Am nächsten Tag ist es warm, aber bewölkt und weil ich erst bemerke, dass ich meine Tanzsachen vergessen habe, als ich schon an der Bushaltestelle stehe, muss ich zurück rennen und komme unangenehm verschwitzt in meinen Matheunterricht. Sehr kurz davor eingetragen zu werden. Momo guckt mich selten mitleidig an, weil ich sonst immer der Pünktliche bin und zeigt mir die Seite auf der wir sind.
Unspektakulärer Vormittag, Yeosang in einer Welt, in der nur Einhörner und Seonghwa existieren, Felix in den Pausen, einmal massiert er mich und einmal gucke ich mit ihm nach den Leuten aus der Dance Crew mit Changkyun.
Koreanisch ist relativ schnell um und ich sehr schnell im Bus zum Tanzstudio. Ich treffe Hwanwoong und wir machen uns zusammen warm. Bevor wir wieder alleine arbeiten, tanzen wir alle einmal gemeinsam Nice To Meet Ya um in die Routine rein zu kommen. Danach müssen wir allerdings alle nochmal Mr. Jungs Vortrag anhören, denn Jisung, der jüngste und Jay, der Junge von neulich auf dem Schulhof waren letzte Woche nicht da.
Uns wird offenbart, dass Lee Taeyong, ein anderer Junge aus dem Kurs, der aber schon länger nicht da war, vorerst nicht wiederkommen wird. Er hatte eine Bänderzerrung, verheilt, aber kurz darauf wieder blöd aufgekommen und durch die Belastung eine Entzündung.
Deswegen sollen wir uns regelmäßig im Krankenhaus abchecken. Ich muss wieder an mein Knie denken und hoffe einfach nur, dass es nichts Schlimmes ist. Mindestens zwei Monate auf jeglichen Sport, Tanzen also mit eingeschlossen, zu verzichten ist nicht gerade ein Traum.
Als das Tanztraining zu Ende ist treffe ich mich mit Beomgyu, einem von Yeonjuns Freunden und fahre mit ihm nachhause. Er nimmt den direkten Weg zum Entertainment, wie Yeonjun letztes Mal. Ich verabschiede mich und fahre weiter nach Hause.
Freitag. Endlich Freitag. Aber Freitage fangen auch mit Chemie an. Ein Fach, das abgewählt wird. Dann kommt eine Stunde Weltgeschichte. Und dann koreanische Geschichte. In den Pausen tue ich so, als würde ich mit meiner Cousine über eine anstehende Familienfeier reden. Die es eigentlich nicht gibt, aber wenn mich mein bester Freund auf Teufel komm raus mit Choi San verkuppeln will, warum nicht und selbst schuld. Dinge die ich in den Pausen tue reichen von, in der Bibliothek chillen über Toilette und Gespräche mit Lehrern zu, ganz offen, ich will nicht.
Felix, Changbin und die anderen aus der Clique nicht zu vergessen. Fast peinlich wie ich mich davor verstecke, San nicht zu sehen. Und komplett ohne Grund.
Obwohl.
Aber an dem Punkt habe ich keine Lust wieder von vorne anzufangen.
Eigentlich bin ich nicht der Typ, den man einfach so bemerkt, wenn er irgendwo auftaucht. Aber irgendwie zweifle ich, ob man ich nicht doch langsam auffällig bin, wenn man mich überall und nirgends findet. Andererseits bin ich aus meiner relativ bekannten Freundesgruppe der unauffälligste.
Felix kennen alle. Der hübsche Australier mit den Sommersprossen, Modebewusstsein, der verstellbaren, tiefen Stimme, mit einem Bruder in der Oberstufe und absolut eine Person die mit Aufmerksamkeit klar kommt und sie verdient.
Seit Changbin einmal für den Chor gerappt hat, kennt ihn die ganze Schule und sogar die Lehrer sind von seinem Talent überwältigt. Er ist relativ klein und mag wie der typische badboy wirken, ist aber total verständnisvoll, lieb und schlau.
Yeosang ist normalerweise die Liebenswürdigkeit in Person. Einmal hat er für einen bundesweiten Mathe Wettbewerb teilgenommen und hing Monate überall in der Schule auf Plakaten. Nicht, dass ich das nicht auch tun würde, aber ihn haben alle wieder erkannt. Abgesehen davon hatte er auch gewonnen und musste im Fernsehen dafür eine Rede halten. Und es hatte ihn furchtbar aufgeregt, allen in seinen Instagram Nachrichten antworten zu müssen. Irgendwann hatte er mich damit beauftragt, auch, weil er oft nicht wusste, was er schreiben sollte. Er ist zwar ein bisschen schüchtern, aber sehr hübsch und unfassbar schlau.
Felix Bruder Chan, in der Stufe über uns hängt manchmal auch mit uns ab, wenn wir ihm nicht zu kindisch sind. Und er ist sowieso einer dieser Schüler in den Abschlussklassen, auf die sogar Siebtklässler stehen, weil er so hübsch ist und sich deswegen nicht unbedingt mit seinem Bruder und dessen Freunden abgibt. Das würde er aber niemals sagen, dafür ist er viel zu höflich.
Jongho, eine Stufe unter uns, ist genau wie Changbin durch einmaliges Auftreten mit dem Chor für seine Stimme bekannt. Und da wir Nachbarn sind und uns privat kennen, hängt er auch öfters mit uns ab.
Manchmal machen wir was mit den Freunden meiner Cousine und zwei Mädchen namens Yuqi, sie ist ebenfalls Chinesin, und Ryujin, einer total hübschen, beliebten Koreanerin auch in unserer Stufe.
Im Gegensatz zu all denen bin ich nicht besonders. Ich war immer der schlauste und konnte viel, mittlerweile bin ich eigentlich nur noch Durchschnittsschüler, was Yeosang mir aber ständig versucht auszureden. Ich bin immer am besorgtesten wenn irgendwas los oder passiert ist und warte eigentlich nur darauf, dass mir jemand sagt, das das nervt. Mein Style ist nicht sehr auffällig und auch sonst habe ich nicht wirklich viele Besonderheiten. Mir wird oft gesagt ich sehe aus wie BTS Park Jimin, aber in der Schule macht mich das zu keiner Person, die man deswegen kennen muss.
Klar, man kennt mich, aber ich bin nicht besonders. Ich war zwar zwei Jahre Schülersprecher und trotzdem bin ich nicht in der In Clique der Schule, wie Felix zum Bespiel, und werde nur selten angesprochen. Und auch nicht obwohl ich in sehr vielen verschiedenen Gruppen Freunde habe und Leute kenne. Für meine Freunde mag ich medizinisch auf dem aktuellsten Stand sein und für jeden der ansatzweise anfängt zu overthinken bin ich der Mensch zum ausheulen, aber davon profitiert ja niemand anderes.

DU LIEST GERADE
Keep me | Woosan
FanfictionAbgesehen davon, dass wir aus derselben Flasche trinken. Als ich sie ihm zurück gebe guckt er mich bereits an. „Fandest du mich gut?" „Ja. Sehr gut.", er hebt eine Hand und streicht mir eine Strähne aus der Stirn, „Und du? Fandest du dich auch gut?"...