surprised

389 25 2
                                    

Ich schaffe es nicht, dem Strom an Schülern auszuweichen, als ich die Treppen runter und durch die Flure gehe. Kaum habe ich das Schulgelände verlassen und den Weg zur Bushaltestelle eingeschlagen, krame ich meine Kopfhörer und mein Handy aus meinem Rucksack.

Die Kabel sind mal wieder so verknotet, dass ich fast die Hälfte der Zeit, die ich auf den Bus warte, dabei bin, das Chaos zu entwirren. Und während ich so durch den Regen die Anzeige der Linienbusse mustere, fallen mir zwei ganz wesentliche Dinge auf.

Erstens, dass meine AirPods bis gestern eigentlich geliefert sein sollten, was meine Laune wenigstens ein wenig hebt, mit der Aussicht auf kabellose Kopfhörer in nächster Zeit.

Und zweitens, dass mich ein Typ mit blonden Haaren, keine fünf Meter von mir entfernt, regelrecht anstarrt.

Nach genauerem Hinsehen erkenne ich Park Seonghwa aus der Stufe über mir. Ich bin allerdings sehr verwundert, dass er jetzt auf mich zu kommt, neben mir stehen bleibt und mich anspricht. „Du bist doch Jung Wooyoung, der beste Freund von Kang Yeosang oder?" „Ja?"  „Gut, ich wollte nur wissen wo er heute war. Ich sollte nämlich... ähm... wir ...ja. Wo war er denn." „Yeosangie war heute krank. Aber wenn du willst kann ich ihm was von dir ausrichten. Wir sind zufälligerweise Nachbarn und ich gehe ihm nachher die Hausaufgaben vorbei bringen." Hätte er das Yeosangie gehört, wäre ich jetzt wahrscheinlich sonst wo gelandet. Er hasst es, wenn ich ihn so nenne, aber wenn schon ein Oberstufenschüler persönlich etwas von ihm möchte, dann kann ich mir ein bisschen Spaß auf seine Kosten erlauben. „Oh nein ist schon gut. Hmm, dann sag ihm gute Besserung von mir." „Ja mach ich. Tschau." „Ja bis dann irgendwann mal."

Kurz darauf kommt der Bus und ich bin froh dem Regen entwischen zu können.

Im Bus wäre ich fast eingeschlafen nachdem ich mir lang und breit den Kopf darüber zerbrochen habe, was Seonghwa wohl von Yeosang wollte.

Kim Hongjoong, ein netter junger Mann, der ebenfalls in unserer Straße wohnt, erinnert mich auf seinem Weg zur Tür auch daran auszusteigen. Ich schnappe mir hastig meinen Rucksack, der neben mir auf dem Sitz liegt und bedanke mich, als ich mit ihm den Bus verlasse.

Der Regen hat während der Busfahrt langsam aufgehört und es tropft nur noch hier und da etwas in die Pfützen. Zu I don't miss you laufe ich die paar hundert Meter Straße zu unserem Haus runter. Im Gehen krame ich im Rucksack nach dem Schlüssel, bleibe beim Rausholen in meinen Kopfhörern hängen und ziehe das Kabel aus dem Handy und aus meinen Ohren. Also muss ich erstmal stehen bleiben und alles ordnen bevor ich aufschließe und durch die Haustür trete.

Drinnen weht mir der angenehme Duft von frischen Pfannkuchen entgegen. Gewohnheitsgemäß ziehe ich Schuhe, Jacke und Rucksack aus und lasse alles in der Garderobe liegen.

Meine mom steht in der Küche und schaltet gerade die Herdplatten aus als ich reinkomme. „Wooyoung, magst du die fertigen Pfannkuchen mit ins Esszimmer nehmen, es ist schon gedeckt.", werde ich begrüßt. „Ja klar mach ich." Ich gehe zu ihr hin, gebe ihr einen Kuss auf die Wange und nehme ihr den Teller mit den Pfannkuchen ab. Zusammen mit einer Schüssel Apfelmus balanciere ich ihn aus der Küche.

Nach dem Essen suche ich die Aufgaben für Yeosang und mich zusammen und verabschiede mich von meiner Mom.

Während des Mittags hatte ich ihr erzählt, dass ich gleich den Nachmittag im Haus neben an verbringen würde.

Sie gibt mir gleich Hustensaft mit, aber als sie mir noch Fieberthermometer und Bücher für Yeosangs Mutter in die Hand drücken will, stehe ich schon angezogen in der Garderobe. Mein Schlüssel liegt auf dem Regalbrett und ich kann ihn im Gehen problemlos mitnehmen. Meine mom steht hinter mir in der Tür und guckt mir lächeln nach als ich, statt zur Straße zu gehen, über den niedrigen Holzzaun klettere und über den Rasen zum Eingang laufe.

Keep me | WoosanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt