shaking my head

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Auch unser Bus ist relativ voll. Neben uns steht eine junge Frau mit Kinderwagen und wird von einem Typen mit grüner Cap immer wieder an den Hintern gefasst, wenn er denkt, dass ihn niemand sieht.

Irgendwann schiebe ich mich dazwischen.
„Oh, Entschuldigung, ich glaube mir ist ein Armband runter gefallen, darf ich kurz?" Der Mann ist die Definition von genervt und Unverschämtheit.
„Nein du darfst nicht. Warum trägst du überhaupt ein Armband, du bist doch ein Junge." Ich starre den Typ so perplex an, dass ich nach vorne stolpere, als der Bus beschleunigt.
Yeosang hat das Ganze mitbekommen und mischt sich nun ebenfalls ein. Während er richtig in Fahrt kommt, schiebe ich mich und die Frau bestimmt ein Stück von der Situation weg, so gut es eben geht.
„Was denken Sie sich wer sie sind? Lassen Sie ihn doch ein Armband tragen, wieso sollte er nicht? Weil er kein Mädchen ist? Warum dürfen Jungs ihrer Meinung nach keine Armbänder tragen? Weil das schwul aussieht?", jetzt war er kaum noch zu bremsen, „und wenn schon, das Band habe ich ihm geschenkt und rein freundschaftlich. Er ist mein bester Freund. Wenn Sie was dagegen haben, dann ist das trotzdem nicht unser Problem. Ich tatsche wenigstens keine jungen Frauen an, obwohl sie Kinder haben und wahrscheinlich verheiratet sind. Wenn sich keiner für Sie interessiert ist es auch nicht unser Problem und nicht das dieser Frau, ."
Kaum hat Yeosang seinen Mund wieder geschlossen, hat er schon die Hand des Typen im Gesicht.
Ich haste sofort auf ihn zu und ziehe ihn ein Stück beiseite. Der Bus hält zum Glück und der Mann wird mehr oder weniger von den anderen Fahrgästen zum Aussteigen gedrängt.

„Oh ihr zwei! Ich weiß gar nicht wie ich euch danken soll. Tut deine Wange sehr weh?", fängt die Frau an sobald die Türen sich geschlossen haben. Yeosang nickt abwesend, sein Blick liegt auf dem Kleinen im Kinderwagen.
„Darf ich?", fragt er spontan aus dem Nichts. Die Frau nickt und mit leuchtenden Augen streckt mein bester Freund seine Hand aus und streichelt die Wange der Kleinen im Wagen.

„Wie heißt sie? Es ist doch ein Mädchen oder?" „Ja ist sie. Wir wollen sie Chaeyoung nennen." „Ähm gut.", er reist sich von dem Kinderwagen los und richtet sich auf. „Mir geht es so weit ganz gut und bei Ihnen?" „Das war echt mutig von euch beiden. Ich heiße übrigens Park Jisoo, sagt ruhig Jisoo.", sie zupft etwas am Griff des Wangens herum. „Ach kein Problem, ich kann so etwas nur nicht mit ansehen und Yeosang, hm ist da etwas empfindlich. Es gibt übrigens auch kein Armband, ich habe es heute zumindest nicht um.", lächele ich sie an.
Plötzlich fängt die Kleine an zu weinen und bevor Frau Park etwas machen kann, hat Yeosang sich wieder über den Kinderwagen gebeugt und beschäftigt sie. Prompt hört sie auf zu weinen und ein leises Glucksen ertönt.
Yeosang ganz in seinem Element ist absolut entzückt von der kleinen Chaeyoung. „Dein bester Freund ist aber ganz schön vernarrt in unsere Kleine. Wie wäre es wenn du mir deine Handy Nummer gibst, dann könntet ihr uns mal besuchen kommen."
Ich zögere, schreibe für Yeosang dann aber doch meine Nummer auf und gebe sie der Frau. „Komm Yeosang, wir müssen los.", ziehe ich ihn von der Kleinen weg und verabschiede mich von Frau Park. Die winkt uns hinter her und wir steigen aus.
Den Weg unseren Häusern schwärmt Yeosang nur von dem kleinen Mädchen. „Das ist ja fast noch schlimmer als mit Seonghwa. Es ist nur ein kleines Kind, Yeosang. Außerdem hat sie meine Nummer, Sie kann sich also melden und du die Kleine wiedersehen." Er ist definitiv glücklich, obwohl er kaum zugehört hat und verabschiedet sich auch nur halbherzig bei mir. Ich nehme es ihm aber nicht wirklich über, sonst müsste ich ihn den ganzen Tag schon gehasst haben.

So vergeht der Donnerstagnachmittag und der Freitagvormittag in der Schule ohne eine Nachricht von Frau Park oder San. Ein paar Mal schreibe ich mit Jongho und mit Yeosang sowieso.
Jetzt ist es Freitagabend 21 Uhr und mein Vater nicht zu Hause, meine Mutter bei Yeosangs und ich alleine. Ich sitze einfach auf meinem Balkon oben und höre Musik hören.
Leise summe ich die Melodie mit geschlossenen Augen mit. Der letzte Rest der Sonne scheint mir ins Gesicht, während die Wolken sich schon wieder über allem ausbreiten wollen.

Lächelnd lehne ich mich in meinem Stuhl zurück. Nach ruhigen zehn Minuten höre meine Mutter nach Hause komme und nach weiteren zehn Minuten will ich ihr gute Nacht sagen gehen und mich fertig machen.
Wieder drinnen bin ich gerade auf dem Weg nach unten als die Tür zuschlägt und irgendetwas im Flur poltert.
Hin und hergerissen stelle mich an das obere Treppengeländer und höre wie mein Vater meine Mom anschreit.

Ich verziehe mich wieder in mein Zimmer und schließe die Tür. Trotzdem bekomme ich alles mit.
Einmal hatte ich in einer Küchenschublade Aspirin und Schlaftabletten gefunden und auch ziemlich schnell verstanden, wofür meine Mutter sie besaß

Statt nach unten zu laufen mache ich mich fertig und lege mich ins Bett. Nach einer halben Stunde wird es ruhiger und ich beschließe, trotzdem noch zu meiner mom nach unten zu gehen und ihr gute Nacht zu sagen. „Ach Wooyoung, du weißt doch, dass du oben bleiben sollst." „ Ich wollte doch nur gute Nacht sagen." „Wooyoung, geh nächstes Mal lieber schlafen, jetzt ist es fast halb elf." Leise seufzend gebe ich ihr einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht, Mom." „Gute Nacht Wooyoung-Schatz."
Auf dem Weg nach oben höre ich die Badezimmertür ein wenig zu laut zuschlagen.

Keep me | WoosanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt