ready to move

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Ich spiele kurz mit dem Gedanken anzufangen zu diskutieren. Und mich am Schluss um Kopf und Kragen zu reden.

Ich lasse es.

„Ich hab ihn ausversehen angezogen. Wirklich. Eigentlich lag er auf dem Stapel für die Wäsche und dann habe ich den wahrscheinlich vertauscht." Es ist ja die Wahrheit. Die halbe Wahrheit. Yeosang wird sich sowieso nicht damit zufrieden geben. „Ah." Er schaut mich herausfordernd an. „Was? Ich werde sicher nicht mit dir die nächste Pause verbringen." „Aber das ist doch süüß. Das müssen wir erzählen."

Ich hebe ruckartig meinen Blick. „Das wagst du nicht." Yeosang hüpft auf seinen Platz zurück. Ich hinter ihm her, bemüht mir meinen Ärger nicht anmerken zu lassen. „Bereite dich auf deinen Abschiedsbrief vor." Ich beiße meine Zähne zusammen. „Okay okay, ich sag nichts. Dir ist aber schon klar, dass es keine Garantie gibt, dass es nicht jemand anderes macht oder ich das demnächst dann ausversehen erwähne." Ich schlage ihm gegen die Schulter. „Das Angebot mit dem Brief steht noch." Obwohl ich es ihm natürlich nicht übel nehmen kann, kann er in nächster Zeit seine Klappe nicht halten. So viel wie er jetzt mit Sanhwa abhängen wird. Er reibt sich seinen Arm und zur Schulter rauf und ich drehe mich um mich auf meinen Platz zu begeben.

Die nächste Pause laufe ich sehr verplant und offensichtlich über den Schulhof um meine Cousine zu suchen. Letztendlich bleibe ich bei Jüngeren stehen und beobachte sie, wie sie an einer Choreographie arbeiten. Unauffällig stelle ich mich an die Seite und mustere einen rothaarigen Jungen, der mit seinem Gleichgewicht zu kämpfen hat während er versucht aus einer halben Brücke wieder hoch zu kommen. Seine Beine haben einen festen Stand und auch seine Arme nimmt er für den nächsten Schritt mit und zieht sich dadurch nach oben. Trotzdem schafft er es nicht, danach wieder gerade zu stehen. Kurz entschlossen gehe ich die paar Meter auf ihn zu und spreche ihn an. „Versuch nicht alles auf einmal zu machen. Entweder stehst du tief, lehnst dich weit nach hinten oder gehst in den nächsten Schritt. Nicht alles auf einmal wenn du das mit dem Gleichgewicht nicht einschätzen kannst." Überraschenderweise guckt er mich nicht ganz so abwertend an wie ich vermutet hatte.

Er will antworten, aber ein schwarzhaariger, breiterer Typ schneidet ihm aber das Wort ab. „Er kriegt das schon hin. Wenn er das nicht alleine schafft, dann hat er hier nichts zu suchen." „Changkyun sei nicht so gemein.", mischt sich ein langhaariges Mädchen ein, die nur auf einem der Tische an der Seite sitzt und viel zu fein zum Tanzen aussieht. „Halt den Mund Minnie, du weißt was läuft." „Ähm sorry?", mache ich einen Versuch.

Ich fühle mich ein bisschen wie in einem Film, den man zu schnell vorgespult hat. „Was willst du noch?" Pampt mich dieser Changkyun an. „Ihm helfen? Um ehrlich zu sein sieht er eher aus, als ob er Schmerzen hat, das hat nichts mit Können zu tun. Außerdem sieht er gut aus und hat einen athletischen Körper, gute Voraussetzungen zum Tanzen. Also würde ich ihm tatsächlich lieber helfen, auch dir zur Liebe. Euch."

Ein eifersüchtiger Ausdruck zieht ganz kurz über das Gesicht von dem Schwarzhaarigen. Der Rothaarige macht derweil noch einen Versuch hochzukommen und bevor er es ganz geschafft hat, verzieht er das Gesicht und hält sich eine Hand an seinen Bauch. Die Konzentration ist aus seinem Blick gewichen und macht dem Schmerz Platz und das wirkt sich auch auf seinen Körper aus. Ein minimales Zucken in seinen Beinen und dann bricht er zusammen. Ganz filmreif fängt Changkyun ihn auf.

Die umstehenden, größtenteils Jungen, murmeln leise und machen uhhh Geräusche. Ein bisschen verlegen stehen beide schnell wieder normal und der Rothaarige immer noch mit einer Hand auf seinem Bauch. Entschlossen gehe ich auf ihn zu und hebe sein Shirt hoch. Changkyun, der neben mir als einziger noch mit einen Blick auf seinen Bauch hat zieht scharf die Luft ein. „Shit Hyungwon." Hyungwon heißt der Typ also.

Und Hyungwon hat seltsam ungesunde blaue und lilane Flecken auf seinem Bauch. Er schiebt schnell das Shirt wieder runter. „Das ist nichts." Die anderen haben sich wieder ihren Tanzschritten zugewandt, scheint ja echt wichtig zu sein, alles zu perfektionieren. Minnie, die bis eben über die anderen geguckt hat, wendet sich jetzt uns zu und guckt leicht neugierig und besorgt.

Changkyun streicht sich sichtlich gestresst durch die Haare. „Ich möchte euch ja ungern was vorschreiben, aber ich denke es wär besser das abchecken zu lassen." Ich zeige in Richtung Sekretariat. Jetzt sehen beide gestresst aus und ich bereite mich auf einen wütenden Ansturm vor. Da fällt mein Blick im Augenwinkel auf schwarz-weiße Haare, die sich wiederrum in unsere Richtung bewegen. Auch Changkyun dreht sich um und findet die Haare überraschender Weise ebenfalls. „Scheiße. Warum kommt San denn jetzt?"

Minnie guckt auf die Uhr an ihrem Handgelenk. „Er ist nur pünktlich.", sagt sie und zuckt mit den Schultern. „Du weißt ja was er machen soll und du kennst die Schritte. Kannst du mit ihm das machen? Ich denke wir sollten wirklich gehen." Er guckt sie bittend an. Sie zuckt wieder mit den Schultern, aber nickt. Sie steht auf und gibt die Sicht auf einen Collegeblock und eine Federtasche frei, die hinter ihr auf dem Tisch liegen. Ich schätze den Abstand zu San, lasse die beiden Jungs aus den Augen und gehe auf den Tisch zu. Schnell nehme mir einen Stift, schlage den Block auf und kritzle meine Nummer auf die erste freie Seite. Den reiße ich ab, bevor ich mich aus dem Staub mache.

Während ich seinen James Bond Sprint hinlege um ins Gebäude zu kommen sehe ich wie Changkyun Hyungwons Hand nimmt und ihn vorsichtig an dem ankommenden San vorbei zum über den Schulhof führt.

Ich nehme den Umweg durch die Gebäude und passe die beiden ab, ehe sie das große Hauptgebäude betreten. „Wooyoung.", sage ich, während ich Hyungwon den Zettel mit der Nummer in die Hand drücke.


Keep me | WoosanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt