contemplating

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Gegen Nachmittag fange ich ein neues Kdrama an und bin für die nächsten Stunden so vertieft, dass ich mein Handy erst höre, als es zum dritten Mal klingelt.
Bevor ich den grünen Hörer drücken kann, wird am anderen Ende der Leitung aber schon wieder aufgelegt.
Verwirrt will ich Yeosang drei Fragezeichen schicken, komme aber gar nicht so weit, weil ich sehe, dass er mich bereits mit mehr als genug Nachrichten vollgespamt hat.

Die erste Nachricht war:

hast du Mathe gemacht 

Und die letzten:

hilf mal jetzt
ehrlich

Ich schreibe zurück.

Woah chill
ja ich mach gleich
frag doch deinen Mann ob er dir hilft

Seufzend pausiere ich die Serie und lehne mich auf meinem Bett nach vorne, um hinten runter zu greifen und meine Schulsachen aufs Bett zu ziehen. Ich habe Mathe tatsächlich gemacht, bin mir aber nicht sicher ob es richtig ist. Wirklich nicht sicher.
Genau das schreibe ich ihm, bevor ich ihm versichere, später alles zu schicken.

Kuss

Kommt zurück von Yeosang. Ich schicke einen zustimmenden Sticker.

Danach rutscht das Matheheft langsam zur Seite runter und wird beschleunigt als ich mein Handy unbedacht zur Seite und dagegen werfe. Ich bin versucht einen Fluch auszustoßen, aber reiße mich zusammen und drücke die Leerzeichentaste auf meinem Laptop und lasse meine Serie weiterlaufen.

Bevor ich wieder so sehr versinken kann, dass ich vermutlich erst kurz vor Mitternacht wieder hochgucken würde, klappe ich 20 Minuten später mein Macbook zu und setzte mich ordentlich auf dem Bett auf.
Keine Sekunde zu spät, denn prompt ruft meine Mom von unten hoch, dass es Essen gibt. Ich rufe zurück und strecke mich seufzend, die Arme über den Kopf gehoben. Unmotiviert und mit schlechtem Gewissen bleibe ich aber noch sitzen und gucke auf mein am Boden liegendes Matheheft.
Eigentlich hatte ich heute wirklich vorgehabt zu lernen. Jetzt ist der Tag sowieso fast rum und es würde sich auch nicht mehr lohnen nach dem Essen anzufangen.

Genauso mache ich das dann auch und nachdem ich mich durch das Abendessen gequält habe. Mein Dad redet immer noch nicht mit mir, meine Mom versucht nach jedem zehnten Bissen eine Konversation zu starten, aber meine einsilbigen Antworten sind ihr zu zäh und mein Dad ist ihr zu angriffslustig.

Seit vier Minuten schiebe ich jetzt ein Stück gebratene Paprika zwischen zwei Häufchen Reis hin und her, während ich darauf warte, dass die Zeit vergeht.
Bei meinem Blick auf die Wanduhr begegne ich dem meiner Mom, der mich zurrechtweist, dass ich aufhören soll mit meinem Essen zu spielen. Ohne ein weiteres Mal nach oben auf die Uhr zu gucken esse ich daraufhin auf.
Dann lässt sie mich aufstehen und unter dem abschätzenden Blick meines Vaters verschwinde ich in die Küche.

Um nicht wieder direkt an beiden vorbei zu müssen lasse ich mir Zeit beim Geschirr wegräumen und fange an, die Arbeitsfläche sauber zu machen.
Danach lasse ich den benutzten Topf auf dem Herd mit warmem Wasser volllaufen und stelle ihn auf die Spüle. Die Pfanne spüle ich ebenfalls kurz mit Wasser aus und wische sie mit einem Stück Küchenrolle sauber.

Als ich gerade mit dem Lappen über den Rand des Herdes fahre, höre ich wie meine Mutter durch die Küchentür tritt.
Sie stellt sich die restlichen Teller so, dass sie sie nachher einfach in den Geschirrspüler einräumen kann und bedankt sich für das Aufräumen.

Mit ihr zusammen schlüpfe ich wieder ins Esszimmer und die Treppe hinauf und vermeide so, mich nochmal alleine mit meinem Vater unterhalten zu müssen, obwohl die Chance auf ein normales Gespräch bei nicht einmal zehn Prozent liegt.
Die auf eine weitere Schimpftirade eher bei über neunzig.

Oben bleibe ich kurz leicht außer Atem in meinem Türrahmen stehen, was mir lächerlich vorkommt, als gefühlt Leistungssportler nach so einem mini Sprint schon so heftig zu atmen.

Ich bin immer noch damit beschäftigt meinen Atem zu regulieren und stehe deshalb noch einem Moment länger nur halb im Raum.
Dabei schweift mein Blick durch mein Zimmer und bleibt wie magisch angezogen auf meiner Kleiderstangen hängen. Ganz vorne hängt immer noch das Jackett.
Ich muss blinzeln, weil das Bild vor mir anfängt zu verschwimmen.
Umrissartig liegt meiner Meinung nach jetzt noch etwas anderes am Anfang der Stange. Schwarzer und grauer Stoff hängt zu einer Seite runter.

Ich schüttle energisch meinen Kopf um dieses Bild loszuwerden.
Es gelingt, aber prompt schieben sich andere Szenen vor mein inneres Auge.
San in der Schule. San und ich bei Yugyeom. San an diesem Tisch. San mit Kippe in der Hand. San, wie er mir die Tür aufhält. San, wie er meine Hand hält. San, wie er mich umarmt.

Fast hätte ich laut etwas gesagt, damit das aufhört, aber beherrsche mich im letzten Moment.
Schnell trete ich ganz in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir. Ich denke an alles Mögliche andere was mich ablenken könnte. Yeosang und Seonghwa, Jongho, Chemie, Arzttermine, Badezimmer putzen.

Aber ganz schaffe ich es trotzdem nicht diesen einen Jungen aus meinen Gedanken zu wischen. Ich sitze mittlerweile wieder auf meinem Bett, hebe mein Matheheft auf und nehme mein Handy zur Hand um Yeosang endlich sein Bild zu schicken.

Aber selbst als ich damit fertig bin, spüre ichimmer noch deutlich meinen Herzschlag in meiner Brust. Und er schlägt immer noch einen Takt zu schnell.





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whats up y'all - I'm back

ich weiß, ich weiß ich war zu lange weg, aber hab mir auch nur Jobs ausgesucht, bei denen ich nach jedem Tag auch wirklich erledigt war.
und Schichtdienst im Krankenhaus is not for the weak. ich hab literally einen Monat gebraucht mich daran zu gewöhnen, da war nichts mit Inspiration und so vor sich hin vegetieren.

anyway, hier noch ein wunderschönes filler chap, ich hoffe es klingt nicht weird, hab den Anfang vor 4 Monaten geschrieben, den Rest heute.

Keep me | WoosanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt