through the day

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Eigentlich hasse ich es Leute zu ignorieren, aber bei San fällt es mir diesmal ganz leicht.

Bis er gegen Abend wieder schreibt.

War das ein Ja oder ein Nein? Oder lebst du überhaupt noch?

Ich wische die Mitteilung weg ohne sie richtig gelesen zu haben, geschweige denn, mir die Mühe zu machen, Instagram zu öffnen. Ich ignoriere es weiter bis zum Abendessen, wo ich die ganze Zeit darüber nach denke was ich denn antworte. Bevor ich schlafen gehe, ringe ich mich dazu durch zu antworten.

Leben tu ich so halbwegs. Training war anstrengend

Ich hoffe gar nicht, dass er schon schläft. Und da, fünf Minuten später kommt die Antwort.

oO was für Training?

Meine einzige aktive Sportart scheint mir am sinnvollsten.

Tanzen. Sondertraining

Das stimmte ganz und gar nicht, aber wenn man schon mal so beim Lügen ist. Außerdem wird es kritisch wenn er morgen wieder fragt, da hab ich nämlich tatsächlich Training.

Cool, ich tanze auch

Kommt zurück. Beinahe hätte ich ich weiß geschrieben, aber ich bremse mich rechtzeitig. Meine nächsten Worte entsprechen dann sogar doch ganz der Wahrheit.

Nice können wir ja vielleicht dann auch mal zusammen machen. Ich muss mich jetzt leider verabschieden, ich bin echt müde. Bis morgen

ja klar, hätte ich auch Lust drauf. schlaf gut

Mit ihm tanzen? Definitiv nein. Ich würde durchdrehen. Zwar will ich echt nichts von ihm aber ich kann bestimmt sagen, dass es mich umbringen würde, nachdem ich im Sportunterricht gesehen habe, wie sein Körper sich bewegen kann.

Abgesehen davon das ich ihn kaum kenne und wohl her nicht mit ihm tanzen gehen würde. Dann entschließe ich mich doch noch zu etwas.

Und San, ich mag dich

Danach stelle ich mein Handy so schnell wie noch nie auf Flugmodus. In Hoffnung, dass das genug Antwort ist, lege ich mein Handy neben mich, mache das Licht aus und drehe mich auf den Rücken. Durch das gekippte Dachfenster sehe ich den wolkenlosen Himmel. Mit Blick auf die Sterne und meiner Musik, die sich zum Glück selbst ausstellt, schlafe ich ein.


Der nächste Morgen ist mir schon fast zu hektisch, weil ich meinen ersten Wecker überschlafe und dadurch mein ganzes Zeitmanagement verschoben ist.

Meine Mom schüttelt nur den Kopf als ich in die Küche stürme und mich über die fehlenden 10 Minuten beschwere. Meine Sachen stelle ich ans Ende der Treppe und wische nach dem Frühstück, was meine mom netterweise schon vorbeireitet hat, durch den Flur wieder nach oben ins Bad. Da putze ich Zähne und als ich an meinem Zimmer vorbei komme schiebe ich Sans Pulli nochmal in eine andere Ecke. Wieder unten will ich so schnell los, dass ich fast meine Tanzsachen vergesse. Das Tschüss für meine mom hört sie vermutlich gar nicht. Mit meinen Kopfhören renne ich so schnell es geht zur Bushaltestelle und bekomme gerade noch rechtzeitig meinen normalen Bus.

Als ich entspannt auf meinem normalen Platz sitze und mein Handy auf meine Beine gelegt hatte, glücklich, dass das Kabel der Kopfhörer so liegt das die Musik nicht zwischen durch stockt, vibriert mein Handy und zeigt mir eine Nachricht von Yeosang.

Zeit mich darüber aufzuregen, dass meine AirPods noch nicht da sind bleibt mir aber gar nicht. Ich hatte durch die fehlenden 10 Minuten nicht die Zeit um meine Nachrichten zu checken und muss jetzt alles über Mobilen Daten beantworten. Instagram hebe ich mir bis zum Schluss auf um nach Sans aw ich mag dich auch :) nichts anderes mehr verarbeiten zu müssen.

Doppelstunde Bio, ein nerviger Yeosang in der Pause, Doppelstunde Chinesisch, eine Pause mit Felix und Doppelstunde Gesellschaft. Das läuft ungefähr so ab.

Ich ziehe Yeosang auf den Flur zu meinem Spind, er mich auf den nächsten Flur der Oberstufe. Ich ihn wieder auf unseren Flur. Bei seinem nächsten Versuch komme ich freiwillig mit nach unten, weil uns die schwarz-weißen Haare gefährlich nahe kommen. Also stehen wir mit Seonghwa an der Tür zum Treppenhaus neben seinem Kursraum. Die Hälfte der Zeit schleiche ich mich ein paar Meter weiter zu Chan und Minho.

Es geht gut, bis Yeosang das bemerkt und mich gradewegs zurück befördert. Als er nicht aufpasst stehe ich aber wieder neben Chan und werde sehr amüsiert Zeuge, wie Minho plötzlich hibbelig wird und zu den Treppen starrt.

Ein schwarzhaariger Junge meiner Stufe kommt durch die Tür. Weniger amüsiert wird es bei dem Jungen neben ihm. Und wer hätte es gedacht, es ist San.

Die beiden stellten sich zu meinen Ausweichsgesprächspartnern und ich machte mich wieder zurück zu Seongsang. Vorsichtig guckte ich nach hinten und beobachte zum Glück nur, wie sich der neue Typ auf Minhos Schulter stützt.

Aber als ich kurz darauf etwas Schweres auf meiner Schulter spüre hat sich das mit dem Glück auch erledigt.

Ich rieche ein anderes Parfum an seinem Pulli als an dem Wochenende. Ehrlich gesagt bin ich fast froh nicht mit Erinnerungen geflutet zu werden. Demnach ist das nicht so und ich bemerke nur eine leichte Note teurem Parfum und eine kommende Verspannung im Nacken. Ich drehte leicht den Kopf und blicke von der Seite in Sans Augen, die wieder diesen seltsamen Schimmer haben, nur noch ein bisschen intensiver als gestern.

Dann klingelt es auch schon. Bestimmt schiebe ich seinen Arm von meiner Schulter und mache, dass ich hoch in unseren Raum komme.

In der nächsten Pause schnappe ich mir Felix, auch weil Changbin nicht da ist und lasse ihn mich massieren. Eine Pause draußen auf einer Bank in der Sonne, an der frischen Luft, mal so über belangloses reden tut auch mal ganz gut.

Felix erzählt von seinem Bruder und dem tea aus der Oberstufe.

„Weißt du, Chan hat ein bisschen rum erzählt, dass ich gerne tanze und jetzt will Minho mit mir zu einem Kurs gehen. So ein Studio in der Stadt. Ich hoffe nur er bringt Jisung nicht mit. Oder noch schlimmer. Yuna. Auf die hätte ich echt keinen Nerv."

So geht es eine Weile bis zum nächsten Unterricht und ich höre interessiert zu, wie er alles Mögliche erzählt, was er größtenteils von Chan haben muss.

Und dann mache ich nach den letzten Stunden, dass ich zum Tanztraining komme.

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Dylan Conrique - get over you
that's the song recommendation.

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