pov. Wooyoung
Ich träume wie ich mit San kleine Bäume pflanze. Noch mit geschlossenen Augen ziehe ich die Brauen zusammen. Ich habe absolut keine Ahnung wo her das kam. Fünf Minuten versuche ich wieder einzuschlafen, dann schlage ich die Decke zurück und setze mich auf.
Es ist Sonntag und ich könnte den Tag mal wieder zum Lernen nutzen. Ein paar Klausuren hätte ich tatsächlich noch, im Gegensatz zur Motivation dafür.Mein Handy neben mir vibriert in unregelmäßigen Abständen seit ich den Flugmodus ausgestellt habe. Ich drehe meinen Kopf und sehe einen Haufen von Nachrichten und Benachrichtigungen. Routiniert greife ich neben mich ziehe mein Handy zu mir und hebe es zum Gesicht, um es zu entsperren. Ich will schon unten in der Leiste auf das WhatsApp Symbol klicken, da fällt mir auf, dass ich schon auf der Galerie bin. Mir bleibt kaum Zeit mich zu wundern warum, ehe ich mich an gestern Nacht erinnere.
Und wie es sich da mal wieder zu erinnern gibt.
Nachdem ich geschlagene fünf Minuten auf Minhos Story gestarrt habe und sie ungefähr 500-mal wiederholt habe, habe ich eine Bildschirmaufnahme gemacht. Verlegen bin ich danach von Instagram auf die Galerie gewechselt, um sie dort nur weiter anzustarren.San fasziniert mich. Seine Präsenz sobald er einen Raum betritt. Er lässt alle kollektiv den Atem anhalten und die Köpfe zu ihm rumfahren. Sehr subtil versteht sich, aber alle bemerken ihn.
Und ich bemerke ihn vielleicht ein bisschen mehr. Halte meinen Atem ein bisschen länger an. Schaue ihm ein bisschen länger hinterher. Und kann meine Augen nicht von ihm nehmen.
Ich schalte mein Handy aus, schiebe es unter mein Kissen und drehe mich zur anderen Seite. Ich drehe mich zurück um den Flugmodus einzustellen. Und nochmal.
Gestresst und extrem peinlich berührt zurück im hier und jetzt ist mein erster Impuls das Video zu löschen. Aber als ich es anklicke verhakt sich mein Blick irgendwie von selbst mit dem Bildschirm und meine Wangen werden warm. Aus Reflex schalte ich mein Handy aus und schmeiße es quer über mein Bett.
Ich nehme drei tiefe Atemzüge und fahre mir durch die Haare. Wann ist das bitte alles passiert? Seit wann bin ich so? Langsam greife ich über mein Bett und ziehe mein Handy zu mir. Es öffnet sich sobald ich es angucke, aber mit zwei Swipes bin ich zurück auf meinem Homebildschirm und habe die App Galerie ins Nichts befördert.
Nächste Idee. Mein Kopf denkt schneller als ich ihm zugetraut hätte. Ich müsste das Video eigentlich löschen. Aber ich kann nicht und um ehrlich zu sein will ich auch nicht. Obwohl ich von außen betrachtet gerade wie ein Stalker aussehe. Bin ich nicht. Es ist nur.... San.
Einen frustrierten Laut ausstoßend klicke ich mich auf Instagram und gebe Minhos Namen in die Suchleiste ein. Unter seiner Story entdecke ich zwei Highlights. Ich drücke erneut auf seine Story und hoffe, dass oben eins der Emojis erscheint, mit denen er seine Highlights betitelt hat.
Tut es nicht. Natürlich nicht. Man sieht ja nicht einmal ihn selbst im Video.Ich fahre mir durch die, zugegebenermaßen, ziemlich strähnigen Haare und warte darauf, dass mir etwas Neues einfällt.
Bis auf „duschen gehen" kommt allerdings erstmal nichts mehr.Mein T-Shirt klebt noch halb an meinem Rücken und einzelne Wassertropfen laufen meinen Hals hinunter und werden vom Saum des Handtuchs in meinem Nacken aufgefangen. Mit der Zahnbürste im Mund gehe ich aus dem Bad in mein Zimmer und öffne das Fenster über meinem Bett. Ich bleibe einen Moment stehen und starre in das Graublau, das sich Himmel nennt und sich mal wieder nicht entscheiden kann, wie es heute aussehen will. Nachdenklich putze ich mit einer Hand weiter die Zähne, mit der anderen im Handtuch versuche ich meine Spitzen zu trocknen.
Wieder im Bad gucke ich direkt aus dem nächsten Fenster, die Straße hoch und wieder in den Himmel, als ob sich in der kurzen Zeit etwas verändert hätte.Während ich die restliche Zahnpasta ausspucke und mir anschließend das Gesicht wasche fällt mir auf, dass ich gar nicht mehr über mein Dilemma mit dem San Video nachdenke. Prompt werden meine Wangen wieder heiß und ich klatsche schnell meine Gesichtscreme drauf, um sie abzukühlen.
Das Einzige was mir das bringt, ist die Erkenntnis, dass mein rationales Denken und die Creme in etwa dieselbe Konsistenz haben.Das frustrierte Seufzen kommt aus tiefsten Herzen. Ich wasche die Reste der Creme von den Fingern und ziehe das Handtuch von meinen Schultern über meinen Kopf. Dann starte ich energisch einen erneuten Versuch meine Haare zu trocknen und mich zusammenzureißen.
Auf dem Weg die Treppe runter zum Frühstück gebe ich auf und muss anfangen mich damit anzufreunden, das Video weiterhin in meiner Galerie zu wissen.
Obwohl ich, unter den Bergen an Fremdscham, ein ganz kleines bisschen zufrieden bin.--------
Hallo ihr Sonnenscheinchen, ich bin wieder da, Abi ist überlebt, verzeiht die Pause.
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Keep me | Woosan
FanfictionAbgesehen davon, dass wir aus derselben Flasche trinken. Ich gebe sie ihm zurück und er guckt mich an. „Fandest du mich gut?" „Ja. Sehr gut.", er hebt eine Hand und streicht mir eine Strähne aus der Stirn, „Und du? Fandest du dich auch gut?" ...