Keep me | Woosan

thinking

Die ganze Situation bringt mich ein bisschen aus der Konzentration und als wir das das zweite Mal machen, hält mich San zusätzlich fest und intensiviert alles nur noch mehr. In diesem Moment bin ich froh, dass ich mich so gequält habe, jeden einzelnen Schritt zu perfektionieren, als ich den Tanz gelernt habe. Das zahlt sich jetzt aus.

Wir sind wieder bei I'm so sick of this fake love und ich merke wie San ganz nah hinter mir steht. Drei Sekunden später habe ich für den nächsten Move seine Hand auf meinen Augen, die ich, aus Reflex, selber noch festhalte, anstatt meine nur drüber zu legen. Das dauert auch nur weitere drei Sekunden, aber reicht für alle Anwesenden aus, um noch mehr durchzudrehen. Und ich werde es definitiv nicht so schnell vergessen.
Zwischen den Schritten sehe ich mindestens drei Handys und weiß einfach, dass auf jeden Fall Yugyeom, Yeosang und Felix alles aufnehmen und es bei nächster Gelegenheit unter anderem Hwanwoong unter die Nase reiben.

Als das Lied vorbei ist stehen San und ich schwer atmend in der Mitte und werden bejubelt. Ich verziehe mich zu Felix und hoffe, dass er von irgendwoher Wasser organisiert hat. Dann tanzt Yugyeom, aber mir wird das Handy schon wieder hingehalten.

Nach kurzem Überlegen entscheide ich mich nicht für Nice To Meet Ya, sondern für Bad von Christopher. Die kleine Pause ist schnell vorbei und nach einer unglaublichen Performance von Yugyeom bin ich wieder dran.

Und dann tanze ich einfach.
Nicht wie im Studio und nicht wie auf einem Wettkampf, einfach für mich. Ich blende die Menschen um mich herum aus und tanze so, wie ich es mache wenn fast niemand zuguckt. Nicht eins zu eins nach Choreographie. Einfacher, leichter, entspannter. Ich bin auf der Kippe zwischen San zeigen was ich kann und nach Regeln tanzen und gefallen, immerhin gucken mir unglaublich viele Leute zu.

Und irgendwo da bin ich auch noch, als das Lied vorbei ist. Langsam dringt der Lärm zurück und mischt sich neben der Musik in meine Wahrnehmung. Yunho und Felix kommen klatschend auf mich zu und umarmen mich. Ich sehe Hyunjin und Seonghwa mich anerkennend angucken, Huijun und Alex nicken.
Und wie in einem Film zieht das alles in verschwommenen Schatten an mir vorbei.

Ich sehe nur San.
Wir gucken uns an. Eine Sekunde. Drei Sekunden, fünf Sekunden, zehn Sekunden.
Dann verändert sich sein Gesichtsausdruck und ein Lächeln huscht zwischen den Emotionen über seine Lippen und mit dem blauen Schimmer durch seine Augen.
Dann geht er nach vorne, auf mich zu. Ich werde weggezogen und mache San Platz.

Er tanzt zu The Hills von The Weeknd und ich kann mich gerade noch hinsetzten bevor er anfängt.

Er tanzt umwerfend. Sexy und freizügig, bewusst und elegant. Ich bin überwältigt. Ich habe noch nie einen Menschen so schön tanzen sehen. Nicht Hwanwoong, nicht Suzy, nicht Felix und nicht Siyoung.
Plötzlich habe ich Tränen in den Augen und es ist schwer zu atmen. Mir fällt auf wie stickig die Luft ist und mir wird, obwohl ich nicht viel getrunken habe, übel. Ich muss einfach aus diesem Raum raus. Größtes Clichée was jetzt mit mir passiert, dass es mir auf einmal schlecht geht.
Weil mich Erinnerungen einholen, die ich jeder Zeit erwarte, nur nicht jetzt.

Ich suche mir einen Weg zur Haustür und lehne mich draußen gegen den Verandazaun mit dem Gesicht zur Straße. Drinnen fängt ein anderer Song an und alle schreien wieder. San ist wohl fertig und die anderen haben spätestens jetzt bemerkt, wie gut San getanzt hat.

Erneut wird ein anderes Lied gespielt und ich höre die Tür hinter mir aufgehen und ein Schwall warme Luft, laut aufgedrehte Musik und Jubel treffen auf meinen Rücken und ziehen an mir vorbei.
San stellt sich neben mich und dreht sich mit dem Rücken zur Straße so, dass er mich sehen kann, wie ich mich auf dem Zaun aufstütze und in die Nacht gucke.

Er hat eine Wasserflasche in der Hand und trinkt, mit seinem Kopf in den Nacken gelegt. Dann hält sie mir hin. Ich nehme sie und trinke auch, größtenteils um mich von dem Anblick eines verschwitzen und absolut gutaussehenden Sans neben mir abzulenken.
Abgesehen davon, dass wir aus derselben Flasche trinken. Ich gebe sie ihm zurück und er guckt mich an. „Fandest du mich gut?" „Ja. Sehr gut.", er hebt eine Hand und streicht mir eine Strähne aus der Stirn, „Und du? Fandest du dich auch gut?"

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heyo, ganz kurz, weil das wahrscheinlich mein Lieblingskapitel bis jetzt ist muss ich mal kurz jemandem Danke sagen. Ohne -LeMin- hätte ich nicht mal geschafft mein Cover zu gestalten und die gefühlte Hälfte der Kapitel zu veröffentlichen. Also danke, danke, danke! (Außerdem eine umwerfende Autorin 🥹)