Lena
Lena lag neben ihrem Freund, der gerade von ihr gerollt und innerhalb von Sekundenbruchteilen eingeschlafen war.
Frustriert seufzte sie auf.
Das war es dann wieder einmal! Ein paar Küsse, die Klamotten loswerden, ein bisschen Rumgemache, ein paar Stöße, sein Stöhnen und unmittelbar danach die ersten Schnarcher.Vor ein paar Wochen hatte sie versucht, mit ihm darüber zu sprechen, dass sie mit 22 mehr im Bett erwartete!
Zumindest so viel wie am Anfang ihrer Beziehung, als er sich noch Mühe gegeben hatte.„Aber Lena! Sex ist doch nicht alles!" hatte er abgewiegelt.
„Sagte der 80jährige!" hatte sie bissig geantwortet.
Nach einigem Hin und Her hatte er versprochen, sich wieder mehr anzustrengen.
Schon das Wort war ihr bitter aufgestoßen!
Anstrengen!
Wenn ein Typ sich schon anstrengen musste!
Aber sie wollte ihm und ihrer Beziehung noch eine Chance geben.Doch schnell war er wieder in sein altes Fahrwasser zurückgekommen.
Lena grübelte oft.
Sie waren jetzt ein knappes Jahr zusammen.
Er war ein hübscher Kerl, war intelligent, humorvoll.
Die anderen Mädchen beneideten sie um ihn.
Aber tief in sich fühlte sie, dass das Feuer erloschen war, dass sie besser Freunde sein sollten.Sie stand auf, zog sich an, schüttelte ihn leicht.
Unwillig brummelnd öffnete er ein Auge.
„Ich bin dann mal weg!" sagte Lena.
„Schon? Wo musst du denn hin?" fragte er im Halbschlaf.
„Raus aus deinem Leben! Also, als Sex-Date! Das haut nicht mehr hin mit uns beiden!"Schlagartig war Tobias wach.
„Was? Was faselst du da schon wieder?" Er war wütend.
Dauernd meckerte sie an seinen Qualitäten als Liebhaber herum!
Nach einem Jahr wurde eben die Leidenschaft weniger, das konnte man überall lesen!Lena war schon an der Türe.
„Mach's gut!" knallte sie ihm hin und verschwand.
Tobias hatte das Gefühl, ihn hätte ein Güterzug überrollt.
Er liebte dieses schöne Mädchen doch!
Er hätte am Anfang nie daran geglaubt, dass er sie erobern könnte.
Und doch waren sie seit fast einem Jahr ein Paar!
Und jetzt haute sie einfach ab, weil er einmal eingeschlafen war, ohne mit ihr zu kuscheln, wie sie es so mochte?Doch die Stimme in seinem Kopf, die ehrlicher war als er, erinnerte ihn an ihre Worte vor ein paar Tagen.
Erinnerte ihn an sein Versprechen!
Erinnerte ihn an die Anfangszeit!
Und er musste dieser Stimme recht geben!
Widerwillig zwar, aber sie hatte die besseren Argumente.
Lena tanzte zur Bushaltestelle.
Ihr Auto stand wieder einmal in der Werkstatt, sie würde es später holen.
Sie war frei, und sie fühlte, wie gerne sie das war!
Im Bus lächelte sie ein Mann an, ein toller Mann, ein richtiger Mann!
Sie hielt seinem Blick stand, lächelte zurück.
Sie konnte es noch!
Sie konnte noch flirten, sie konnte noch spielen!
Brauchte sie einen Tobias?
Never!Hopsend sprang sie in der Stadtmitte aus dem Bus, sah den tollen Typen noch einmal an, lief lachend durch ihre Stadt, hätte am liebsten die ganze Welt umarmt.
Jetzt konnte sie auch zur Semesterabschlussparty gehen, auf die Tobias absolut keine Lust gehabt hatte.
Wozu hatte er eigentlich noch Lust gehabt?
Nicht einmal auf Lust! dachte sie und kicherte über ihren frivolen Gedanken.Sie würde sich als Belohnung für ihre Entschlussfreudigkeit ein neues Outfit für die Party kaufen!
Eine halbe Stunde später kam sie aus ihrer Lieblingsboutique, in der Tüte war ein heißes Teil von Kleid.
Nicht irgendwie nuttig, eher sehr brav, zumindest von vorne.
In ihr prickelte das Leben!Als sie in ihrer kleinen Wohnung angekommen war, begannen Textmeldungen von Tobias einzutrudeln.
Die ersten las sie noch, die nächsten löschte sie gleich, nach der zwanzigsten machte sie das Handy aus.
Beantworten wollte sie keine.
Sie wollte lieber ein wenig an den tollen Kerl denken, der sie im Bus angelächelt hatte.
Aber so einen Mann würde sie nie abkriegen!
Die hatten sich alle schon die erwachsenen Damen geschnappt, hatten dann ein paar Kinder bekommen, lebten in einem Reihenhäuschen mit ihnen zusammen, warteten gemeinsam auf die Rente!
Oh! Oh! Heute bist du aber böse! meldete sich ihr Gewissen.
Weil's doch wahr ist! Ich habe keine Lust mehr auf die unreifen Jungs.
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Stark
RomanceStark musste Lena ihr ganzes Leben lang sein. Als ungewolltes Kind wuchs sie bei einer bigotten Mutter und ebensolchen Großeltern auf. Doch das hat sie ihren Lebensmut nicht verlieren lassen. Stark musste auch Alex sein, als sein Vater tödlich verun...