away

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Seine Augen funkeln beinahe und hätte ich nicht gesessen wäre mir sicherlich schwindelig geworden und ich zur Seite getaumelt.
Der blaue Schimmer macht es nicht besser und ich frage mich einmal mehr, ob ich der Einzige bin, der ihn sieht. Ich will schon wieder weggucken, weil ich diesen Blickkontakt klar unterschätzt habe, da schleicht sich ein neuer Ausdruck auf sein Gesicht. Es sieht aus wie Besorgnis.

Ich schütte leicht den Kopf und kneife die Augen zusammen. Statt darauf einzugehen wende ich mich schnell ab und tue so, als ob mich das Gespräch zwischen unseren Müttern wahnsinnig interessiert.
Trotzdem mustert San mich weiterhin, auch noch, als ich mich zur anderen Tischseite drehe und von einem Mann schräg gegenüber angesprochen werde.
„Wooyoung, was würdest du denn zu der aktuellen Exportsituation sagen? Du sahst so aus als ob dich das Gespräch sehr interessiere?"
Ein höfliches Lächeln begleitet die Fragen und ich müsste mich eigentlich dafür loben, wie interessiert ich anscheinend aussah, denn dann hat mein Ablenkungsmanöver von San tatsächlich funktioniert.
Schlechte Nachricht ist , dass ich tatsächlich nur so aussah, als würde es mich interessieren, weil ich absolut keinen Plan habe, worüber wirklich geredet wurde.

Ich will gerade peinlich berührt etwas erwidern, da räuspert sich San und steht auf. Er richtet sein Jackett und tut so, als würde er etwas in eine Tasche stecken bevor er auf den Mann zugeht, der mich gerade angesprochen hat und sich auf seiner Stuhllehne abstützt.
„Das ist sehr aufmerksam von dir, Wooyoung", er betont meinen Namen extra so, als würde er mich nicht kennen, „in euer Gespräch mit einzubeziehen, Jinhyeong. Aber ich wollte ihn gerade fragen ob er mich für einem Moment nach draußen begleitet, so lange er nichts dagegen hat."

Seine Miene bleibt unverändert, nur ein spielerisches Lächeln auf den Lippen. Mein Blick jedoch zuckt von ihm zu „Jinhyeong" zu meinen Eltern. Mein Vater nickt schließlich. Ein ganz dezentes Nicken, das nicht duldet, dass ich mich in irgendwelche Schwierigkeiten bringe. „Ich komme später gerne auf das Angebot zurück.", erwidere ich noch, bevor ich aufstehe, meinen Stuhl gesittet zurück an den Tisch schiebe und San um den Tisch herum nach draußen folge.
Dabei höre ich noch eine Bemerkung von dem Mann, der mich vorhin schon angesprochen hat. „Hab ihm schon oft gesagt das er das mit dem Rauchen lassen soll." „Ja, eigentlich wirklich schade."

Ich warte darauf, dass wir durch die Tür sind, die er mir aufhält, bis ich etwas sage.
„Du rauchst?"
Seit ich dadurch ein Stück vor ihm gehe muss ich mich jetzt umdrehen um ihn anschauen zu können.
„Nein man. Jinhyeong raucht. Ich hab mir nur sein Feuerzeug geklaut."
Er schließt zu mir auf.
„Aber warum..." „.. meinte ich das dann? Ich brauchte ne Ausrede um da weg zukommen. Wirtschaft und Wirtschaft, Probleme hier und Gewinn da. Kann sich ja keiner mehr anhören. Nicht mal du hast aufgepasst."
War ich so offensichtlich? Andererseits hat er mich auch die ganze Zeit beobachtet.
„Außerdem interessiert mich brennend seit wann du dich für Pharmazie interessierst."
Er wirft mir einen triumphierenden Blick zu während er mir erneut eine Tür aufhält. Diesmal ist es die, die vor das Gebäude führt.

Ein Blick in Sans Augen und ich kann vergessen ihn anzulügen.
„Gar nicht. Aber Wirtschaftspsychologie? Das kann man doch nicht machen wollen. Ich musste mir irgendwas Besseres einfallen lassen das Niveau hat."
San lacht, dann ist Stille. Wir stehen einfach da, vor dem Eingang, neben dem abgetrennten Bereich vor der Tür und starren auf den Boden.
Irgendwann greift San unter sein Jackett und zieht ein kleines Etui hervor. Ich beachte das erst gar nicht, bis er es mir aufgeklappt hinhält.

„Willst du?"
Ich gucke hoch, direkt auf eine Reihe Zigaretten. „Ich dachte du rauchst nicht?", frage ich leicht irritiert, während ich den Kopf schüttle.
„Tue ich auch nicht.", er zuckt mit den Achseln und nimmt sich eine. Nachdem er die restlichen wieder weggesteckt hat, holt er ein Feuerzeug aus seiner Jackettasche.
„Sind Jinhyeongs. Ich hab die nur für sowas hier. Falls ich kein Bock mehr habe. Musste er mir vorher versprechen bevor wir her sind. Wir sind ja nur wegen ihm da. Er ist mein Cousin und hat eine ziemlich hohe Position hier. Und ich muss jetzt auch nur rauchen, weil wir zu hundert Prozent beobachtet werden."

Er steckt sich die Zigarette zwischen die Lippen, senkt leicht den Kopf und hebt die Hand, um sie anzuzünden. Mein Kopf macht automatisch einen Close-up Shot von seinen Lippen.
„Dein Vater ist auch relativ angesehen hier, richtig? Aber dieses ganze Business Ding ist nicht so deins oder?"
Er dreht sich weg, damit der Rauch, den er ausatmet, mich nicht direkt trifft.

„Nein. Guck San, wir beide sind nicht wirklich close. Eigentlich kennen wir uns fast gar nicht. Ich weiß also nicht warum ich dir irgendetwas Tiefergehendes über mich erzählen sollte. Ich bin dir zwar unendlich dankbar das du mich mit rausgenommen hast, aber lassen wir es dabei das das Pharmaziestudium eher dein Ding ist. Ich würde viel eher dich nach Nachhilfe fragen müssen."

Oh das hätte ich besser nicht sagen sollen. Jetzt klingt es so, als würde ich ihn stalken, wobei ich doch gerade erst gesagt habe, dass wir uns überhaupt nicht kennen. Aber San lacht nur und atmet dabei Rauch aus.
„Okay."
Danach ist wieder Stille.
Ich beobachte, wie er einen Zug nimmt und in dieser faszinierenden Bewegung die Zigarette mit den Fingern abklopft. Er atmet aus.
„Wieso hustest du eigentlich nicht? Dafür das du angeblich nicht rauchst sieht das ganz schön geübt aus."
Er lacht wieder und lehnt sich gegen einen Vorsprung der Wand, die die Glasscheiben umrandet. „Partys. Man lernt da nicht nur was Never have I ever für dunkle Seiten hat sondern auch vieles über so ganz andere Dinge."
Diesmal lache ich, wobei ich trotzdem noch das Gefühl habe, dass San mir böse nimmt, was ich darüber meinte, dass wir uns eigentlich nicht kennen. Aber ich habe doch Recht, oder?

San atmet ein letztes Mal von der Zigarette ein und lässt sie dann fallen um sie mit den Schuh auszutreten. Dann hebt er sie wieder auf und schmeißt sie in einen Mülleimer auf der anderen Seite des Eingangs. Wo er schon mal da ist, hält er mir gleich wieder die Tür auf. Als ich zurück in die Eingangshalle trete höre ich ihn dicht hinter mir.

„Wir könnten ja irgendwo anfangen. Ich hab gehört du bräuchtest Chemie Nachhilfe?"

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I don't smoke so I apologize for wrong vocabulary.

Keep me | WoosanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt