.
„Eigentlich kennen wir uns also jar nicht" schob ich noch hinterher.
Er sagte einen Moment nichts weiter und schien zu denken. Ich war etwas nervös, was Tommi nun sagen würde. Zwar kannte ich ihn erst seit gut vier Jahren, doch er hatte es bei Beziehungen irgendwie drauf, nicht so wie ich. Doch andererseits hatte ich ja auch gar nichts gewollt die letzten Jahre.
„Hört sich doch bis jetzt gut an" stellte er nüchtern fest.
Er hatte ja recht, aber etwas in mir sagte mir, dass ich vorsichtig seien sollte. Ich durfte mich jetzt nicht verlieben, am Ende würde es meine Karriere riskieren und das wollte ich. Außerdem war die volle Konzentration für die Tour wichtig.
„Ick kenn sie doch viel zu schlecht, um zu wissen, ob sie was wäre man" murmelte ich und schaute aus dem Hotelfenster.
„Lern sie kennen. Wo liegt das Problem?" wollte er von mir wissen.
Ich hatte ihm damals von der Sache mit Mandy erzählt und deshalb war sie ihm ein Begriff. Er hatte mich probiert zu unterstützen so gut es eben ging. Seit dem hatten wir das Thema jedoch umgangen.
„Kein Plan Alter. Ick will nicht, dass es zu schnell jeht. Ick hatte seit dem mit Mandy damals nichts festes mehr. Keen Bock, dass dat wieder so schief geht. Nochmal halt ich das nicht aus. Gefühle sind scheiße" stellte ich etwas bockig wie ein kleines Kind fest.
Ich konnte mit Gefühlen nie gut umgehen, was zu meinen Problemen gehörte. Zwar hatte es sich deutlich verbessert im Gegensatz zu meiner Jugend, doch ich war immer noch schleicht darin.
„Aber es muss doch nicht so werden wie mit Mandy. Ich meine Kaya wirkt doch komplett anders. Außerdem kannst du nicht dein ganzes Leben lang misstrauisch sein, nur weil eine Freundin dich mal betrogen hat. Klar war das scheiße, aber Felix nicht jede Frau ist deshalb so. Nur mit One nights stands kannst du auch nicht glücklich werden" hielt er mir eine Art Vortrag.
„Das sagst du" sagte ich frech und grinste ihn zweideutig an, doch im inneren wusste ich, dass er recht hatte.
Diese einmaligen Sachen waren meist nüchtern betrachtet scheiße. Es basierte nicht auf Vertrauen, Gefühlen oder Zuneigung, sondern einfach auf bock zu ficken.
Sein Blick sagte mir, dass er ebenfalls wusste, dass es nicht das wahre war.
„Außerdem musst du doch nicht mit so einem festen Plan daran gehen. Schau doch einfach was sich so entwickelte" riet er mir weise.
„Du kannst glatt Therapeut werden meen lieber T. Schmitt" lachte ich und nickte zu seiner Haltung, um ihm zu verdeutlichen, wie er da gerade saß.

Fokus (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt