15. Wirkung

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Kayas Perspektiv:

Drei Tage war es nun her, dass Felix und ich auf der Kirmes gewesen waren. Drei tage war es nun her, dass er wie aus dem nichts meine Hand genommen hatte und sie genauso plötzlich wieder losgelassen hatte. Kurz hatte Julian mir nach einer der Shows erzählt, dass Mandy wirklich mit ihrem Neuen bei der Show gewesen war. Sie hatte mit Felix reden wollen, doch er hatte anscheint abgeblockt, wenn ich Julian richtig verstanden hatte. Nadja hatte mir später erzählt, dass sie gesehen hatte, wie Felix beim Fotos machen eine Frau inklusive einem Typen von Jakob hatte wegschicken lassen, doch mehr wusste ich auch nicht.
Seit dem hatte ich nicht mehr viel mit Felix zu tun gehabt. Wir sahen uns zwar beim Essen und hatten an den beiden Off-Tagen mit der ganzen Gruppe etwas unternommen, doch richtig zu zweit hatten wir wenig gesprochen. Irgendwas zwischen uns war komisch ohne dass wirklich was passiert war.

Heute war die erste Show in Erlangen. Schon gestern waren wir dafür angereist, doch aufgrund einer Veranstaltung, hatten wir erst heute in die Venue gekonnt. Die nächsten vier Tage würden anstrengend werden, das wusste ich. Zwei Shows in Erlangen und dann weiter nach Siegen und Fulda. Vier Tage vier Shows.
In meinem Job war ich nun endgültig angekommen und regelte alles, was mit der Venue zu tun hatte, was Julian wirklich zu entlasten schien.

Während ich einen der Techniker vor Ort suchte, kreisten meine Gedanken um Felix. Am Telefon hatte ich Lea per Videoanruf, welche mir irgendwas aus ihrem Leben erzählte, doch ich war nur halb anwesend. Viel zu sehr dachte ich über Felix Verhalten nach und frustriert starrte ich auf meine Hände. Ich verstand ihn nicht. Aber noch weniger verstand ich mich selber. Hatte ich Interesse an ihm entwickelt?
Diese Fragte geisterte in meinem Kopf, seit Lea sie mich vor einigen Minuten gestellt hatte.
Hatte ich das denn? Ich spürte immer dieses scheiß Kribbeln, aber war das wirklich Interesse? Schließlich wusste ich, dass da nichts laufen durfte und konnte. Ich hatte keine Chance bei ihm. All dies war mir bewusst. Die logische Konsequenz wäre gewesen, dass mein Kribbeln nachlassen würde, doch das tat es nicht.
„Ich seh dir doch an, dass du dir über Felix den Kopf zerbrichst Schatz. Aber ist er das wert?" fragte sie mich und hielt im selben Moment zwei Oberteile hoch.
„Das grüne spitzen Teil oder das Rot mit tiefem Ausschnitt?" warf sie eine Frage dazwischen.
„Das rote" beantwortete ich schnell eine ihrer Fragen und nahm mir für die andere Zeit.
Dabei beobachtete ich, wie sie sich fertig machte, um mit ihrem neuen Typen, den Namen hatte ich mal wieder vergessen, später feiern zu gehen.
„Ich weiß es ja selber nicht. Einerseits verstehen wir uns echt gut und ich fühl mich nach so kurzer Zeit richtig wohl bei ihm. Doch manchmal ist er komisch. Ich hatte ja erzählt, dass wir vor paar Tagen aufm Rummel waren. Es war erst richtig cool, doch plötzlich war er angespannt. Ich hab dann vorsichtig seine Hand genommen, um ihn zu beruhigen, doch er hat weggezuckt. Keine Ahnung was ich mir dabei gedacht hatte. Ich habe mich natürlich weggedreht und wollte die Situation überspielen, doch dann hat er plötzlich meine Hand genommen" schilderte ich ihr umständlich die Situation.
Natürlich hatte ich darauf geachtet, dass niemand im Flur war und somit hören konnte, was ich meiner besten Freundin erzählte. Schließlich sollte niemand davon erfahren.
„Also habt ihr Händchengehalten?" schlussfolgerte sie.  
„Jein. Also etwas schon und das war auch toll, aber als ihn dann Fans angesprochen haben, hat er seine Hand zurück gezogen und danach haben wir nicht mehr darüber gesprochen. Irgendwie war es dann komisch" erzählte ich und sie nickte.
„Goldschmuck" antwortete ich ihr auf ihre Stumme fragte, welchen Schmuck sie nehmen sollten und zeigte auf die rechte Seite, in welcher Hand sie ihren Goldschmuck hielt. Dankend nickte sie.
„Aber Kaya du musst ihn auch verstehn. Was soll er denn machen wenn Fans kommen? Ich meine jeder hätte es sehen können und ich kann ihn da ehrlicherweise verstehen, wenn er seine Hand wegnimmt" versuchte sie mir seine Situation näher zu bringen.
„Ja aber ich dachte danach reden wir wenigstens vernünftig darüber, aber er hat gar nichts dazu gesagt und getan als wäre das alles nie passiert" erzählte ich frustriert und ließ meinen Kopf auf meine Hände fallen.
„Aber du hast es ja genauso wenig angesprochen" sagte sie und ich warf ihr einen grimmigen Blick zu.
„Für eine beste Freundin bist du viel zu neural. Ich hatte angerufen um Honig ums Maus geschmiert zu bekommen und nicht über mich selber nachzudenken" sagte ich etwas genervt, aber nicht ganz ernst gemeint.
Es war eigentlich viel besser, dass sie bei sowas neutral und reflektiert blieb. Eine beste Freundin die ihre ehrliche Meinung nicht offen aussprach, konnte man sich auch schenken. Ich war froh, dass Lea genau so war, auch wenn es für mich bedeutete, dass es unangenehm werden konnte.
„Da bist du bei mir an der falschen Adresse Schatz" sagte sie und formte einen Knutschmund in die Kamera.  
„Hmm" grummelte ich nur.
„Mach doch irgendwas schönes nach der Show, um dich heute abzulenken. Geh Essen oder Feiern, um dich zu entspannen. Sonst bekommst du bald noch Stirnfalten... Ach ne zu spät, da sind schon welche" wies sie mich daraufhin, worauf ich ihr nur meinen Mittelfinger zeigte.
„Ich schau einfach einen Film und bestell mir später was zu Essen" entschied ich und sie nickte.
„Wird auch akzeptiert, aber guter Tipp um über Typen hinweg zu kommen sind neue Typen" sagte sie mit einem zwinkern.
„Du passt schon. Das is nicht ganz so mein Ding" sagte ich und wank ab.
„Wie du meinst" sagte sie und zuckte bloß die Schultern"
Mit ihrem roten Lippenstift malte sie sich gerade die Lippen an, als es bei ihr an der Wohnung klingelte.
„Das muss er sein. Tschüss Kaya. Mach dir einen netten Abend" sagte sie und zwinkerte mir zum spaß zu.
„Du dir auch. Aber nicht zu nett. Tante werden will ich jetzt doch noch nicht" scherzte ich und sie salutierte brav, bevor sie mir einen Kussmund zu warf.
„Bis denne" rief sie noch und legte auf.
Ich bog um eine der Ecken im Flur und fand eine Gruppe an Technikern, welche ich gesucht hatte.

Fokus (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt